Und nie sollst du vergessen sein
aufgefallen, dass Reinhold Nägele, der als selbstständiger Versicherungsvertreter arbeitet, mit sehr vielen Nöggenschwielern Verträge abgeschlossen hat. Für diese Abschlüsse bekommt er von seinem Auftraggeber Provision, die nach verschiedenen Sätzen aufgeteilt ist.â
Karl Strittmatter verdrehte die Augen und musste ein Gähnen unterdrücken. Er schätzte seinen ruhigen Kollegen. Aber eben nur, wenn er ruhig war. Denn wenn Maier mal anfing zu reden, dann konnte sich das hinziehen, und Zeit hatten sie ja eigentlich keine. Und wenn er erst an die fehlende Geduld seines Chefs dachte, da würde es nicht mehr lange dauern, bis dieser um eine weniger bis ins letzte Detail reichende Ausführung bat.
âDabei haben wir festgestellt, dass er auch einen Vertrag mit Franz Marder abgeschlossen hat. Fast 50.000 Euro hat Marder Reinhold Nägele vor Wochen überwiesen. Das Geld, so die Versicherung, die ihren gröÃten Umsatz mit hochspekulativen Hedgefonds erzielt, hat Nägele in höchst risikoreiche Papiere gesteckt, die laut einer amerikanischen Ratingagentur von jeher als überwertet galten.â
âEs scheint, als habe Reinhold Nägele Franz Marders Verfassung so richtig ausgenutzt.â
âDavon können wir ausgehen. Und als sein bester Freund genoss Reinhold Nägele auch das nötige Vertrauen, von Franz Marder so eine Summe auch ausgehändigt zu bekommen.â Bannholzer fasste in wenigen Worten zusammen, was für alle zweifelsfrei feststand.
âDabei wollte dieser doch nur seinen Bauernhof zurückbekommen. Den der Nägele übrigens direkt weiterverkauft hat.â Stefan Alt malte angewidert ein Häuschen auf seinen Block.
âAber dann hätte ja eigentlich Franz Marder seinen Freund Reinhold umbringen müssen und nicht andersherumâ, warf Strittmatter seinen Einwand in die Runde.
âIch bin mir sicher, dass er gar nicht wusste, was mit seinem Geld passierte, beziehungsweise Reinhold Nägele hat alles dafür getan, dass Franz Marder niemals dahinterkommen würde. Auf jeden Fall ist ein Provisionseingang von circa 7.500 Euro verbucht worden. Und das nur für den Abschluss, alle weiteren Provisionseingänge noch nicht miteingerechnet.â Hubert Maier war in seinem Element. Mittlerweile genoss er es, im Mittelpunkt zu stehen und so war auch seine natürliche Gesichtsfarbe wieder zurückgekehrt.
âVielleicht ist Franz Marder ja hinter die Machenschaften seines guten Freundes gekommen, hat ihn zur Rede gestellt â Maria Reisinger erzählte uns ja von einem Streit der beiden â und bat um schnellstmögliche Aufklärung, Rücküberweisung oder Ãhnliches, ansonsten würde er ihn bei der Polizei anzeigen. Und weil das der gute Nägele nicht wollte beziehungsweise weil er gerade nicht so viel Geld übrig hatte, hat er den Franz Marder einfach umgebrachtâ, skizzierte Stefan Alt in wenigen Worten den aus seiner Sicht wahrscheinlichsten Verlauf.
âErstens hat Maria Reisinger nichts von diesem Streitthema erwähnt und zweitens ist der Nägele so schlau, der hätte den Marder doch locker um den Finger gewickelt, gerade wenn man weiÃ, dass der als nicht mehr ganz zurechnungsfähig galt und sicher nach dem nächsten Vollrausch wieder alles vergessen hätteâ, erwiderte Strittmatter.
âDennoch sollten wir uns dahinterklemmen und uns noch mal die Leute vornehmen, die mit beiden viel zu tun hatten, beziehungsweise die ähnliche Verträge mit Reinhold Nägele abgeschlossen haben. Vielleicht haben sie ja etwas gehört von einem Streit um das liebe Geld oder fühlen sich ebenfalls übers Ohr gehauen und haben bisher nur aus örtlicher Loyalität Nägele gegenüber noch keine Anzeige erstattet.â Bannholzer schaute in die Runde. Wie immer, wenn er überlegte, knipste er mit seinem Kuli, und je länger er das tat, desto schneller wurde er. Dass er die anderen damit nervte, schien ihm völlig egal zu sein. Zu wichtig war ihm dieses Denkritual, als dass er es den anderen zuliebe bleibenlassen konnte.
âUnd wir sollten auch unbedingt mit Charlottes damaligem Freund sprechen. Wie hieà der noch gleich?â
âRené Lusser.â, antwortete Strittmatter mit fragendem Blick. âStimmt. René Lusser.â
âChef, aber was hat der mit den beiden Todesfällen zu tun?â, fragte jetzt Karl
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