Und Nachts die Angst
Auffahrt zum Freeway entdeckt.
Jefferson City liegt im Süden, aber sie fürchtet sich davor, zurückzufahren, auch wenn dieser ganze Ausflug sinnlos ist. Burkes Ermittler Krasny hat sie schon zweimal angerufen, und Tillys Geheimnis ist zu groß, um es für sich zu behalten. Die Situation macht sie immer nervöser.
Sie beschließt, die nächstbeste Ausfahrt zu nehmen und ihrer Suche eine letzte Chance zu geben.
Die Ausfahrt Old Cedar Road mündet auf den mit Unkraut bewachsenen Parkplatz einer verlassenen Tankstelle. Sie fährt auf den Platz, bleibt mit laufendem Motor stehen und blickt auf die Karte. Mit leiser Befriedigung entdeckt sie, dass zwei Adressen in der Nähe sind. Sie bestimmt ihre Position und steuert nach Osten.
Die Straße ist geteert, aber schmal, und weit und breit ist kein Auto zu sehen, als sie sich vom Freeway entfernt und in eine unbewohnte Gegend bewegt. Felsige Hänge mit schmelzenden Schneeflecken erheben sich auf einer Seite, während sich auf der anderen Weideland erstreckt. An den Zäunen hängt der Stacheldraht durch, hier und da sind Pfosten umgekippt.
Sie schaut erneut auf die Karte, überquert einen schlammigen Bach und beschließt, an der nächsten Möglichkeit links abzubiegen. An einer Ecke stehen ein paar alte Trailer. Auf einem Vorbau kläfft ein hässlicher Hund.
Weiter hügelaufwärts liegen ein wenig abseits der Straße etwas größere, neuere Häuser. Sie drosselt das Tempo, um auf die Briefkästen zu sehen, bis sie auf einem überdimensionierten Kasten, der in Kuhfellmuster lackiert und mit Hörnern und Schwanz versehen ist, die Hausnummer entdeckt, die sie gesucht hat – 2133. Sie späht die Einfahrt zu dem modernen ranchartigen Haus hinauf. An der Seite der breiten Auffahrt zur Garage steht ein Basketballkorb. Im Garten liegt buntes Spielzeug, und über dem Zaun ist die oberste Stange einer Schaukel zu erkennen.
Sie hält den Jeep mitten auf der Straße an und streicht die Hausnummer 2133 von der Liste. Sie sieht aufs Handy, aber das hat wieder kein Signal. Sie knabbert an ihrem Fingerknöchel, studiert die Liste und zieht die Karte zu Rate, und nach einem Moment macht sie in dem Gewirr aus kleinen Sträßchen eine andere Adresse aus.
Vierzig Minuten später befindet sie sich auf der anderen Seite des Freeways, hat sich schon wieder verirrt und sucht nach einer Stelle, an der sie wenden kann. Irgendwie ist sie auf einer Straße gelandet, die sich in engen Serpentinen den Berg hinaufschlängelt und keine Chance zum Rangieren bietet. Die späte Nachmittagssonne dringt durch die Wolken und blendet sie, dann zieht sie sich zurück und hinterlässt tiefe Schatten am Hang.
Hohe Kiefern drängen sich an der Straße, die sich mal senkt und mal ansteigt wie eine Achterbahn. Der Asphalt ist von tiefen Schlaglöchern zernarbt. Ein toter Waschbär liegt aufgebläht und steif in einem schmutzigen Schneerest am Straßenrand.
Auf einer Anhöhe wird die Straße plötzlich eben, und vor ihr taucht ein Kiesweg auf. Viel Platz zum Wenden bietet er nicht, nicht einmal dem so leicht zu rangierenden Jeep ihres Vaters. Sie drosselt das Tempo, schlägt das Steuer bis zum Anschlag ein und beginnt das Manöver in drei Zügen, als sie plötzlich innehält.
Reeve sitzt mit laufendem Motor im Jeep – mitten im Nirgendwo. Keine befestigten Straßen. Kein Handyempfang. Niemandsland. Es gibt nicht einmal eine Nummer auf dem alten rostigen Briefkasten, nur ein handgekritzelter Name. Orr.
Ein ramponierter Van steht auf dem Schotterweg, der sich an einem Garten mit überquellenden Mülltonnen, ein paar Autoreifen und struppigen Büschen entlangzieht. Der Wind bläst Abfall hin und her, bis er sich in dem stabilen Maschendrahtzaun fängt. Die Lüftungslöcher im Betonfundament sind ebenfalls mit Maschendraht überzogen, und eine breite Treppe führt hinauf zu einem Vorbau, dessen Dach weit heruntergezogen ist.
51. Kapitel
H annah Creighton ist froh, dass sie blutet. Der Perverse oben steht nicht auf Blut, deshalb ist das ihre monatliche Auszeit. Es sei denn, der andere Kerl taucht auf. Dem macht das nichts aus.
Sie sind beide groß und viel, viel stärker als sie, aber Jay, der Kerl von oben, will ihr weismachen, er sei eigentlich ein ganz netter Kerl. Er kauft ihr Süßes und Nagellack und Zeitschriften, als würde das wiedergutmachen, dass er sie entführt hat, dass er sie gefangen hält, dass er sie vergewaltigt. Er hat ihr sogar einen Teddy geschenkt, was total krank ist, wenn man genauer
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