...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
an.
„Signore Gerd, Vignola ist gar nicht so übel, wenn Sie es einmal kennen, glauben Sie mir, wir haben einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, die werden Sie nicht einmal in München zu sehen bekommen. La Festa die Cigliegi zum Beispiel “, sagte er und zauberte ein feistes Grinsen auf sein dickes Gesicht.
Zweifelnd sah Gabler seinen neuen Freund an, mit dem er bereits auf Du und Du war: „Was könnte das schon sein Alberto?“, sagte er und prostete ihm mit seiner Kaffeetasse zu.
„Da haben wir mal den berühmten Autore Muratori! “, fragend sah er ihn an und schüttelte den Kopf: „ Muratori...?, allora...? “, sagte er und machte dabei eine dieser typischen Handbewegung mit seinen dicken italienischen Fingerchen.
„Also Maurer haben wir in München zur Genüge“, mischte sich Martelli lachend ein, aber er wusste natürlich, dass es sich bei diesem Muratori um den großen italienischen Dichter Ludovico Antonio Muratori handelte. In Deutschland freilich ein völlig unbekannter Mann.
Dini machte die typische italienische Handbewegung indem er Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger seiner Hände zusammenlegte und sie vor seinem dicken Bauch auf und ab wippen ließ: „Muratori..., eh..., Muratori der berühmte Autore, der ist hier in Vignola geboren!“ Er sah Gabler aus geröteten Augen an: „Warum bleibst du nicht noch ein paar Tage, dann zeige ich dir alles.“
Martelli sah diese Fraternisierung nicht gern. Schließlich waren sie nicht hier um Urlaub zu machen. Jeder Tag, den sie länger als notwendig in Italien verbrachten, kostete den deutschen Steuerzahler Geld.
„Wenn's nichts mehr gibt, dann können wir ja gleich morgen wieder abfahren“, sagte Martelli und stieß seinem Freund den Ellenbogen in die Rippen.
Dini sah auf die Uhr und erhob sich: „Dann lasse ich sie beide jetzt alleine, sie werden sicher die Ergebnisse durchsehen wollen.“ Er gab jedem von ihnen die Hand nur Gabler drückte er herzlich an seinen riesigen Bauch.
„Gerd, du musst mich unbedingt besuchen kommen, dann zeige ich dir wie schön es hier ist“, sagte er und verließ das Hotel.
Kaum dass Dini gegangen war, schrie Martelli seinen Kollegen an: „Was soll das...?“
„Was soll was!“, erwiderte der trotzig.
„Ich dachte du seist an dem bewussten Wochenende in Rimini gewesen, um dir eine Unterkunft für den Sommer zu suchen? Und nun muss ich mir ausgerechnet von diesem Fettsack sagen lassen, dass du hier in Vignola warst!“
„War ich auch“, entgegnete Gabler einsiblig, „ich war in Rimini.“ Trotzig sah er seinen unmittelbar Vorgesetzten an: „Alberto muss sich irren! Er kann mich hier nicht gesehen haben, denn ich war in Rimini, das ganze Wochenende über. Wenn du willst, dann fahren wir hin, dann kannst du im Hotel nachfragen.“
„Natürlich fahren wir nicht hin, glaubst du wir können das Geld mit vollen Händen zum Fenster rauswerfen, bloß um dann festzustellen, dass dein Alberto sich eventuell geirrt hat? Wenn du sagst, du warst in Rimini, dann glaube ich dir das eben, ist schließlich nicht so wichtig.“ Aber man konnte Martelli ansehen, dass er mit der Antwort seines Kollegen keinesfalls zufrieden war.
„Eben...“, erwiderte Gabler trotzig.
„Hm...“, brummte Martelli: „Also gut dann..., vergessen wir die Sache für den Moment.“ Er hatte sich erstaunlich schnell beruhigt, aber im Augenblick kümmerte Gabler das nicht weiter.
„Und übrigens, er ist nicht mein Alberto, er verstand sich nur besser mit mir als mit dir.“
„Ich muss mich mit dem nicht verstehen, ich sehe auch so, dass die Ermittlungen schlampig geführt wurden.“ Er nahm die dünne Kladde auf und schleuderte sie wieder auf den Tisch: „Die haben sich voll darauf verlassen, dass wir die Untersuchungen führen. Hast doch gesehen, dass sein Büro bis zum späten Nachmittag nicht besetzt war.“
„Warum bist du denn so sauer auf den Kerl?“, fragte Gabler.
„Ich kann es nun einmal nicht ausstehen, wenn mir einer so frech ins Gesicht lügt.“
„Hat er dich angelogen...?, wieso das denn?“
„Ach nichts weiter, ich habe am Telefon mit ihm selbst den Termin ausgemacht und er schiebt die Schuld an seiner Verspätung auf einen seiner Soldaten, das finde ich nicht so prickelnd. Außerdem mag ich es nicht, wenn mich Leute für blöde halten.“
Kapitel 12
München, Freitag 13. Oktober 1995
Der Beamte der Spurensicherung trat leise an Martellis Schreibtisch. Er wedelte aufgeregt mit einer dünnen Akte
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