Und Nachts die Angst
rufen Sie Dr. Lerner in den Zeugenstand«, sagt sie müde. »Er ist gut. Er kann der Jury erklären, worum es geht.«
»Wie in Ihrem Fall?«
»Wie in meinem Fall, klar.«
Burke schnaubt verächtlich. »Ich hoffe doch, dass ich es besser kann.«
»Was meinen Sie damit?«
Burke verschränkt erneut die Arme vor der Brust. »Tja, nun, Daryl Wayne Flint hat ja nicht gerade bekommen, was er verdiente, oder?«
Reeve sieht weg und kneift sich in die taube Stelle an der linken Hand.
16. Kapitel
I n der Freizeit bedient Duke seine Ausrüstung mit der Begeisterung eines jugendlichen Computernerds. Er hat im Laufe der Jahre diverse Typen von Überwachungsgeräten installiert – einige auf dem neuesten Stand der Technik, andere veraltet, aber immer noch funktionstüchtig –, und all diese übertragen ihre Daten kontinuierlich in seinen perfekt ausgerüsteten Kontrollraum.
Die Programme, die er für Mobiltelefone entwickelt hat, gefallen ihm am besten. Wenn er die Gelegenheit bekommt, ist es ihm möglich, ein prächtiges parasitäres Programm zu installieren, das weit über die simple Lauschfunktion und die Erfassung von Telefonnummern hinausgeht. Sein Programm ist multifunktional und verwandelt gewöhnliche Handys in Mikrofone und Sender. Duke kann alle Gespräche in einem bestimmten Umkreis des Handys belauschen, selbst wenn das Gerät nicht benützt wird, vorausgesetzt natürlich, dass der Akku noch Leistung hat. Dass er Fotos, E-Mails und SMS ebenfalls abrufen kann, versteht sich von selbst.
Das Problem mit Daten, die kontinuierlich gesendet werden, ist die schiere Masse: Eine Einzelperson kann sie unmöglich überwachen. Anstatt also jede SMS zu lesen oder sich stundenlange sterbenslangweilige Gespräche über Kindererziehung oder die Umbauten am Haus anzuhören, setzt Duke ein brillantes Filterprogramm namens Sniffer ein, das automatisch alle Gespräche auf bestimmte Schlüsselbegriffe oder Ausdrücke durchsucht, die Duke vorher festgelegt hat.
Diese besonderen Wörter sind allerdings eine Herausforderung. Genau wie das Ministerium für Innere Sicherheit, das sich beispielsweise auf den Namen eines bestimmten Terroristen konzentriert, muss Duke sich relevante Wörter ausdenken, die das einkreisen, was ihn interessiert, und er aktualisiert die Liste, sobald sich die Lage verändert.
Seine Mädchen haben zum Beispiel alle einen bestimmten Namen für ihn, den herauszufinden er sich besondere Mühe gibt. Tillys geheime Bezeichnung für ihn – und sie ist sich nicht bewusst, dass er ihn kennt – lautet Mister Monster. Ein eindeutiger Schlüsselbegriff.
Sadist, Vergewaltiger, Entführer sind andere Wörter, die Duke markiert hat.
Wenn also innerhalb einer bestimmten Reichweite seiner verwanzten Geräte irgendetwas von Interesse gesagt wird, steuert der Sniffer dieses Gespräch an, und Duke kann später die Aufnahmen in Ruhe anhören, wann immer es ihm passt. Normalerweise ist das reine Routine.
Aber nun haben sich die Dinge geändert – dank Randy Vander-Depp, der gegenwärtig in der Krankenstation des nagelneuen Gefängnisses faulenzt und sich damit außer Dukes Reichweite befindet.
Duke hat intensiv darüber nachgedacht, was er wegen dieses Tölpels anstellen soll, und seine Pläne nehmen Gestalt an, aber im Augenblick lässt sich noch nichts unternehmen. Momentan ist also Tilly Cavanaugh seine Hauptsorge. Er kneift sich ins Ohrläppchen. Ihre Rettung hat ihn nicht wirklich in Gefahr gebracht. Aber was sie sagt oder nicht sagt, könnte eine sehr ungünstige Kette von Ereignissen in Gang setzen. Eine verheerende Kette von Ereignissen. Die zahllose Stunden Arbeit vernichtet. Jahrelange Planung.
Tilly ist nicht in der Lage, wirklich wichtige Informationen über ihn zu enthüllen. Dessen ist Duke sich sicher, denn er war höchst penibel. Hat Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Zum einen kann sie keine vernünftige Beschreibung von ihm abgeben. Sie weiß nicht einmal, wie er aussieht, da seine Mädchen immer eine Augenbinde tragen, wenn er den Raum betritt. Dafür zu sorgen ist der Job des Aufsehers. Und wenn er ihre Augen sehen will, dann setzt er seine Maske auf, bevor er ihnen die Binde abnimmt. Ganz einfach.
Zweitens hat Tilly ziemlich sicher Angst vor Racheakten. In den köstlichen dreizehn Monaten, die sie in seiner Gewalt war, hat er sich bemüht, ihr klarzumachen, dass jedes ungezogene Verhalten von ihrer Seite ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen würde: Er hat hier und da Bemerkungen zum
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