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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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Die ersten Jahre, stundenlang hatte er oft nachts wach gelegen, aber nichts konnte die Zeit zurückdrehen. Als er hätte aussteigen können, da hatte er einfach mitgemacht. Vielleicht hätte er auch alles gesagt, wenn man ihn damals vernommen hätte, aber es war eben so einfach, die Hände in den Schoß zu legen, sich zurückzulehnen und auf das unerwartete Alibi des Wirts zu vertrauen. Seine Freunde, beneidet hatten sie ihn, aber irgendwie verpflichtete ihn sein unverhofftes Glück einfach still zu sein und niemanden zu belasten. Wer hätte denn ahnen können, dass das Schicksal nach so langer Zeit doch noch zuschlagen würde?
    Er schloss seinen zum Sprechen bereiten Mund und sah Martelli betreten an.
    Sein Freund würde ihn nicht so einfach davon kommen lassen, das wusste er jetzt und wenn er auch keine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten hatte, seinen Job würde es ihn in jedem Falle kosten und das würde mit großer Wahrscheinlichkeit das Scheitern seiner Ehe nach sich ziehen. Er beschloss sein Geheimnis für sich zu behalten. Schließlich saß er an der richtigen Stelle und wenn er es geschickt anfing, dann würde er mit etwas Glück aus der Geschichte unbeschadet herauskommen.
    ***
    Seit der Fall neu aufgerollt wurde, lebte Gabler in ständiger Angst entdeckt zu werden. Er hatte die Akten genauestens studiert, sie mehrere Male durchgelesen. Sein Name tauchte nicht auf. Aber er konnte sich ausrechnen, dass sein Freund alle fünf Namen erführe, sobald einer der Täter zu einem Verhör in München erschien. Das durfte er nicht zulassen. Jetzt, nachdem so viele Jahre ins Land gegangen waren, so fand er, es war einfach nicht gerecht, dass nach so langer Zeit sein Leben zerstört wurde, bloß weil er am falschen Ort zur falschen Zeit vier seiner Freunde in den Wald begleitet hatte. Und mehr hatte er doch eigentlich nicht getan!? Er hatte doch Maria nicht einmal angerührt, geschweige denn, sie umgebracht! Er malte sich aus, wie es wäre, wenn er als verhörender Beamter vor Peter Pavliç, oder Franco Manzo säße und sie nach den Umständen der Tat befragte. Sie würden lachen, alle beide. Auslachen würden sie ihn. Nein, er konnte nicht hoffen, dass einer von den beiden übriggebliebenen so taktvoll sein würde, ihn nicht zu verraten.
    Vielleicht Franco Manzo, wenn er die Gelegenheit bekäme früh genug mit ihm zu reden. Besonders Franco hatte viel zu verlieren. Nur seinetwegen fand die ganze Untersuchung überhaupt statt. Aber Peter Pavliç? Welche Veranlassung sollte er haben zu schweigen, wenn plötzlich sein alter Freund Gabler vor ihm im Verhörzimmer erschien!? Es wäre ein Zynismus sondergleichen, wenn Gabler die Befragung leiten müsste und die Chancen standen gut, dass genau dies geschähe. Die beiden würden ihn auslachen und selbstverständlich würden sie ihn verraten. Sie hatten ihm ja damals schon übel genommen, dass er so elegant aus der Sache herausgekommen war, obwohl er doch gerade dafür überhaupt nichts konnte. Außerdem! Was hatten sie denn zu verlieren? Warum sollten sie gerade auf ihn Rücksicht nehmen? Auf ihn, einen der Mittäter, der sich nun als Ankläger aufspielte!
    Gabler verfluchte den Tag an dem er damals mitgegangen war. Die Jahre waren dahingegangen und niemand hatte an dem Fall gerüttelt. Er hatte schon alles vergessen, da musste ausgerechnet diese Akte auf dem Schreibtisch seines Kollegen landen.
    ***
    Sofort nach dem Mord an Maria Wagedorn hatte er mit sich gekämpft, ob er zur Polizei gehen und alles gestehen sollte, aber Mario hatte ihn davon überzeugt, dass sie alle davon kommen konnten, wenn sie nur die Klappe hielten. Als kurz darauf Malte auf tragische Weise ums Leben kam, hatte er sich endgültig überreden lassen. Und dann war Gras über die Sache gewachsen. Nach einigen Jahren sprach niemand mehr im Dorf davon. Malte Pieper war das schwache Glied in der Kette seiner ehemaligen Freunde, wenn er damals nicht auf so mysteriöse Weise gestorben wäre, dann hätte Gabler schon aus taktischen Überlegungen zur Polizei gehen müssen, denn Malte wäre über kurz oder lang umgefallen und dann hätte er den Vorteil des reumütigen Geständnisses nicht für sich verbuchen können. Aber nach Maltes Tod hielten alle dicht, keiner fiel um und jeder von den vier Freunden hoffte, dass die Sache ohne Folgen an im vorüber gehen würde. Und so war es dann schließlich auch. Jeder lebte in den darauf folgenden Jahren sein Leben, so als ob nichts geschehen wäre. Bis heute hatten

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