...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
gedacht, dass man seine Muttersprache dermaßen verlernen kann. Aber einen sehr intelligenten Eindruck hat der Mann sowieso nicht auf mich gemacht.“
„Was ist mit der Mutter, Tanten, Onkel, Geschwister?“
„Die Mutter ist tot. Kurz nach der Ermordung ihrer Tochter gestorben. Maria Wagedorn soll noch einen Bruder gehabt haben, aber wenn es ihn wirklich gibt so ist er nicht auffindbar. Ich hab in Reinberg 'n bisschen recherchiert, die Leute sagen, der sei zu seinem Vater gezogen, aber genaues weiß man nicht. Ich habe mich einigermaßen gewundert, dass man offensichtlich in einem gut durchorganisierten Staat wie Deutschland so einfach verschwinden kann.“
„Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen in Deutschland jedes Jahr spurlos verschwinden“, sagte Martelli. Er sah fordernd zu seiner Kollegin hinüber: „Und..., weiß der Vater was?, ich meine ist der Bruder von Maria Wagedorn bei seinem Vater in Australien?“
Sonja Sänger lachte laut: „Nein, nein, da hast du mich falsch verstanden! Mutti und Pappi Wagedorn...!?, das war keine normale Familie. Der Vater des verschollenen Bruders von Maria Wagedorn muss jemand anders sein, damit hat der Australier nichts zu tun. Der Bruder kam erst auf die Welt, als der Vater von Maria schon in Down Under war. Diesen anderen Vater habe ich nicht ausfindig machen können, von dem weiß niemand etwas, nicht einmal das Standesamt in Reinberg. Seine Mutter hatte damals den Vater nicht angeben können oder wollen und so bleibt es ein Mysterium, wer für die Zeugung des ominösen Bruders verantwortlich gewesen ist.“
„Wenn es diesen Bruder gibt, dann muss es doch einen Eintrag im Standesamt geben, hast du da nachgehakt?“
„Ja..., hab ich! Aber der ist nicht in Reinberg zur Welt gekommen, das muss irgendwo anders gewesen sein. Aber soll ich da jetzt wirklich weiter nachforschen? Wir haben doch die DNA, wir wissen doch jetzt, wo die Täter zu suchen sind!“
„Ist schon gut, lass mal, das interessiert jetzt wirklich niemanden mehr.“ Martelli sah seinen holländischen Kollegen Toke Brandt an: „Na...?, und was hast du herausgefunden?“
Der räusperte sich: „Es gab drei verschiedene Spuren von Sperma, aber das weißt du ja schon. Außerdem hat man damals Hautfetzen unter den Fingernägeln des Mädchens gefunden. Leider sind die nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich als Staub aus der Tüte gefallen“, sagte Toke Brandt lachend.
Martelli quittierte die letzte Bemerkung seines holländischen Kollegen mit einem ernsten Nicken. Er hatte nicht viel Sinn für diese Art von Humor. Sie hatten einen Mord aufzuklären, ein angemessener Ernst, das waren sie dem Opfer schuldig. Er wandte sich wieder seiner Kollegin zu: „Hätte ich fast vergessen“, sagte er, „Onkel, Tanten, Neffen oder Nichten?“
Sonja Sänger schüttelte den Kopf: „Nichts, Fehlanzeige. Die Mutter dieses Mädchens hat wohl nicht viel von Familienbanden gehalten. Sie hatte keine Geschwister und ob der Erzeuger von Maria Wagedorn welche hatte, das hab ich nicht herausbekommen.“
Die gesamte Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Peter Wiegand. Der stand auf und drehte sich so, dass er seine Kollegen und seinen Chef ansehen konnte. Er war verlegen, Berichterstattung vor seinen Kollegen gehörte nicht zu seiner bevorzugten Beschäftigung.
„Bei mir gibt's nichts zu berichten, Gabler hat mir gesagt, dass er sich um die Adresse von Peter Pavliç kümmern will, also habe ich mich um den Fall Calic gekümmert.“
„Okay Leute. Dann danke ich euch erst mal“, schloss Martelli die kleine Versammlung: „Wir werden als nächstes die beiden Überlebenden untersuchen und dann können wir nur hoffen, dass der Mörder von Wagedorn noch am Leben ist, sonst war der ganze Aufwand umsonst. Aber ihr wisst ja wie das ist, erledigt ist der Fall erst, wenn wir den Täter haben oder wenn wir wissen, dass er nicht mehr am Leben ist.“
Der Kommissar winkte seinem Kollegen Peter Wiegand. Als er näher gekommen war, sagte er wütend, „wenn ich dir sage, dass du dich um die Adressen der beiden kümmern sollst, dann tust du das gefälligst.“
„Aber Gerd hat doch gesagt...“, wandte Peter Wiegand ein.
Schroff unterbrach ihn Martelli: „Wenn Gabler das angeordnet hat, dann ist das in Ordnung, aber ich will von solchen Änderungen wenigstens unterrichtet werden, ist das klar?“
Kleinlaut flüsterte Peter Wiegand ein leises „Ja!“
„Und..., was hat nun die Befragung des Vaters von Orhan Calic ergeben?“,
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