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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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kamen und ich die ganzen Sachen ausgeladen habe, da …«
    »Eine Ratte?«, fragt Tilly wieder.
    »Das ist ja echt krass«, sagt Matt. »Ich meine, wer würde denn …«
    »Es gibt jede Menge kranker Leute«, wirft Reeve ein, die Tilly nicht aus den Augen lässt. Das Mädchen sitzt stocksteif da und ist leichenblass geworden. »Vor denen ist man nie sicher.«
    Reeve hat nicht den geringsten Zweifel, dass die Ratte eine Botschaft an Tilly war. Aber ist sie wirklich von Mister Monster? Kann er so nah an das Mädchen herankommen?
    Eine Stunde später sitzen Tilly und Reeve auf der Couch und gucken sich mal wieder einen Film an, als Matt hereinkommt und sich zu ihnen setzt. Aber er achtet gar nicht auf den Film, wie Reeve auffällt. Er wirkt nervös, massiert seine Oberschenkel, blickt immer wieder zu seiner Schwester.
    Nach ein paar Minuten seufzt Tilly entnervt auf. »Was?«, fragt sie.
    »Ähm, du guckst das da eh nicht an, oder?«
    »Eigentlich nicht«, gibt sie zu.
    Er senkt die Stimme. »Die Sache mit der Ratte macht dich total fertig, oder?«
    Sie starrt ihn lange an, bevor sie nickt.
    »Ja, dachte ich mir.« Er schluckt, und seine Miene wirkt gequält. »Okay, kann ich dir was zeigen?«
    »Von mir aus.«
    Tilly greift nach der Fernbedienung, aber er hält ihre Hand fest. »Lass an«, sagt er mit Blick zur Tür.
    Das weckt Tillys Aufmerksamkeit. Was Matt vorhat, ist offenbar nichts, was die Eltern gutheißen würden.
    »Reeve, du kannst auch mitkommen«, sagt er, als er aufsteht, dann führt er sie den Flur entlang zu einem Teil des Hauses, den Reeve noch nicht kennt. Sie betreten ein großes Arbeitszimmer mit einem schweren Mahagonischreibtisch, holzgetäfelten Wänden, vielen, vielen Bücherregalen und einem Hirschkopf über dem Kamin.
    Matt macht die Tür hinter ihnen zu. »Okay, es passiert echt viel Mist im Moment, aber das hier ist der sicherste Raum im ganzen Haus. Also wenn jemals etwas passiert, komm hierher und warte auf mich.«
    Reeve sieht sich um und fragt sich, was dieses Zimmer sicherer macht als die anderen im Haus, als sie die doppelte Verriegelung der Tür entdeckt.
    »Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich beschützen kann, wenn es einen echten Notfall gibt.«
    Matts übliche obercoole Art ist verschwunden, und Tilly nickt ihrem Bruder mit respektvollem Ernst zu.
    Er durchquert das Zimmer und bleibt neben dem Kamin stehen. »Mom und Dad wollen nicht, dass du davon weißt, also sag ihnen nichts, okay?«
    Er packt die Seitenleiste eines polierten Paneels und schiebt es nach rechts. Dahinter kommt ein verborgenes Fach zum Vorschein, in dem Waffen zu sehen sind.
    Tilly betrachtet sie fasziniert. Sie hat die Hände auf dem Rücken verschränkt und beugt sich so weit vor, dass sie auf den Ballen balancieren muss.
    »Mit den Dingern hier darfst du niemals herumspielen, klar?«, sagt Matt. »Ich bin ein ziemlich guter Schütze, wenn also irgendwas passiert, dann kümmer ich mich drum, okay?«
    Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtet Reeve, dass er ein Gewehr herausnehmen und es Tilly in die Hand drücken könnte, aber er schiebt das Fach wieder zu, und sie atmet erleichtert aus.
    »Moment mal«, sagt Tilly und tritt auf ihn zu. »Bring mir wenigstens bei, wie man schießt.«
    Er blickt zur Tür und schüttelt den Kopf.
    »Und wenn du nicht da bist? Wenn ich ganz allein hier zu Hause bin?«
    »Wenn du allein bist und etwas passiert, gehst du hier rein, schließt ab und rufst die Polizei. Und wartest hier. Ist das klar?«
    »Komm schon. Wenn du mir schon zeigst, wo die Waffen sind, dann musst du mir auch zeigen, was ich damit machen kann.«
    Matt reibt sich das Gesicht und denkt nach. Dann schiebt er das Paneel erneut zur Seite. »Die drei da sind Büchsen, diese zwei Flinten.«
    Einen kurzen Moment hadert Reeve mit sich, ob sie ihn bremsen soll, tut es dann aber nicht nicht. Vielleicht weiß Matt tatsächlich, was er tut. Und in Anbetracht der Umstände ist das Urteilsvermögen des Jungen möglicherweise verlässlicher als ihres.
    Er holt ein Gewehr heraus, reicht es Tilly und zeigt ihr, wie sie es halten muss. »Aber das ist nur für absolute Notfälle, ist dir das klar? Fass es hier an. Hier ist die Sicherung, siehst du das? Aber du musst immer davon ausgehen, dass eine Waffe geladen ist. Falls du nicht gerade jemanden erschießen willst, darfst du noch nicht mal den Finger an den Abzug legen oder mit dem Lauf auf jemanden zeigen. Hast du das verstanden?«
    »Jep, hab ich«, erwidert Tilly

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