...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
zusammen. Die Alibis haben sie sich nämlich wechselseitig gegeben. Verstanden?“
Sonja Sänger meldete sich: „Du Robert, ich hab's fast vergessen, deine Frau hat vorhin angerufen, sie will, dass du sie von der Fachhochschule abholst.“
Martelli hob verzweifelt die Arme hoch: „Würdet ihr mir bitte einmal zuhören, ich bin gerade dabei, die Aufgaben für die Ermittlungen zu verteilen, und du nervst mich damit, dass meine Frau angerufen hat!“
„Ich wollt's ja bloß sagen“, schmollte Sonja, „nachher heißt's wieder, ich hätte dir nichts gesagt.“
„Also gut, nun hast du's mir gesagt, ich hab's verstanden und nun ist alles wieder in Butter! Ok...?“
„Etwas mehr Disziplin“, dachte er enttäuscht, „ich sollte etwas mehr auf meine Autorität achten und von meinen Mitarbeitern Disziplin einfordern.“
***
Das war leichter gesagt als getan. Als er die Abteilung übernommen hatte, da hatte er sich für einen eher freundschaftlich, kollegialen Umgangston entschieden. Er war noch immer davon überzeugt, dass das richtig war, nur manchmal liefen die Dinge etwas aus dem Ruder und er hatte Mühe gegenzusteuern und sich bei seinen Mitarbeitern durchzusetzen.
„Es gibt da noch eine Schwierigkeit!“, sagte er und blickte ins Halbrund seiner Kollegen: „Die Vergewaltigung ist bereits verjährt. Selbst wenn wir die Typen festnageln können, dann ist damit noch nichts erreicht. Wir müssten immer noch herausfinden, wer von den dreien das Mädchen erstochen hat. Und wenn die drei dicht halten, so müssten wir sie wohl allesamt wieder laufen lassen.“
„Wenn sie's denn überhaupt waren“, warf Sonja Sänger ein.
„Ja …, gut, vorausgesetzt sie waren es wirklich“, brummte Martelli verärgert.
Allgemeines Nicken nur Sonja grinste. Wie alle anderen im Team war sie der Ansicht, dass es natürlich die günstigste Variante wäre, wenn der Fall weiter im Archiv verstauben würde. Niemand brauchte sinnlose Ermittlungen zu führen und der Abschlussbericht könnte angenehm kurz gehalten werden.
Martelli sah hinüber zu Sonja Sänger und rief ihr zu: „Du Sonja nimmst dir das Umfeld des Opfers vor. Vater, Mutter, Geschwister, Onkel, Tanten, wenn's welche gibt. Ach ja, ich glaub ja nicht so recht daran, aber da soll's einen Landstreicher gegeben haben, den die vier damals mit der Maria Wagedorn gesehen haben wollen. Schau mal ob du was herausfinden kannst.“
Sonja Sänger nickte und blätterte gelangweilt in der Aktenkopie.
„Nur eine Kleinigkeit noch...“ Er tippte sich kurz an seine Stirn: „Die Mutter von Maria Wagedorn brauchst du nicht suchen, die ist bereits tot. Würde etwas schwierig, die befragen zu wollen.“
Dann wandte er sich an seinen Kollegen Peter Wiegand: „Es sind damals vier Burschen befragt worden, einer starb während der Ermittlungen, aber drei von ihnen müssten heute noch leben. Versuche herauszufinden, wo die sich befinden, was sie tun und sieh dir das Umfeld an.“
„Und du Toke, du lass die Spuren untersuchen, die wir bereits haben. Sieh zu, dass du von der KTU genauere Daten erhältst. Beispielsweise um wie viele verschiedene Spermaspuren es sich handelt, ob die noch auswertbar sind und ob es vielleicht Hautfetzen gibt. Du weißt schon, unter den Fingernägeln und so! Ach ja...“, fügte er hinzu, „und versuche den Wirt aufzutreiben, der damals den Burschen das Alibi gegeben hat.“ Martelli blätterte kurz in den Akten: „Der müsste heute etwas über siebzig sein, eigentlich kein Alter, könnte heute auch noch leben. So und nun macht euch an die Arbeit.“
„Was ist nun mit dem Fall Calic ?, ich kann doch nicht zwei Fälle gleichzeitig bearbeiten?“, maulte Peter Wiegand.
„In Ordnung, dann geh eben hin! Am besten morgen früh. Rede mit dem Vater. Du wirst sowieso Schwierigkeiten haben, die ganze Familie spricht nur türkisch. Orhan Calic sitzt in Untersuchungshaft, mach's also kurz. Es geht nur um den Staatsanwalt, der braucht die Aussage seines Vaters. Das machst du morgen und sobald du zurück bist, schreibst den Abschlussbericht, bringst ihn rüber in die Staatsanwaltschaft und dann versuchst du die jungen Burschen zu finden.“
Alles grinste und auch Martelli verzog seinen Mund zu einem zaghaften Lächeln: „So jung werden die heute auch nicht mehr sein, also kümmerst du dich eben um die alten Burschen Peter.“
„Wenn wir tatsächlich herausbekommen, wer Maria Wagedorn erstochen hat, dann würde der Täter nach dem Jugendstrafgesetz abgeurteilt
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