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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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seiner Aufforderung folgte.
    â€žUnd wann kommt er wieder?“
    â€žDer kommt für ’ne ganze Zeit nicht wieder.“
    â€žWas heißt das?“ Emma schaute Gerald irritiert an. Sie verstand nicht so recht, was er meinte und schob es auf seine immer noch sehr stark vorhandene Müdigkeit zurück, da er immer wieder im regelmäßigen Abstand von gefühlten 30 Sekunden inbrünstig gähnte und Emma daran vollen Anteil nehmen ließ.
    â€žEr ist gestern Abend in St. Stephan von hinten attackiert worden und liegt mit schwersten Kopfverletzungen auf der Intensivstation. Ich glaub, im Koma oder so“, sagte er und konnte einen erneuten Anflug seiner Müdigkeit nicht unterdrücken.
    â€žOh, mein Gott. Weiß man schon Näheres?“, sagte Emma.
    â€žNein, sie waren gestern Abend noch hier und haben mich befragt. Feinde hatte der Alte ja viele.“
    Emmas Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Reinhold Nägele zusammengeschlagen, schwer verletzt und auf der Intensivstation? Wie konnte das sein? Warum jetzt auch noch er? Hatte er wirklich so viele Feinde, wie Gerald fast schon mit stolzgeschwellter Brust erzählte, oder hatte der Mörder es gar nicht auf ihn abgesehen? Wollte er einfach nur Spuren verwischen, indem er einen Unbeteiligten wie Charlottes Vater töten wollte? Oder war es bloße Willkür?
    Oder?
    Emma stockte, während ihre Gedanken weiter ratterten.
    Charlotte. Warum komme ich bloß wieder auf Charlotte? War sie der Anlass, warum erst Franz Marder, dann Maria Reisinger und nun auch Reinhold Nägele dem Täter zum Opfer gefallen waren? Welches Geheimnis verband die drei? Und was ist das für ein Geheimnis, für das jemand auch nicht vor einem Mord zurückschreckt? Und vor allem: Wer wusste noch alles von diesem todbringenden Geheimnis, wer steht also noch alles auf dieser Todesliste? Wer ist der Nächste, der mit seinem Leben bezahlen muss, nur weil er etwas weiß, das er am besten nie gewusst hätte?
    â€žUnd was wolltest du vom Alten?“, fragte Gerald, der Emma wieder in die Wirklichkeit zurückholte.
    â€žWas? Ach, ist nicht so wichtig“, erwiderte sie. Sie starrte wie in Trance in den breiten Flurgang hinein, der zum großen Wohnbereich mit Wohnzimmer, Esszimmer und der Küche führte. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie die vielen Bilder, die alle Charlotte zeigten.
    â€žCharlotte ist wohl wirklich ein Vaterkind“, bemerkte sie belanglos, fast schon gleichgültig, obwohl die Dominanz des einzigen Bildmotivs eigentlich keine Beiläufigkeit zuließ.
    â€žDas ist den Bullen auch schon aufgefallen. Man meint fast, er war in sie verliebt, so wie der Fotograf, der anscheinend vom Alten für diese Bilder bezahlt wurde.“

achtundfünfzig
    Minutenlang saß Emma in ihrem kleinen Wagen, eingehüllt in eine dicke Nebelschicht, die ihr gleichermaßen Geborgenheit schenkte wie Angst bereitete. Immer wieder ging sie die gleichen Fragen durch. Doch richtig überzeugende Antworten wollten ihr darauf nicht einfallen. Wer konnte so etwas tun, wer war imstande, Menschen brutal und hinterhältig umzubringen?
    Sie überlegte hin und her, wog Indizien gegen Fakten ab, nur um im nächsten Augenblick wieder mit einem neuen Sachverhalt dem ganzen Gedankengerüst eine völlig andere, unerwartete Wendung zu geben.
    War Charlotte wirklich das alles bewegende Moment? Und wenn ja, welches Geheimnis umgab sie? Und wer wusste davon? Was hatte ihr Vater mit diesem Geheimnis zu tun und was dieser schmierige Rosenzüchter aus Cornwall? Und welche Rolle spielte eigentlich Gerald? Und welche René?
    René? Da war doch was, dachte Emma, und wie einer inneren Eingebung folgend ertastete sie das kleine Medaillon in ihrer Jackentasche. Vorsichtig zog sie es heraus und fixierte es.
    Auch wenn der Glanz längst vergangen war, so konnte Emma doch erahnen, wie sehr es einmal Charlotte geschmückt und ihre Schönheit betont haben musste. Eine Schönheit, die man für immer festhalten, die man der Nachwelt erhalten wollen könnte.
    â€žDas ist es! Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“, sagte Emma laut zu sich selbst, startete den Motor, wendete den Wagen in der Nägeleschen Auffahrt und brauste davon.
    Keine zehn Minuten später hatte sie ihr Ziel erreicht. Das in sanften Grüntönen getünchte Eckgebäude wäre in der Häuserzeile aus Altbauten der vorherigen

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