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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Jedenfalls der einzige im Buch.«
    Er notierte sich in beiden Fällen Adresse und Telefonnummer.
    »So«, sagte er munter, wobei er die wartenden Anwälte kurz anblickte, »machen wir weiter. Baginsky, Christine – auch nur eine solche vorhanden. Sehr schön. Vorwaldt, Roland – so, da gibt es keinen. Entweder hat er kein Telefon, oder er wohnt nicht in Bonn. Haben Sie häufig Klienten von außerhalb?«
    Von Schlamm schüttelte den Kopf. »Kommt gelegentlich vor, aber nicht oft. Manchmal haben Leute Gerichtstermine in Bonn, weil sie hier was Böses getan haben, und es wäre zu teuer, ihre eigenen Anwälte aus Flensburg oder Garmisch mitzubringen. Aber sonst? Na ja, vielleicht der eine oder andere Fall aus der Umgebung. Sie wissen schon, Leute vom Dorf oder aus kleinen Orten in der Nähe, wo es keine Anwälte gibt. Die suchen uns dann aus dem Branchenverzeichnis heraus.«
    Baltasar nickte. »Ich glaube Ihnen, daß das ein seltener Fall ist«, sagte er. »So, wie Sie heißen – wenn ich einen Anwalt brauchte, würde ich bestimmt keinen namens Schlamm nehmen, und dann auch noch ›von‹.«
    Von Schlamm fand das gar nicht komisch, während Curtius grinste.
    »So, der letzte; Stücker, Eduard, auch vorhanden.« Er klappte das Telefonbuch wieder zu. »Sagen Sie, Fräulein Roth«, sagte er dann sanft, »erinnern Sie sich bei diesen Namen noch an andere Einzelheiten?«
    Sie konzentrierte sich sichtbar. Neben ihrem linken Auge löste sich ein kleines Bröckchen Putz von der Fassade und zerschellte auf dem Terminkalender, den sie auf dem Schoß hielt.
    »Nein«, sagte sie schließlich, »jedenfalls nichts, was mir jetzt einfällt.«
    Baltasar summte ein paar Takte eines aktuellen Schlagers vor sich hin. »Die Herren«, sagte er dann, »haben hoffentlich nichts gegen eine kurze Untersuchung von Naumanns Schreibtisch einzuwenden?«
    Curtius schüttelte den Kopf. »Ansehen können Sie ihn sich auf jeden Fall.«
    Von Schlamm setzte hinzu: »Solange Sie ihn nicht mitnehmen.«
    Baltasar bedachte ihn mit einem Blick, der in Worten etwa »Schwache Revanche für die Geschichte mit dem Namen« hätte lauten können.
    In Naumanns Raum wandte er sich zunächst noch einmal an die Sekretärin. »Für den letzten Mittwoch oder sonstige Tage in den letzten paar Wochen haben Sie aber keine Abendtermine notiert, oder?«
    Sie blätterte noch einmal vor und zurück, schüttelte aber den Kopf. »Nein. – Moment, doch, natürlich, aber nicht notiert. Letzten Mittwoch – warten Sie mal, wie war das denn? Ach so, ja, mittags hat er mir gesagt, ich soll ihn daran erinnern, bevor ich gehe, daß er noch mit Köln telefonieren muß. Ich habe ihn daran erinnert und bin dann gegangen.«
    »Wen er in Köln angerufen hat, wissen Sie aber nicht?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Naumanns Schreibtisch erbrachte keine weiteren Informationen.
    Wie um sich zu entschuldigen, sagte Fräulein Roth: »Ich habe ihn aufgeräumt, nachdem – nachdem das passiert ist.«
    »War irgend etwas auf dem Schreibtisch, was vielleicht wichtig sein könnte oder Ihnen aufgefallen ist?«
    »Nein.«
    Auf einem kleinen Beistelltisch mit Rollen lagen etliche juristische Werke, Kommentare, Gesetzestexte und so weiter. Baltasar betrachtete sie mit Mißtrauen und Mißfallen. »Herr Curtius«, sagte er, »ich habe nun herzlich wenig Ahnung von solchen Dingen. Können Sie mir sagen, ob bei diesen Schriftwerken etwas ist, dessen Anwesenheit Sie verwundert?«
    Fräulein Roth bestätigte, daß sie die Bücher dort aufgetürmt habe, soweit sie sich auf dem Schreibtisch befunden hatten, daß sie aber keines entfernt oder hinzugelegt habe.
    Curtius überflog die Bände. »Das ist alles nicht besonders ausgefallen. Aber warten Sie mal, Naumann hatte die Angewohnheit, Zettel in die Bücher zu legen, wenn er mit etwas beschäftigt war, damit er relevante Texte schnell wiederfinden konnte.«
    Er begann zu blättern. Tatsächlich fanden sich Zettel in mehreren Büchern.
    »Na ja«, sagte er schließlich, »was meinst du dazu?«
    Von Schlamm betrachtete die aufgeschlagenen Seiten und zuckte mit den Schultern. »Dazu ist nicht viel zu sagen. Das sind Dinge, die jeder von uns jeden Tag dreimal aufschlägt. Jedenfalls oft. Hier – das ist ungewöhnlich.« Er wies auf eine Seite in einem älteren Werk.
    Matzbach beugte sich vor und überflog die Texte. »Saatgut«, murmelte er, »du liebe Güte.«
    Er bat um einen weiteren Zettel, setzte sich an Naumanns verwaisten Schreibtisch und notierte sich in

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