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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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Strittmatter.
    â€žKarl, wir wissen doch, so ist euren Protokollen zu entnehmen, dass Maria Reisinger am Freitagabend einen Streit zwischen Franz Marder und Reinhold Nägele mitbekommen hat. Dabei ging es zwar nicht um das Thema Geld, dafür aber um Nägeles Tochter Charlotte und die These, dass der alte Mann wisse, wo Charlotte sei. Leider kam er wohl nicht mehr dazu, irgendjemandem zu sagen, wo sie sein könnte. Also müssen wir das nun übernehmen und dafür brauchen wir nun mal ihren Freund.“
    Franz-Josef Bannholzer nahm einen kräftigen Schluck seiner Apfelsaftschorle, ehe er fortfuhr: „Und ehe ich es vergesse. Natürlich werden wir auch mit Herrn Nägele reden und ihn fragen, was er uns zu diesen Geldgeschäften so alles zu sagen hat. Und wir werden ihn mit den Aussagen seines Sohnes konfrontieren, der Maria Reisinger als Stalkerin dargestellt hat. Alt und Strittmatter, das übernehmt ihr.“
    Die Sitzung war beendet. Stühle wurden geschoben, erste Telefongespräche geführt und Akten zusammengeräumt, als Bannholzer erneut die Aufmerksamkeit auf sich zog und mit einem quietschenden Geräusch den Namen ‚Charlotte’ auf den Flipchart schrieb.
    â€žAch übrigens, ich werde bei dieser Vernehmung dabei sein. Abfahrt ist in 15 Minuten.“
    â€žIch glaube Chef, das ist zu spät“, entgegnete Stefan Alt. „Gerade hat der Nöggenschwieler Küster angerufen: Reinhold Nägele wurde mit schweren Kopfverletzungen vor dem Altar liegend in der Kirche aufgefunden. Sein Zustand ist sehr kritisch. Er kämpft um sein Leben.“

dreiundfünfzig
    Das ganze Dorf war in Aufregung. Überall waren Menschen zusammengekommen, um entweder heftig miteinander zu diskutieren, aufeinander einzureden oder einfach nur betreten dabeizustehen. Erst im letzten Augenblick erfassten die Lichter des Wagens die Menschen, die meist in ihren dunklen Jacken, Mäntel und Anoraks nur sehr schwer auszumachen waren. Es war mittlerweile stockdunkel geworden und die Nacht hatte ihr weißes Nachtgewand übergestreift, wie so häufig in Nöggenschwiel.
    Es liegt wohl an der besonderen abschüssigen Lage und den vielen Tälern drumherum, die die Feuchtigkeit festhalten und so für diesen zähen Nebel sorgen, dachte Franz-Josef Bannholzer, der an seinem Schnauzbart spielte, während ein junger Kollege den Kombi durch den Ort lenkte.
    Sie mussten ein wenig suchen, bevor sie das weitläufige Anwesen der Nägeles gefunden hatten. Hinter einigen Fenstern brannte Licht, ein Auto stand in der Einfahrt, und als sie näher ans Haus traten, sahen sie, wie sich eine Katze vor einer Fensterbank die Pfoten ableckte.
    Die ganze Szenerie hatte einen so naiv-verträumten Charakter, dass Franz-Josef Bannholzer am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht hätte – nur um die heile, unberührte Welt so zu lassen, wie sie bisher war.
    Der Kriminalrat hasste solche Momente. Einem Menschen mitteilen zu müssen, dass ein nahestehender Angehöriger lebensgefährlich verletzt worden war und mit dem Tode rang, war bei Weitem keine angenehme Nachricht. Zumal Reinhold Nägele nicht einfach einen schweren Unfall erlitten hatte. Nein, jemand hatte ganz offenbar bewusst und absichtlich versucht, ihn umzubringen.
    Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, strich sich vorsichtig mit der rechten Hand über seinen Bart und atmete tief und bewusst ein und aus, ehe er auf die Klingel drückte. Gedanklich ging er noch einmal die Worte durch, die er sich vorher im Wagen überlegt hatte und die ihm am passendsten erschienen, wenn man davon überhaupt sprechen konnte.
    Eine Ewigkeit verging, ehe Gerald Nägele in roter Boxmontur mit eng anliegendem Helm, dicken Handschuhen und Sparringschuhen nassgeschwitzt und schwer atmend die Tür öffnete.
    â€žSind Sie Gerald Nägele?“, fragte Franz-Josef Bannholzer – leicht überrascht ob des außergewöhnlichen Outfits. Er fixierte den jungen Mann, der nicht viel älter als dreißig sein mochte und immer noch vor Anstrengung schwer keuchend vor ihm stand. So jemanden wie ihn könnten wir in unserem Boxclub ganz gut gebrauchen, auch wenn er an seiner Athletik, Fitness und Kondition noch etwas arbeiten müsste, sinnierte der passionierte Boxfan, der von einem fast schon herausgepressten „Ja“ seines Gegenübers wieder in die Realität zurückgeholt

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