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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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Oberschicht der Stadt werden sich mit dem Mann anlegen?, ihn an den Pranger stellen? Kein einziger Arbeitnehmer wird seinen Job kündigen, bloß weil der Mann 1971 ein Mädchen vergewaltigt hat! Ich sag dir was..., wenn der nur einen Funken Verstand im Kopf hat, dann sitzt er die Sache einfach aus. Nach drei Wochen kräht doch kein Hahn mehr danach, was er vor vierundzwanzig Jahren angestellt hat. Das wird nicht einmal eine Zeile in den Lokalnachrichten wert sein. Du solltest auf mich hören und den ganzen Fall einfach zu den Akten legen. Am Ende wird nichts weiter dabei herauskommen als heiße Luft.“
    „Woher weißt du das denn alles?“
    „Was meinst du?“
    „Na dass der Manzo Chef einer Firma ist.“
    „Kennst du nicht die „Feinguss Manzo AG“? Das ist ein ziemlich großer Laden und der Chef und Mehrheitsaktionär ist unser Freund Franco Manzo!“
    Gabler sah seinen Freund kritisch an, als erwartete er eine Reaktion auf seine letzte Bemerkung, aber die kam nicht. Martelli saß nur da und schwieg. Er wusste, dass sein Freund recht hatte.
    Verlegenheit breitete sich aus.
    „Meine Tante hat mir mal erzählt, dass sie kurz nach dem Krieg von einer Horde russischer Soldaten vergewaltigt wurde, aber die haben sie wenigstens leben lassen...“, sagte Martelli leise: „Wenn man das noch Leben nennen kann, was ihr danach geblieben ist, Die Frau war ihr ganzes restliches Leben lang ein psychisches Wrack. Allein das Wort Russe brachte sie völlig aus dem Häuschen und wenn jemand das Wort auch nur aussprach, dann griff sie sofort nach jedem Messer das erreichbar war.“
    Nachdenklich sah Martelli vor sich auf den Boden und sagte sehr leise; „Es ist das Schrecklichste was man einer Frau antun kann, nur wir blöden Männer können uns davon keine Vorstellung machen, weil wir sexuell viel zu primitiv veranlagt sind.“
    Gabler nickte und sah seinen Kollegen still an. Martelli konnte es sich nicht erklären, aber er meinte eine Spur von Angst in seinem Gesicht lesen zu können: „So etwas kann man nicht mit einem verlorenen Krieg oder mit Horrortaten von Deutschen in Russland rechtfertigen“, sagte Martelli leise, „so was kann man erst recht nicht damit rechtfertigen, dass man sagt, das Mädchen habe es doch gewollt. So etwas ist mit keinem Argument der Welt zu entschuldigen... Mit keinem!“
    Ungläubig starrte Gabler seinen Freund an. Er glaubte Tränen in seinen Augen zu entdecken. Sein Gewissen rührte sich und er bereute, damals nicht zur Polizei gegangen zu sein. Aber Mario hatte ihm gedroht, es würde ihm genauso ergehen wie Malte und da hatte er eben geschwiegen. Obwohl er nicht wusste und auch nicht wissen wollte, was Malte wirklich zugestoßen war.
    ***
    Damals sprach man im Dorf für Wochen von nichts anderem mehr und sogar die überregionalen Zeitungen berichteten darüber. Gabler hatte sich die Bilder von Maltes Überresten nie angesehen, er hatte einfach die Augen zugemacht, nichts sehen wollen. Und als dann einige Jahre vergangen waren, gelang es ihm sogar manchmal alles zu vergessen. Die Tat hatte ihn nie losgelassen, auch wenn er kaum daran beteiligt gewesen war. Ständig sah er diesen zusammengekrümmten Körper Marias auf dem Grasboden liegen und ihr wunderschönes fast friedliche Gesicht verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen.
    Wenn er jetzt in diesem Moment gestehen würde, dass er einer derjenigen war, der damals dabei gewesen ist, vielleicht würde ihn sein Freund verstehen, ihn decken, die ganze Sache unter den Tisch kehren. Vielleicht konnte dann doch noch alles gut werden?
    ***
    Gerade als er sich entschlossen hatte alles zu sagen, seine Seele zu befreien, dass es damals nicht vier, sondern fünf Männer waren und das er einer von ihnen gewesen war, da stieß Martelli mit von Hass verzerrter Stimme hervor: „Ich werde diese Schweine erwischen, alle werde ich erwischen und dann loche ich sie ein und sorge dafür, dass sie nie mehr aus dem Knast kommen. Und es ist mir völlig egal, wer von den Vieren sie erstochen hat, alle werden es büßen.“
    Gabler musste sich setzen. Ganz schwarz wurde ihm vor den Augen und ihn schwindelte. Einfach überredet hatte ihn Manzo, dieses perverse Schwein. Warum musste der auch damals sein Butterflymesser mitnehmen. Gabler wollte eigentlich doch gar nicht! Genau so wenig wie sein Freund Malte Pieper Er hätte vermutlich sowieso nicht gekonnt, wenn die Reihe an ihn gekommen wäre.
    Wie oft hatte er sich dafür verflucht damals mitgegangen zu sein.

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