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Und nehmen was kommt

Und nehmen was kommt

Titel: Und nehmen was kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Laher
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setzt, zu verlieren hat sie ohnehin nichts. Von ihr wird sie Deutsch lernen, von ihr wird sie Speed bekommen, und für die ersten Kunden wird sie auch Sorge tragen, hat sie gesagt, alles keine Hexerei. Gut möglich, daß dahinter eine Absicht steckt, die sie wieder einmal nicht durchschaut, überlegt Monika, wahrscheinlich sogar, denn sie ist es nicht anders gewöhnt. Aber mit Barbora an der Seite geht es vielleicht doch weiter, findet sich vielleicht doch ein Weg aus der Sackgasse, für heute wenigstens, und wenn sie Glück hat, für ein paar Tage länger.
    Sie hat Barbora gestanden, daß sie neu ist, aber daß sie ganz neu ist, Jungfrau noch, hat sie ihr nicht erzählt. Der kann ein bißchen Tschechisch, winkt Barbora Monika herbei, als ein ihr wohlbekanntes Auto in zweiter Spur stehenbleibt und die Alarmblinkanlage angeht, ein netter, korrekter Mensch, ideal für den Anfang. Und vergiß nicht, zuerst das Geld. Barbora stellt Monika vor, der Kunde ist einverstanden, sie steigt ein. Er weiß selbst den Weg zum Hotel, er weiß sogar, was Meßtechniker auf tschechisch heißt, weil er vor nicht allzu langer Zeit tschechische Kollegen auf neue Verfahren für die Oberflächenmeßtechnik eingeschult hat, mit Hilfe eines Fachübersetzers freilich.
    Zunächst aber schlägt er vor, ins Kaffeehaus zu gehen. Er kenne da ein besonders schönes, meint er, Jugendstil möchte er sagen, kennt aber das tschechische Wort dafür nicht, also sagt er art déco, aber er muß schließlich alt sagen, weil Monika auf art déco nicht reagiert. Er bestellt Tee, sie bestellt auch Tee, dabei hätte sie gern eine heiße Schokolade. Immerhin läßt sie sich zu einem Stück Torte überreden. Ihn rührt Monikas Verunsicherung an, ihre Zurückhaltung, Bescheidenheit, sofern das nicht bloß Teil der professionellen Strategie ist, sagt er sich, und selbst dann, warum eigentlich nicht.
    Später im Hotel nach dem Duschen liegt Monika nackt auf dem Rücken im Bett, sieht ihn nähertreten, sich an ihre Seite setzen, sein Glied ist noch nicht erigiert, ihr fallen einige weiße Haare unter den vielen dunklen auf seiner Brust in die Augen, wie alt mag er sein, vierzig, fünfzig, sie tut sich mit dem Schätzen schwer, er streichelt sie, aber die Berührungen tun weh auf der Haut, wie einem Berührungen weh tun, wenn man Fieber hat, er beugt sich zu ihren Brüsten, umkreist mit der Zunge den Warzenhof, das kitzelt und ist unangenehm, ihre Arme und Hände liegen weiter untätig links und rechts neben ihr, als hätte sie nichts zu tun mit ihnen, schön bist du, flüstert er jetzt, und sie lächelt kurz, macht die Beine breit, als wolle sie ihn ermahnen, zur Sache zu kommen, er nimmt ihren Spalt in den Griff seiner linken Hand, spürt in der Handfläche etwas schlagen in diesem Körper, mit hoher Frequenz, aber mit Sex hat das nichts zu tun, weiß er, und doch strömt sein Blut jetzt in die Schwellkörper, sein Schwanz verschwindet im Kondom und dann mit einiger Mühe in Monika, sie schmerzt es, er kann die Enge in ihr trotzdem genießen, stößt heftig zu und vergißt für zwei Minuten alles, was ihm so durch den Kopf geschossen ist zu diesem Mädchen: Professionell ist da gar nichts, ist sie überhaupt schon achtzehn? Was haben die vielen Narben am Unterarm zu bedeuten, diese komischen Buchstaben in der Haut?
    Dann das Blut überall. Er schließt auf Menstruation und macht ihr Vorwürfe, sie springt auf, schreit ihn an, er habe in ihr etwas kaputt gemacht, ihr tue da drinnen alles weh, die Regel sei das garantiert nicht, vielleicht müsse sie sterben. Sie will sofort ins Krankenhaus. Warst du am Ende noch Jungfrau? will er sie fragen, aber er kennt das tschechische Wort für Jungfrau nicht. Sie ist heulend im Bad verschwunden, er überlegt, wie er sich am besten verständlich machen könnte: Das war doch nicht dein allererstes Mal, Monika?
    Sie hat sich beruhigt, liegt bis zum Hals zugedeckt im Bett, wie ein kleines Kind wirkt sie, und staunend läßt sie sich erklären, was da soeben geschehen ist. Der Mann kann so viel Naivität kaum fassen, alles hat er sich erwartet, nur das nicht. Sie tut ihm leid, obwohl er sich dagegen wehrt, und er will mehr über die Umstände wissen, die zu dieser grotesken Situation führten, ausgerechnet ihn zum ersten Mann in ihrem Leben machten. Er schlägt ihr deshalb vor, mit ihm in diesem Zimmer zu übernachten. Monika berichtet ihm von der Summe, die František von ihr ultimativ als Tageseinnahme eingefordert hat, und daß sie

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