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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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betrachtet sie einen Moment. »Und wie ist es mit Ihnen und Tilly? Ich meine, wie verstehen Sie sich?«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, lügt sie. Das Essen kommt, und sie nimmt ihre Stäbchen.
    »Kommen Sie.« Er schnaubt. »Sie verbringen so viel Zeit miteinander!«
    »Aber sie ist ziemlich zurückhaltend. Mehr, als ich erwartet hätte.«
    Er stößt geräuschvoll den Atem aus. »Okay. Sie berufen sich auf Vertraulichkeit, schon kapiert.«
    Sie nimmt ein Stück Sushi zwischen die Stäbchen. »Hm, sieht das köstlich aus.«
    Er lacht. »Also gut. Ich gebe zu, dass ich noch einen Hintergedanken hatte, als ich Sie hierher einlud. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts, aber Jackie Burke möchte Sie sprechen.«
    »Burke? Aber wieso?«
    »Um Sie auszuquetschen.«
    Reeve verschluckt sich.
    »Alles okay?«
    »Zu viel Wasabi«, krächzt sie, greift nach dem Tee und kippt ihn so schnell herunter, dass sie sich die Zunge verbrennt.
    »Sie hat zwar gesagt, dass sie sich verspäten würde, müsste aber jetzt langsam eintreffen.« Er reckt den Hals, um zur Tür zu sehen.
    »Na ja, ich kann ihr auch nicht mehr sagen, als sie schon weiß. Jedenfalls nichts, was – ähm, relevant wäre.« Tillys Geheimnis pulsiert in ihr.
    »Tja, wer weiß. Burke geht nämlich einer neuen Theorie nach.«
    »Und was für einer?«
    »Oh, da kommt sie.« Hudson steht auf und winkt Burke, während er ihr zuraunt: »Seien Sie ein bisschen nett, okay? Und bringen Sie uns nicht in Schwierigkeiten.«
    Mit tropfendem Schirm rauscht Jackie Burke auf sie zu. »Mein Gott, es gießt ja in Strömen«, klagt sie und stampft sich das Wasser von den Stiefeln. »Tut mir leid, dass ich nicht früher konnte. Oh, ich sitze nicht gerne an der Bar. Nehmen wir doch dort hinten den Tisch, da sind wir ungestört.«
    Burke übernimmt das Kommando und winkt der Kellnerin, und mit einigem Aufwand bewegt sich das Grüppchen zu dem Tisch, der am weitesten von der Bar weg ist. Reeve setzt sich so, dass sie sowohl den Haupt- als auch den Seiteneingang im Auge behält.
    Als alle Platz genommen haben, sagt Burke: »Wie wär’s mit den gerollten Dingern, die mit Frischkäse gemacht werden?« Sie pikt mit dem Finger auf ein Bild auf der Karte und fügt hinzu: »Geht auf meine Rechnung.«
    Hudson wirft Reeve einen schiefen Blick zu, wartet, bis die Kellnerin die Bestellung aufgenommen hat, dann reicht er Burke den Umschlag. »Vanderholts Akte. Von Dr. Lerner.«
    Sie mustert den Umschlag genau. »Er ist an mich adressiert«, brummelt sie und zeigt auf das gebrochene Siegel.
    »Ja, tut mir leid.« Er legt Reeve heimlich eine Hand aufs Knie, als wolle er sie daran hindern, aufzuspringen. »Mein Fehler.«
    Reeve bedenkt ihn mit einem kurzen Seitenblick, wendet sich dann an Burke. »Tut mir leid, ich muss langsam wieder los. Gibt es denn noch was, was Sie von mir wissen wollen?«
    »Ja, Miss LeClaire, es gibt sogar einiges. Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es bei der Befragung von Minderjährigen zahlreiche gesetzliche Auflagen, einen ganzen Katalog an Bestimmungen, die …«
    »Aber Vanderholt ist tot«, unterbricht Reeve. »Also haben Sie gar keinen Fall mehr, oder?«
    Burkes Blick verhärtet sich. »Okay, fein. Dann komme ich direkt auf den Punkt.« Sie stemmt die Ellbogen auf den Tisch und beugt sich zu Reeve. »Hat Tilly irgendetwas gesagt, das auf den möglichen Verbleib von Hannah Creighton oder Abby Hill hindeutet?«
    »Was? Nein.«
    »Ich möchte, dass Sie genau darüber nachdenken.«
    »Nein, ich bin mir da sicher. Aber wenn Sie deswegen mit Dr. Lerner sprechen wollen …«
    »Im Augenblick spreche ich mit Ihnen. Hat Tilly Ihnen irgendwas gesagt, das ich wissen sollte?«
    »Nichts.« Reeve schluckt und gibt sich Mühe, ihr Pokerface beizubehalten.
    »Sind Sie absolut sicher?« Burke sieht sie eindringlich an.
    »Glauben Sie mir, ich wünschte, es gäbe etwas, das ich Ihnen sagen könnte, aber was die anderen beiden Mädchen betrifft, weiß ich nicht das Geringste.«
    »Sie sollten unbedingt aufrichtig zu mir sein, denn falls ich herausfinde, dass sie Ihnen etwas mitgeteilt hat …« Burkes Blick gleitet plötzlich an Reeves Schulter vorbei. »Oh, Mist, da ist Poe.«
    »Otis Poe?« Reeve reckt den Hals, um ihn zu sehen.
    Ein kahler Mann mit der Statur eines Footballspielers kommt durch die Tür, und sein Lächeln wirkt in seinem dunklen Gesicht wie ein weißer Riss.
    »Verdammt und zugenäht, Burke«, murmelt Hudson. »Ist er Ihnen gefolgt?«
    »Eine wichtige Sache sollten

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