Und nie sollst du vergessen sein
wurde.
âDürfen wir hereinkommen?â
âIch hab Ihren Kollegen doch bereits alles gesagt, was ich weiÃ.â Bannholzer spürte deutlich die Abwehrhaltung des jungen Mannes, der sich den Schweià an einem Handtuch abwischte und sich merklich zu seinem Training zurücksehnte.
âEs ist wichtig.â
âWenns denn sein muss.â Sie folgten ihm durch den Flur ins groÃe Wohnzimmer. Dort angekommen forderte Gerald mit einer lustlosen Kopfbewegung seine beiden Gäste auf, sich hinzusetzen, während er gelangweilt auf dem gegenüberliegenden Zweisitzer Platz nahm. Flegelhaft lieà er ein Bein über die Lehne des Sofas baumeln und fokussierte die Beamten.
âWas gibts denn jetzt noch?â
âLeider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Vater heute Nachmittag in der Kirche lebensgefährlich verletzt wurde. Wir gehen davon aus, dass jemand versucht hat, Ihren Vater umzubringen.â Bannholzer atmete tief durch, ehe er fortfuhr: âEr ist sofort ins Waldshuter Krankenhaus gebracht worden. Dort wurde er in ein künstliches Koma versetzt, da die Kopfverletzungen lebensbedrohlich sind und die Ãrzte noch nicht wissen, ob er diese Nacht überlebt.â
Bannholzer schaute Gerald gespannt an. Doch der junge Mann schien nicht ein Wort durch die kompakte Schaumstoffummantelung des Boxhelms verstanden zu haben. Das zumindest vermutete der Kriminalrat, da Gerald nämlich keinerlei Reaktion zeigte. Und doch musste er alles gehört haben. Denn als im Nebenzimmer ein Handy den Eingang einer Kurzmitteilung signalisierte, drehte Gerald interessiert den Kopf. Komischer Kerl, dachte Bannholzer und spürte, wie seine mitfühlende Haltung in angewiderte Abneigung umschlug.
âAha.â
Mehr nicht? Mehr hat er nicht zu sagen als âAhaâ? Franz-Josef wäre am liebsten aufgestanden und hätte Gerald eine Ohrfeige gegeben, damit er endlich zur Besinnung kommen und realisieren würde, was seinem Vater eigentlich passiert war. Und so sehr er diesem inneren Trieb auch gerne gefolgt wäre, so wusste er, selbst die härtesten Prügel hätten Gerald nicht zu einer anderen ÃuÃerung oder Empfindung bewegen können. War es einfach nur eine Gleichgültigkeit, die sich aus einem möglicherweise jahrelang angestauten Hass nährt, oder war es die Kaltschnäuzigkeit eines Mörders, der profilierungssüchtig um Erlösung bettelt? Bannholzer hatte keine Antwort parat, aber er wusste, er würde früher oder später die Erklärung für dieses menschenverachtende Verhalten finden. Das war auf jeden Fall sein Ziel.
Und dein Spiel, Freundchen, das kann ich schon zweimal so gut mitspielen, dachte er: âBesitzen Sie zufällig schwarze Lederhandschuhe?â
âNein, wieso. Das hier sind meine einzigen Handschuheâ, sagte Gerald. Er winkte fast schon etwas zu provokant mit seinen Box-Fäustlingen, die auf den Schlagflächen deutlich abgenutzt waren.
âUnd wo waren Sie in der Zeit zwischen 17 und 18 Uhr?â
âHier, wo denn sonst. Ich bin immer hier. Auch das wissen Ihre Kollegen.â
âUnd was haben Sie hier gemacht?â, schaltete sich nun der andere Kollege ein, der sich an der Haustür als Frank Reuter vorgestellt hatte.
âDas sehen Sie doch. Ich habe trainiert.â
âGibt es dafür irgendwelche Zeugen?â
Erbost und mit hochrotem Kopf blaffte Gerald die Beamten regelrecht an: âNein, ich boxe immer alleine im Keller. Wieso, was wollen Sie denn überhaupt von mir?â
âWie Sie sicherlich wissen, befragen wir alle Personen im direkten Umfeld des Opfers. Und da Sie nun nicht wirklich ein Mitgefühl für die sehr besorgniserregende Situation Ihres Vaters aufbringen, fragen wir uns, was es wohl damit auf sich hat?â Bannholzer war nun ganz in seinem Element. Er liebte es, mit einem leichten Anflug von Arroganz einen möglichen Tatverdächtigen aus der Ruhe zu bringen. Und auch bei Gerald schien ihm das zu gelingen.
âSie meinen also, ich hätte den Alten umgebracht?â
âNoch nicht.â
âWas?â
âNoch ist er nicht tot. Zum Glück, denn so wird er uns sicherlich bald und in absehbarer Zeit den Täter verraten können. Und dann kommt sowieso heraus, ob Sie es waren oder nicht.â âMein Alter würde mich verkaufen, wenn es darum ginge, seine verdammte Ehre zu retten. Also bilden Sie sich auf seine Worte
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