Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
Vom Netzwerk:
Millimeter davon abzuweichen oder dem danebenliegenden Garteninstrument zu nahe zu kommen. Wie sehr muss man die Gartenarbeit lieben, um selbst einen Werkzeugkasten wie aus dem Ei gepellt aussehen zu lassen? Ob die Hemden auch so akkurat zusammengelegt und der Kühlschrank ebenfalls nach Produkten, Größen und Haltbarkeitsdaten geordnet sind, fragte sich Emma, die immer noch etwas verwirrt und gleichzeitig überrascht Schublade für Schublade des Werkzeugkastens aufzog.
    Wo kann es nur sein, grübelte Emma, die nun auch noch die Schubfächer des Arbeitstisches öffnete. Sie wollte schon mit ihrer Suche aufgeben, als ihr Blick an einer Kunststoffbox haften blieb, die früher einmal Pralinen beinhaltet hatte. Vorsichtig öffnete sie den Kasten, nahm ihn hoch und kramte mit ihrem Zeigefinger zwischen Schraubenziehern, Batterien und Inbusschlüsseln.
    War da jemand? Plötzlich hielt sie inne und lauschte in die Stille, die noch immer unter dem morgendlichen Nebel ruhte. Die Tür des Schuppens, die sie angelehnt hatte, bewegte sich nicht und auch sonst war nichts zu hören.
    Emma, beruhige dich, ermahnte sie sich und wandte sich wieder der Plastikbox zu. Sie atmete auf, als sie endlich fündig wurde.

fünfundsechzig
    Bereits in seinem Wagen sitzend rief Franz-Josef Bannholzer seine Sekretärin an, die gerade nicht an ihrem Platz gesessen hatte, als er an ihrem Schreibtisch vorbei durch die Tür auf den Flur und in Richtung Parkplatz gestürmt war. Er erklärte ihr, dass er auf dem Weg nach Nöggenschwiel war, um mit Georg Villinger zu sprechen, und dass sie Strittmatter und Alt nachschicken sollte, sobald die beiden das Dienstgebäude betreten würden.
    Er hatte gehört, dass Villinger viele Jahre Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins gewesen war, und erhoffte sich daher Antworten auf einige seiner ungeklärten Fragen.
    Da die Straßen an diesem Donnerstagmorgen nicht übermäßig befahren waren, erreichte er nach gut 16 Minuten das Rosendorf. Schon von der Anhöhe aus, an der er links fahren musste und an der es rechts ab zur Gustav-Siewerth-Akademie und geradeaus nach Weilheim ging, konnte er das Dorf unter einer dichten Nebeldecke vor sich hinschlummern sehen. Die Straßenlaternen waren bereits ausgeschaltet und so lag der Ort in einem diffusen, fast schon mystischen Licht.
    Villingers Haus befand sich, wie er den Unterlagen entnehmen konnte, im Witznauweg, der wiederum als erste Straße rechts ab vom Rosenweg zum Witznaustausee führte. Das Navigationsgerät seines Wagens leitete ihn sicher durch das Nebelmeer, das aus dem Schlüchttal langsam heraufzog und sich in der Senke, in der der Ort lag, so richtig ausbreiten konnte.
    Hinter den Fenstern des Hauses brannte bereits Licht, als er den Wagen mitten auf dem Hof parkte. Eine Frau schaute durchs Küchenfenster, während er die Treppe bestieg, die seitlich zwischen dem Haus und den Garagen zur Eingangstür führte.
    Noch ehe er bei Villingers klingeln konnte, öffnete ihm bereits ein Mann die Tür. Er schien von diesem frühen Besuch überrascht zu sein, begrüßte er ihn doch mit einem sahnigen Bart aus Rasierschaum, einer Jogginghose, die auch als Schlafanzughose hätte durchgehen können, zerzausten Haaren und in einem feingerippten Unterhemd.
    â€žGuten Morgen. Sie sind sicher von der Polizei?“, nuschelte Georg Villinger mit zusammengekniffenem Mund, denn er wollte vermeiden, dass der Rasierschaum sich nicht nur auf seinen Lippen, sondern auch noch in seinem Mundraum ausbreitete.
    â€žKriminalrat Franz-Josef Bannholzer. Guten Morgen. Meine Kollegen sind bereits auf dem Weg nach oben und müssten jeden Augenblick hier sein.“
    Als er Georg Villingers besorgtes, fast schon verängstigtes Gesicht sah, fügte er hinzu: „Keine Sorge. Wir wollen nur mit Ihnen reden. Darf ich reinkommen?“
    Der Wohnraum war hell erleuchtet und wohlig warm. Am Esstisch saßen zwei Jungs und ein Mädchen – jeweils im Schlafanzug – die den Kriminalrat fasziniert anstarrten. Als eine Frau mit einer Tasse Kaffee aus der Küche kam und auf die Uhrzeit verwies, standen die Kinder auf und verließen das Esszimmer in Richtung Kinderzimmer, nicht ohne sich immer wieder nach dem großen Mann mit dem gezwirbelten Bart umzuschauen.
    â€žIch störe sehr ungern. Aber es muss sein“, bemerkte Bannholzer, der die ihm von der Frau des Hauses

Weitere Kostenlose Bücher