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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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satten Grün aus den Tiegeln der kosmetischen Industrie.
    »Fräulein Roth«, sagte Curtius, »was können Sie uns über Naumanns Termine der letzten paar Wochen sagen?«
    Fräulein Roth setzte sich auf den angebotenen Stuhl und begann zu blättern. »Also«, sagte sie gedehnt, »einmal die üblichen Geschichten. Gerichtstermine und so weiter; dann hat er mir eine Reihe von Briefen diktiert ...«
    Curtius bat sie, alle für die Termine der letzten sechs Wochen wichtigen Unterlagen herbeizuschaffen.
    Während sie in den verschiedenen Büros die Unterlagen zusammensuchte, wandte Curtius sich wieder an Matzbach. »Sie nehmen also an, daß die Schüsse Naumann allein galten und weder amouröse noch finanzielle Gründe hatten?«
    Baltasar wiegte den Kopf hin und her. »So kann man das nicht sagen. Ich halte es nur für möglich, daß nicht Goldberg der böse Bube ist, sondern jemand, der andere und bessere Gründe hatte, auf Naumann zu schießen. Vielleicht spielt dabei auch Geld eine Rolle, wer weiß?«
    Von Schlamm zündete sich eine Zigarette an und hustete. »Im Prinzip glaube ich zwar nicht daran, daß Goldberg es nicht war. Es ist aber zumindest seltsam, daß der ermittelnde Hauptkommissar es bisher nicht für nötig gehalten hat, Naumanns berufliche Aktivitäten der letzten Zeit wenigstens anzutippen. Da haben Sie schon recht, Herr Matzbach.«
    Curtius stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und faltete die Hände unterm Kinn. »Im Moment ist das alles Theorie. Aber wenn wir von der Möglichkeit ausgehen, daß der Mord etwas mit Naumanns Terminen zu tun haben könnte, bringt uns das natürlich in eine unangenehme Lage.«
    Von Schlamm runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Ganz einfach. Wenn es so ist, dann werden wir vielleicht in den nächsten Wochen beim Aufarbeiten all der Dinge, die der Kollege uns hinterlassen hat, über etwas stolpern, was uns möglicherweise der gleichen Gefahr aussetzt.«
    Von Schlamm machte eine wegwerfende Handbewegung. »Alles Unsinn. Nun mach nicht aus einer Mücke einen Elefanten.«
    Sie schwiegen. Die junge Dame ließ auf sich warten. Curtius betrachtete Matzbach neugierig.
    »Wenn Sie eine persönliche Frage erlauben: Wieso interessiert Sie die Sache, wie kommen Sie zur, hm, Detektivistik, und was machen Sie sonst?«
    Baltasar zündete sich umständlich eine Zigarre an. »Ich bin von einem Freund gebeten worden, mich um die Sache zu kümmern. Er ist seinerseits mit Goldberg befreundet und schwört, daß der es nicht gewesen sein kann. Ich habe letztes Jahr durch Beharrlichkeit der Absichten und Klarheit des Geistes einen verzwickten Fall geklärt, und seitdem halten einige Leute mich für einen begabten Kriminalisten. Damit, im Vertrauen gesagt, unterschätzen sie mich in beleidigender Weise.«
    Die beiden Anwälte lachten. Das Eintreten von Fräulein Roth enthob Baltasar der Pflicht, mehr über sich zu erzählen. Sie stapelte Akten auf den Schreibtisch, hinter dem Curtius saß, der seine Ellenbogen von der Platte nehmen mußte. Fräulein Roth nahm den Terminkalender in die Hand und las Daten und Namen vor, gab Stichwörter und verwies auf Durchschriften von Briefen, amtliche Schriftstücke etc. In vielen Fällen war entweder Curtius oder von Schlamm in der einen oder anderen Weise beteiligt oder zumindest informiert. Nach etwas mehr als einer Stunde hatten sie den Berg abgetragen.
    Curtius rieb sich den linken Nasenflügel. »Na ja, viel ist nicht dabei herausgekommen. Nur diese paar Namen hier.«
    Baltasar betrachtete die Liste, die er nebenher angefertigt hatte. Sie enthielt fünf Namen.
    »Nun, immerhin. Fünf Leute, über die sonst nichts in den Unterlagen zu finden ist. Können Sie mir etwas über sie erzählen?« Er las den ersten Namen auf der Liste vor: »Hermann Albring.«
    Curtius und von Schlamm verneinten. Fräulein Roth runzelte die Stirn, bis ein Teil der Schminke fast abbröckelte.
    »Ich glaube, mich erinnern zu können«, sagte sie langsam, »daß Herr Naumann mal was von einem Journalisten gemurmelt hat.«
    »Haben Sie ein Telefonbuch?« sagte Baltasar.
    Nachdem sie es geholt hatte, riß er es an sich und begann zu blättern. »Aha. Hier haben wir ihn. Albring, Hermann, fr. Journalist – fr. heißt wahrscheinlich frisch, fromm, frivol, fröhlich oder frei, eh? Schauen wir doch mal, ob es die anderen auch gibt. Telefonbücher sind eine interessante Lektüre; man weiß nie genau, wie es ausgeht. — Aha. Fricke, Lorenz, MinRat. Ob das
der
Fricke, Lorenz ist?

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