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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schlägen durch die Küche und landete ächzend auf der Fensterbank. Goldberg musterte ihn böse. »Kleiner Kacker«, sagte Matzbach, »muß er etwa?«
    Schweigend öffnete Goldberg das Fenster; der Rabe schoß in die kühle Nacht.
    Während Goldberg eine weitere Flasche besorgte, schnüffelte Baltasar mißtrauisch an den Tabakbeständen des Alten. »Sie«, sagte er dann, als der Großvater wieder am Tisch Platz genommen hatte, »rauchen wohl auch alles, was sich nicht wehrt oder nicht schnell genug laufen kann, wie?«
    Goldberg stopfte sich eine weitere Pfeife. »Spezialmi-schung.«
    Matzbach sog die Luft durch die geblähten Nüstern ein und leckte sich die Lefzen. »Hinreißendes Aroma. Fingernägel, Gewürznelken, Kameldung, Dörrobst und Juckpulver, eh?«
    Goldberg betrachtete ihn verärgert. »Hören Sie doch endlich auf zu labern. Entweder labern oder trinken. Schach?«
    Sie spielten viele Partien und laberten nicht mehr. Weit nach Mitternacht zählte Baltasar die Flaschen und setzte Goldberg matt.
    »Dä«, sagte er.
    Goldberg musterte die Stellung und nickte.
    Baltasar lehnte sich zurück und ließ einen epochalen Rülpser. »Bleibt immer noch die Frage, was ich jetzt mache«, knurrte er. Nachdenklich sog er an seiner Zigarre.
    Ein schwarzer Flügel zuckte vor dem Fenster, dann pochte es.
    »Lenore!« schrie Baltasar. »Nimmermehr!«
    Goldberg ließ den Raben herein. Poe sah zufrieden und zerzaust drein.
    »Haben die zur Zeit Wallungen?« sagte Matzbach.
    »Dieses entsetzliche Vieh hat immer Wallungen. Mir wär schon lieb, wenn Andreas sich bald wieder um das Monster kümmert.«
    »Sehen Sie«, sagte Baltasar langsam und deutlich, wenn auch bemüht, »wenn ich morgen früh mit dem Wisch meinen lieben Freund Ziegler besuche, wird er mich verfluchen, und dann werden sie Andreas freilassen. Vielleicht wird Ihr Enkel mich knutschen wollen, und davor graut mir mehr als vor Zieglers Ausfälligkeiten. Zusammengefaßt: Ich habe nichts davon. Ziegler hat nichts davon. Andreas hat auch nichts davon. Ein paar Tage der Meditation bei karger Kost schaden keinem. Wenn ich also den Zettel abliefere, ist eitel Grausen angesagt. Dann wird der stumpfe Stulpenstiefel der Polizei die zarten Spuren, die der Mörder vielleicht hinterlassen hat, zertrampeln, und ich gehe wieder einmal leer aus. Wenn Sie das noch ein paar Tage mit dem Vieh aushalten und nicht so dringend darauf bestehen, daß Ihr minderwertiger Enkel morgen pfeifend durch die Gegend fährt und sich hinterher wieder an nichts erinnert, wenn dies, dann jedoch ...«
    Goldberg stützte den Kopf auf die Fäuste. »Was dann?«
    »Dann jedoch würde ich gern noch ein paar Tage lang ermitteln, um meinen Vorsprung zu behalten, wenn die Herren von der Kripo errötend meinen Spuren folgen.«
    Goldberg nickte. »Kann ich verstehn. Von mir aus lassen Sie ihn noch 'n paar Tage hängen. Wie wollen Sie denn weitermachen?«
    Baltasar seufzte. »Ich bin von unfähigen Zuarbeitern abhängig. Einer dieser Menschen bemüht sich, über einige andere etwas zu erfahren. Sobald er etwas erfahren hat, werde ich etwas unternehmen. Andernfalls auch früher.«
    »Sehr erhellend. Ihre Ausführungen.«
    Matzbach setzte ihm eine halbe Stunde in unterschiedlichen Wortlauten auseinander, was er zu tun beabsichtigte.
    Goldberg erklärte alles für Blödsinn. »Und jetzt«, sagte er am Schluß, »gehe ich ins Bett. Aber vorher sag ich Ihnen noch was. Wenn ich nicht das Gefühl hätt, ich steh in Ihrer Schuld ...«
    Matzbach hustete. »Also, was dann?«
    »Sie haben den Tankwart gefunden. Mit dem Zettel kriegen Sie Andreas frei. Deshalb dürfen Sie ihn noch, sagen wir, zwei Tage hängenlassen ...«
    Baltasar unterbrach ihn. »Wenn ich den Zettel nicht gefunden hätte und Andreas nicht rausholen könnte, müßte ich ihn also sofort rausholen?«
    »Wie auch immer, für Unsinn sind Sie zuständig. – Also, zwei Tage, mehr nicht. Dann kann der dumme Junge noch ein bißchen in sich gehen. Er ist ja sowieso arbeitslos.«
    »Also gut. Morgen schicke ich den Wisch seinem Anwalt, mit der Bitte, alles zu überprüfen. Den Brief kriegt dieser Korff übermorgen früh. Wenn
er
es nicht tut – wozu sollte er auch –, prüft Ziegler bestimmt alles nach. Also werden sie Andreas frühestens Mittwochnachmittag freilassen. Wenn ich bis dahin nicht mehr rausgekriegt hab, kann ich ohnehin aufgeben.«
    Goldberg ging vor ihm her und zeigte ihm das Zimmer, in dem ein Gästebett harrte. »Hat man Ihnen schon mal gesagt«,

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