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Und nehmen was kommt

Und nehmen was kommt

Titel: Und nehmen was kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Laher
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sich sonst nicht zurücktraue. Er wundert sich, daß ihr Zuhälter keinen Wert darauf legte, die Defloration entsprechend zu vermarkten. Ich habe ihm davon nichts gesagt, entgegnet Monika stockend, nicht einmal im Traum daran gedacht, daß das Männern etwas wert sein könnte, ich habe ja nicht einmal gewußt, daß man das erste Mal überhaupt bemerkt.
    Dem Ingenieur aus Dresden ist Sentimentalität fremd, er ist ein freundlicher, vielfältig interessierter Mensch, der das Leben genießen will und tun, wonach ihm der Sinn steht. Er verdient gut, ist beruflich oft unterwegs, und seine langjährige Beziehung zu einer erfolgreichen Frau, die zuviel Nähe ebenfalls nicht verträgt, möchte er nicht missen. Wenn er von Zeit zu Zeit hierher kommt, vermeidet er die Clubs, obwohl ihm durchaus bewußt ist, daß es den Frauen, wenn überhaupt, eher in einem solchen Rahmen möglich ist, halbwegs selbstbestimmt und auf eigene Rechnung zu arbeiten. Ihm geht es um das weniger Kalkulierbare, das für ihn Buntere, Irdenere, ja, auch das Dreckigere, das der Straßenstrich zu bieten hat. Gefühlsduselei ist ihm zuwider, und daß er vom Helferleinsyndrom angekränkelt wäre, kann man ihm ebenfalls nicht nachsagen. Die Welt gegen alle Vernunft verbessern wollen, damit hält er sich nicht auf. Und jetzt das: Missionarsstellung, Kurzauftritt, ziemlich aggressiv zwar, weil er sich unwohl fühlte, gereizt und irritiert, was ihm im nachhinein, ja, er muß es sich eingestehen, peinlich ist, ein halbes Kind neben sich im Bett, das vom Tuten und Blasen tatsächlich keinen Schimmer hat.
    Wenigstens zündet sie sich jetzt eine an, freut er sich, von so viel reiner Unschuld in dieser Absteige immer noch benommen, mit der Zigarette in der Hand wirkt sie nicht gar so unbedarft. Und er benutzt die gute Gelegenheit, ihr vorzuschlagen, eine Flasche Champagner zu ordern, denn schließlich gebe es trotz alledem etwas zu feiern. Wegen dem Geld brauche sie sich übrigens keine Sorgen machen, er zahle ihr, was sie benötige, sogar mehr noch, immerhin war ich der erste. Bei diesen Worten zwinkert er ihr zu, und nach dem zweiten Glas Champagner hat Monika sich vom ärgsten Schock erholt. Es hätte schlimmer kommen können. Er wird noch dreimal vor Monika stehen in den nächsten Wochen, eine ganze Nacht bezahlen, im Restaurant über Gott und die Welt plaudern. Dann werden sie sich hinlegen, er wird ihr einen Kuß auf die Stirn geben und sich umdrehen, ein paar Seiten in einem Krimi lesen, bevor er das Licht auslöscht. Anrühren wird er sie nicht mehr.
    Ich bin ein paarmal vorbeigekommen, um nach dem Rechten zu sehen, keine Spur von dir, sagt František am nächsten Tag und zählt die Einnahmen. Die Mädels haben dich nur kurz gesehen, plötzlich warst du verschwunden und bist nicht wieder aufgetaucht. Der drohende Unterton in seiner Stimme ist ungläubigem Erstaunen gewichen, als Monika ihm zu verstehen gegeben hatte, sie habe nur einen einzigen Kunden benötigt, um das Tagessoll zu erreichen. Es wird nicht immer so gehen, versucht sie, falsche Erwartungen zu bremsen, aber glaub mir, ich werde mich wirklich bemühen. Mir ist das völlig egal, und wenn sie dich für deine schönen Augen bezahlen, soll es mir auch recht sein, entgegnet František. Aus Nervosität hat sie sich die dünne Kruste der Wunde am Hinterkopf aufgekratzt, und als er jetzt ihre blutigen Finger sieht, will es Monika scheinen, als fühle er sich einigermaßen unwohl in seiner Haut. Schnell flüchtet er sich in einen halblustigen Scherz: Wenn du geschickt bist und dich bei der Arbeit schonst, bleibst du auf jeden Fall länger knackig. Hast du Hunger? fragt er dann.
    Sie hat sich einigermaßen gefangen und versucht, die Lage realistisch einzuschätzen. Die erstbeste Gelegenheit wird sie benutzen, um abzuhauen, daran besteht überhaupt kein Zweifel, aber es muß eine wirkliche Gelegenheit sein, ein Ziel geben. Deshalb wird sie sich vorläufig auf die momentanen Gegebenheiten einstellen und brav auf den Strich gehen. Ihre Verzweiflung, das niederschmetternde Gefühl, überrumpelt, verkauft worden zu sein wie ein Stück Vieh und der Willkür eines Sklavenhalters ausgesetzt, weicht langsam einer Wut, die auch ihre produktiven Seiten hat.
    Den ersten Freier hat sie hinter sich, es hat weh getan, auch weil es das erste Mal war, aber sie hat schon mehr gelitten. Barbora hat Wort gehalten und sie gleich am nächsten Tag mit Drogen versorgt. Auf Speed kann Monika sich mit dem Sexgeschäft schneller

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