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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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eben für dich entscheiden.»
    Ich brachte kein Wort heraus. Und dabei hätte ich so gern geantwortet, weil ich genau wusste, was ich zu wählen hatte. Es ist das Erste, was ein neuer Schüler lernt. Immer den Morgenrock anbehalten und die Extraschläge in Kauf nehmen. Sonst gibt es mit ziemlicher Sicherheit blutige Striemen. Selbst drei mit Morgenrock sind besser als einer ohne.
    «Zieh dich aus, geh in die Ecke und bück dich, bis deine Hände die Zehen berühren. Ich werde dir vier geben.»
    Langsam zog ich den Morgenrock aus und legte ihn auf den Stiefelschrank. Langsam ging ich in die Ecke, frierend und ungeschützt in meinem Baumwollpyjama. Ich trat leise auf, und alles um mich herum war plötzlich hell und flach und weit entfernt wie das Bild einer Laterna magica, sehr groß, sehr unwirklich und wegen des Wassers in meinen Augen sehr verschwommen.
    «Los, bück dich. Tiefer – viel tiefer.»
    Nun ging er zum anderen Ende des Umkleideraums, und ich beobachtete ihn durch meine Beine hindurch,bis er die Tür erreicht hatte, die über zwei Stufen in den sogenannten Waschflur führte, einen fliesenbelegten Korridor, an dessen einer Wand Waschbecken angebracht waren. Dahinter befand sich das Badezimmer. Ich konnte Foxley jetzt nicht mehr sehen, aber ich wusste, dass er den Waschflur entlang bis zum Badezimmer ging. Das tat er immer. Dann hörte ich ein fernes, aber laut zwischen den Becken und Röhren widerhallendes Geräusch: Seine Schuhe schlugen auf den Steinfußboden auf, als er zu laufen begann. Durch meine Beine hindurch sah ich, wie er die beiden Stufen zum Umkleideraum hinaufsprang und mit vorgestrecktem Kopf, den Stock hoch erhoben, auf mich zugerast kam. Das war der Moment, in dem ich die Augen schloss, auf den Hieb wartete und mir befahl, mich um alles in der Welt nicht aufzurichten.
    Jeder, der schon einmal richtige Prügel bezogen hat, wird Ihnen bestätigen, dass man den Schmerz erst acht bis zehn Sekunden nach dem Schlag fühlt. Den Schlag selbst empfindet man nur als einen derben Stoß gegen das Gesäß, der einen völlig benommen macht. (Ich habe gehört, bei einer Schussverletzung sei es genauso.) Aber später, mein Gott, später ist es, als hätte einem jemand einen glühenden Feuerhaken auf das nackte Gesäß gelegt, und ob man will oder nicht, man muss einfach nach hinten greifen und versuchen, den Schmerz mit den Händen zu dämpfen.
    Foxley wusste um diese Verzögerung, und der langsame Rückweg zur Tür des Badezimmers – eine Entfernung von etwa fünfzehn Metern – gab jedem Schlag viel Zeit, den Höhepunkt des Schmerzes zu erreichen, bevor der nächste fiel.
    Beim vierten Schlag richtete ich mich unweigerlich auf. Ich konnte nicht anders. Es war die automatische Abwehrreaktioneines Körpers, der nicht fähig ist, mehr zu ertragen, als man ihm bereits zugemutet hat.
    «Du hast gezuckt», sagte Foxley. «Der letzte zählt nicht. Los – bück dich.»
    Diesmal war ich vorsichtig genug, meine Fußknöchel zu umklammern.
    Danach pflegte er mich zu beobachten, wenn ich – sehr steif jetzt und mir die Rückseite reibend – zum Stiefelschrank ging, um meinen Morgenrock anzuziehen. Ich versuchte immer, den Kopf so zu halten, dass er mein Gesicht nicht sah. Und beim Hinausgehen hörte ich jedes Mal sein: «He, du! Komm zurück!»
    Ich blieb dann stehen, drehte mich um und wartete.
    «Komm her. Na los, komm schon. Hast du nicht etwas vergessen?»
    Alles, woran ich in diesem Augenblick denken konnte, war der schreckliche Schmerz im Gesäß.
    «Du bist ein unverschämter und schlecht erzogener Bursche.» Er ahmte die Stimme meines Vaters nach. «Bringt man euch in eurer Schule keine besseren Manieren bei?»
    «Danke   … schön», stammelte ich. «Danke   … schön   … für die Schläge.»
    Und dann schlich ich über die dunklen Treppen zum Schlafsaal, wo mir viel besser wurde, weil jetzt alles vorbei war und der Schmerz nachließ. Die anderen standen um mich herum. Sie behandelten mich mit einem gewissen rauen Mitgefühl, denn ihnen war ja oft genug das Gleiche widerfahren.
    «He, Perkins, lass mal sehen.»
    «Wie viele hast du bekommen?»
    «Fünf, nicht wahr? Wir haben’s von hier deutlich gehört.»
    «Na los, Mann, zeig mal die Striemen.»
    Ich streifte meine Pyjamahose herunter, damit die Fachleute den Schaden gewissenhaft begutachten konnten.
    «Ziemlich weit auseinander, finde ich. Habe schon Besseres von Foxley gesehen.»
    «Hier, die beiden sind ganz dicht zusammen. Berühren sich

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