Und Nachts die Angst
Hannah Creighton.« Duke zieht die Brauen hoch und tut interessiert, aber er weiß, dass die Hunde nichts finden werden. Abby und Hannah sind genau da, wo sie sein sollen, und nichts verbindet sie mit Randy, dem Deppen, nicht einmal mit der süßen kleinen Tilly. Duke ist der einzige gemeinsame Nenner, und er ist zu schlau, um irgendwelche Beweise zu hinterlassen – außer einigen gut plazierten, aber nicht zurückzuverfolgenden Malen auf menschlicher Haut.
»Und was gibt’s Neues über Vanderholt?«, fragt Duke.
»Wohl noch in der Krankenstation, denke ich. Aber die Staatsanwaltschaft drängt auf die Verlesung der Anklageschrift möglichst schon Anfang nächster Woche.« Montoya verzieht das Gesicht. »Ich wette, Jackie Burke würde den Termin noch früher ansetzen, wenn sie den Kalender manipulieren könnte.«
»Wer wird ihn denn verteidigen?«
»Pierson.«
»Ernsthaft?« Duke schnaubt. »Ich dachte, der alte Clyde wollte in Rente gehen.«
»Jep. Pech für Vanderholt«, sagt Montoya mit einem glucksenden Lachen. »Pierson wird garantiert auf einen Vergleich aus sein, damit er schnell zurück auf den Golfplatz kann.«
15. Kapitel
E in großer Deputy namens Mull hat Reeve in das Büro der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin von Jefferson County geführt. Jackie Burke ist gut gekleidet und sorgfältig frisiert. Nachdem sie sich einander vorgestellt haben, schickt Burke Deputy Mull Kaffee holen, setzt sich hinter ihren Schreibtisch und weist Reeve einen Stuhl zu. »Wissen Sie, Miss LeClaire, ich habe Dr. Lerner gründlich überprüft, bevor ich ihn den Cavanaughs vorgestellt habe. Ich hielt es für klug und sogar notwendig. Aber ich kann nicht gutheißen, dass der beratende Experte eine unerfahrene junge Frau eingeladen hat, meine Hauptzeugin zu befragen.«
Reeve blinzelt, während sie versucht, diese Bemerkung zu deuten. »Na ja, Sie kennen meine Vorgeschichte, oder?«, fragt sie steif und wünscht sich Dr. Lerner her.
»Ob ich von Ihrer Entführung weiß? Selbstverständlich. Und wir alle fühlen mit Ihnen, glauben Sie mir.« Ihr Lächeln ist angestrengt. »Aber bitte erklären Sie mir, wie eine von Dr. Lerners Patientinnen aus San Francisco nach Jefferson kommt und in eine polizeiliche Untersuchung gerät.«
»Ich bin hergekommen, weil … Ich meine, ich habe mich mit Tilly Cavanaugh unterhalten, weil ich darum gebeten wurde.«
»Und Sie haben welche Ausbildung?«
»Ausbildung? Also, ich … ich habe keine.«
»Gar keine?«
»Keine offizielle, nein.«
»Collegeabschluss?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Und doch ist Dr. Lerner der Meinung, es sei angemessen, Sie zu Tilly Cavanaughs Therapie hinzuzuziehen?«
Reeve will antworten, doch Burke hält eine Hand hoch und fährt fort. »Heute haben die Cavanaughs Sie also zu sich eingeladen und Ihnen erlaubt, sich eine Stunde lang unbeaufsichtigt mit ihrer Tochter zu unterhalten. Habe ich das richtig verstanden?«
»Heute Nachmittag, ja.«
»Verzeihen Sie, aber Sie sind doch eine ehemalige Patientin von Dr. Lerner, oder muss man Sie als eine Art Protegé sehen?« Bevor Reeve etwas dazu sagen kann, spricht Burke schon weiter. »Ich brauche einen detaillierten Bericht. Den ich aufnehme, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Sie stellt ein kleines Aufnahmegerät auf den Tisch und drückt eine Taste, und als ein rotes Licht aufleuchtet, blickt sie zu Reeve auf. »Erzählen Sie mir bitte alles, Miss LeClaire. So genau wie möglich.«
Reeve rutscht auf dem unbequemen Stuhl herum, der sich immer mehr wie eine Anklagebank anfühlt, holt tief Luft und bemüht sich, die wichtigsten Punkte ihres Gesprächs mit Tilly wiederzugeben.
Burke hört ihr mit verkniffener Miene zu, trommelt mit den rotlackierten Nägeln auf den Schreibtisch und hält schließlich an einem Punkt inne. »Lassen Sie mich kurz hier unterbrechen.« Auf ihrer Stirn erscheint eine steile Falte. »Sie wollen also sagen, dass Tilly Ihnen wichtige Beweise gezeigt hat?«
»Nein. Ich bin sicher, dass sie mir nichts gezeigt hat, was Sie nicht schon kennen.«
»Ach ja? Und wie können Sie sich da so sicher sein?«, fragt Burke herausfordernd und beugt sich vor. »Woher wollen Sie denn wissen, was die Bezirksstaatsanwaltschaft weiß und was nicht?«
»Ich sagte, sie hat mir ihre Narben gezeigt. Sie werden doch die ärztlichen Gutachten haben. Ich erinnere mich – übrigens sehr lebhaft –, dass man mich gründlich untersucht hat, als ich in dieser Situation war.«
Burke wirft einen Blick zu der
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