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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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auch immer bis zuletzt gekämpft hatte – und eigentlich sogar noch darüber hinaus – obwohl er wusste, dass mancher Kampf schon vor Antritt aussichtslos und nicht zu gewinnen war. Ob ich meinen Kampf erfolgreich abschließen und Charlottes mysteriöses Verschwinden endlich aufklären kann?, fragte sich Emma, als sie weiß vor Schnee und durchgefroren das Haus ihrer Vermieter erreichte.
    Ich brauche jetzt dringend eine heiße Schokolade, dachte Emma. Da sie bereits ihre Packung Milch aufgebracht und das Lädele für den dringend notwendigen Milcheinkauf heute geschlossen hatte, machte sie noch einen kleinen Abstecher in den für jeden Feriengast zugänglichen Vorratsraum ihrer Vermieter, um sich eine Tüte Milch zu holen.
    â€žBier, Fanta, Cola, Wasser, nur wo ist die Milch? ... Ah, hier“, sagte sie laut vor sich hin und nahm dabei eine Packung aus dem Regal.
    â€žHallo“, sagte plötzlich Markus Villinger, der, ohne dass es Emma mitbekommen hatte, in den Vorratsraum eingetreten war.
    â€žHast du mich jetzt aber erschreckt“, sagte Emma und griff nach einer weiteren Milchpackung.
    â€žIch dachte, du hättest dich mit meinem Vater unterhalten, weil ich deine Stimme gehört habe“, antwortete der Junge. Er nahm sich aus der Tiefkühltruhe ein Eis, während Emma mit leicht gerötetem Kopf an ihm vorbeihuschte.
    Schon mehrfach hatten sie die Menschen schräg angeschaut, wenn sie Emma mit sich selbst redend erwischt hatten. Doch diese Menschen waren alles Unbekannte, bei denen sie sich sicher sein konnte, diese nie mehr in ihrem Leben wieder zu sehen. Bei Markus war das etwas anderes, denn sie konnte sich gut vorstellen, dass er für Spleens aller Art sicher kein Verständnis haben würde.
    Als sie aus dem Vorratsraum wieder in den Flur trat, sah sie, wie das sanfte Gelblicht der Deckenlampe die gemusterten Fliesen des Zwischenflurs in ein warmes Licht tauchte. Sie wollte schon weitergehen, als sie plötzlich etwas Glänzendes auf dem Boden liegen sah. Komisch, dachte sie und berührte mit ihrem Fuß die Stelle, an der sich das Licht besonders brach und eine silbern schimmernde Reflexion produzierte.
    Sie spürte, dass ihr Fuß gegen etwas stieß, und als sie ihre Augen etwas zusammenkniff, sah sie ein kleines ovales Medaillon. Neugierig und ohne zu zögern stellte sie die zwei Pakkungen Milch ab, beugte sich herunter und nahm das kleine Schmuckstück, auf dem eine Rose eingearbeitet war, in die Hand, als Markus sie zum zweiten Mal erschreckte.
    â€žIst das nicht schön?“
    â€žJa, sehr schön sogar. Gehört das Medaillon etwa dir?“
    Emma spürte, wie Markus herumdruckste und verlegen zur Seite schaute.
    â€žJa oder nein?“
    â€žNa ja, das ist ja nichts für Jungs. Den habe ich am See gefunden und er muss mir eben wohl herausgefallen sein, als ich meinen Schlüssel aus der Tasche gekramt habe.“
    â€žAm See?“, fragte Emma höchst interessiert und sah sich das Schmuckstück gleich noch etwas genauer an. Doch außer der filigran gearbeiteten Rose und den Buchstaben ‚C’ und ‚L’ auf der Rückseite konnte sie nicht mehr erkennen.
    â€žJa, genau dort. Als Mama mir erzählt hat, dass man da unten eine Leiche gefunden hat, bin ich schnell hingefahren, denn die Polizei war dort, und ich möchte ja unbedingt später einmal Kommissar werden – so wie du. Also habe ich mir alles angeschaut und beobachtet, wie sie so arbeiten, Spuren sichern und den Tatort nach Hinweisen absuchen.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Es ist der alte Bauer Franz, den sie gefunden haben. Der wohnte vorne im Rosenweg in dem Bauernhaus mit der großen Scheune. Aber in den letzten Jahren, nach dem Tod seiner Frau, war er nur noch betrunken und hing vor der Kirche rum.“ Markus schaute sie mit traurigen Augen an. „Bauer Franz – so haben wir ihn genannt – war früher immer so nett zu uns gewesen. Hat uns zu Ostern bemalte Eier geschenkt oder wir durften zuschauen, wenn ein Kalb geboren wurde, oder auf dem Ochsen reiten und Cowboy und Indianer spielen. Aber vor zwei Jahren wurde alles anders. Er war wie ausgewechselt. Er scheuchte uns vom Hof, schimpfte, wenn wir zu seinen Kühen wollten, und als er dann noch seine Tiere verlor, da wurde er noch böser.“ Markus sah geknickt aus und Emma hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.

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