...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
recht raus mit der Sprache. Dann sagte er leise, „es ist Gablers Dienstwaffe!“
Als ob ihn eine höhere Macht auf dem Kachelboden des Flurs festgenagelt hätte, hielt Martelli mitten im Gang an: „Was...?“, brüllte er so laut, dass es im ganzen Flur widerhallte: „Wessen Waffe ist es?“
„Nicht so laut...“, flüsterte Dierot: „Ja..., es ist kein Zweifel möglich, der tödliche Schuss ist ganz eindeutig aus der Waffe von Gabler abgefeuert worden.“
Martelli öffnete die nächste erreichbare Tür und zerrte seinen Kollegen hinein: „Sag das nochmal!“, zischte er leise, „sag das bitte noch einmal.“
Völlig außer Atem stützte sich Dierot auf das Waschbecken. Unglücklicherweise waren die beiden in der Damentoilette gelandet, aber Martelli störte das nicht. Die bösen Blicke der beiden Damen, die gerade empört das Örtchen verlassen wollten beachteten beide nicht weiter. Martelli starrte seinen Kollegen an und wiederholte die Frage: „Sag das noch einmal Jean..., aber langsam zum mitschreiben!“
„Wenn ich's dir doch sage“, flüsterte Jean, „es ist kein Zweifel möglich. Die Waffe aus der der Schuss auf diesen Franco Manzo in Italien abgefeuert wurde, gehört eindeutig Gabler. Er ist aus seiner Dienstwaffe abgefeuert worden.“
Verwirrt starrte Martelli seinen Kollegen an: „Verdammt..., was machen wir denn jetzt?“, er kratzte sich seine wolligen blauschwarzen Locken: „Schönes Schlamassel, was sollen wir denn jetzt bloß tun?“
Dierot fasste die Frage als an sich gerichtet auf, „Robert..., du bist doch der Chef in deinem Laden, wie soll ich wissen, was du tun sollst!?“
„Ach lass mich...“, blaffte Martelli seinen Kollegen an: „Ich kann doch jetzt nicht ins Büro zurückgehen und zu ihm sagen, Hallo Gerd, du bist verhaftet! “ Geistesabwesend spielte er am Wasserhahn, zog den Hebel nach oben und klappte ihn dann wieder runter: „Ich werde erst mal zu unserem Chef gehen“, sagte er mehr zu sich selbst, „der ist schließlich für solche Sachen da.“
Dierot griff nach der Klinke. Ihm war es unangenehm ständig in der Damentoilette den bissigen Blicken der Damen auszuweichen: „Also...“, sagte er, „ich hab's dir gesagt, nun mach du was du für richtig hältst.“
Martelli winkte ab, aber das sah Dierot nicht mehr. Er war bereits zur Tür hinausgewischt, die sich langsam mit einem leisen Zischen der Hydraulik schloss. Mit einem Sprung sauste Martelli hinter ihm her: „Hey..., Jean...“, rief er dem forteilenden Beamten hinterher, „dass du mir ja die Klappe hältst. Hast du mich verstanden!?“
Bevor Dierot um die Ecke am Ende des Ganges verschwand, winkte er Martelli noch einmal versichernd zu und hob Zeige und Mittelfinger zu einem Victory-Zeichen und nickte mit seinem kleinen französischen Köpfchen.
Martelli brummte, „dass du mir ja mit niemandem darüber redest, du kleiner Schnüffler.“
***
Fast eine Stunde saß er in der Kantine und überlegte. Er schwankte zwischen der Möglichkeit, seinen Freund mit diesem Ergebnis zu konfrontieren, oder gleich zu seinem Chef zu gehen. Aber was hätte ihm Gerd schon sagen können? Und am Ende hätte er doch Weber davon Meldung machen müssen. Er entschied sich, die Sache seinem Boss zu unterbreiten, sollte der doch zusehen, wie man in einem solchen Fall vorgehen musste. Mit einem Ruck erhob sich Martelli und stieß dabei so heftig gegen das Tablett, dass die fast leere Kaffeetasse umfiel und sich der letzte Rest über das Tablett ergoss. Er ließ die Unordung einfach stehen und ging mit schnellen Schritten in Richtung Webers Büro. Martelli öffnete für einen Spalt die Tür des Vorzimmers und sah sich um. Auf den ersten Blick war niemand zu sehen, der Platz von Webers Sekretärin war leer. Schon wollte er die Tür wieder schließen, da hörte er ihre Stimme. Sie saß am zweiten Arbeitsplatz des Büros der von ihr nur selten benutzt wurde. Seit die neuerlichen Sparmaßnahmen Webers in Kraft getreten waren, musste sie auf ihre Hilfskraft verzichten. deshalb blieb der Schreibtisch meist verwaist.
„Wollen Sie zu Weber?“, sagte sie.
„Margot, da bist du ja, ich hab dich gar nicht gesehen. Ja, ist er da?“, sagte er mit belegter Stimme, „'s wär wirklich wichtig!“
Frau Dommuth lächelte ihn an und nickte. Elegant, wie es ihre Art war, löste sie die rechte Hand von ihrer Tastatur, auf der sie mit ihren perfekt manikürten Fingern rasendschnelle Stakkatos erzeugen konnte. Mit einer Bewegung, die der
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