...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Vignola gefahren, weil Sie befürchten mussten, dass Franco Manzo sie verraten würde, wenn die italienische Polizei ihn uns ausliefern würde. Und als er nicht dicht halten wollte, da haben Sie ihn einfach mit Ihrer Dienstpistole erschossen.“
„Nein..., so war das nicht!“, kreischte Gabler, „ich habe ihn doch nicht umgebracht.“
Die Hände vors Gesicht geschlagen weinte er und ließ sich wieder auf den Bürostuhl fallen.
„Ja, es ist wahr, ich war in Italien“, sagte er leise, „ich wollte mit ihm reden. Und wenn er mir zugehört hätte, dann hätte er mich bestimmt nicht verraten. Er war doch der Mörder von Maria Wagedorn, er hat sie doch erstochen. Er hatte doch am meisten zu verlieren!“
Mit tränennassen Augen sah er auf, aber Webers skeptischer Gesichtsausdruck ließ ihn nur wenig Hoffnung schöpfen.
„Die Vergewaltigung war doch schon längst verjährt. Ich wollte ihn nur darauf hinweisen, dass wenn er mich verrät, er damit rechnen müsste, wegen Mordes angeklagt zu werden. Aber als ich dort ankam, da war er bereits tot. Ich habe in meiner Panik versucht herauszubekommen was geschehen war und da muss mich dieser Dini gesehen haben. Aber Sie müssen mir glauben, ich habe Franco Manzo nicht umgebracht, ich habe ihn nicht erschossen.“
„Nun ja...“, sagte Weber mit kalter Stimme, „über das weitere Vorgehen wird die Staatsanwaltschaft entscheiden müssen.“ Er wandte sich angewidert von seinem Mitarbeiter ab. Er glaubte Gabler kein Wort. Wie sonst hätte denn eine Kugel aus Gablers Dienstpistole in Manzos Körper enden können, wenn er sie nicht abgeschossen hatte?
***
„Sie wissen, dass ich Sie jetzt festnehmen muss“, sagte er, „und Ihnen ist ebenfalls klar, dass ich die Sache der Staatsanwaltschaft übergeben muss.“
„Chef...“, sagte Gabler mit zitternder Stimme, „Sie müssen mir helfen, ich weiß, ich hätte damals gleich zur Polizei gehen müssen. Aber Malte Pieper und ich, wir standen nur dabei, wir haben doch nichts gemacht. Es waren die anderen drei.“ Gabler schluchzte: „Und Franco Manzo hat dann das Mädchen einfach abgestochen.“
Es war offensichtlich, dass Weber die Situation etwas anders sah und das ließ er seinen Mitarbeiter auch unmissverständlich wissen.
„Mein lieber Gabler“, sagte er leise, „machen Sie es sich da nicht etwas einfach? Sie standen nicht nur so dabei, auch wenn Sie nicht...“, er stockte, die nötigen Worte kamen ihm nicht leicht über die Lippen, „auch wenn Sie sich nicht an dieser schändlichen Tat beteiligt haben, so waren Sie doch dabei.“
Ein leichter Anflug von Verachtung spielte um Webers Mund: „Ich habe wirklich viel Verständnis für Jugendstreiche, aber so etwas geht dann doch zu weit. Und nun verwenden Sie auch noch interne Ermittlungsergebnisse Ihres Kollegen, um Ihre Taten zu vertuschen. Das wird sich auf Ihr Strafmaß nicht besonders günstig auswirken, denke ich.“
Für ihn war die Sache klar. Gabler hatte ein starkes Motiv, kannte die Gegebenheiten und nur er kam als Täter in Frage.
„Ja..., ich weiß, ich hätte alles sofort sagen müssen“, meldete sich Gabler wieder: „Aber versetzen Sie sich doch mal in meine Lage. Nach vierundzwanzig Jahren holt mich die Vergangenheit wieder ein. Eine Vergangenheit, von der ich glaubte, sie wäre längst vergessen. Wenn Robert das herausbekommen hätte, mein Beruf, mein Leben, meine Ehe, alles wäre dahin gewesen. Ich hätte doch niemals meinen Job behalten können.“ Er merkte gar nicht, dass er damit auf präzise Weise sein Motiv für die Tat beschrieb.
Die Stimme Webers klang eiskalt, als er sagte : „ Nun ja Herr Gabler, Ihren Job, wie Sie sich ausdrücken, sind Sie in jedem Fall los, da haben Sie schon recht, selbst wenn Sie nicht der Täter waren. Allerdings werde ich nicht viel für Sie tun können, denn dieser Fall kann sowieso nicht von meiner Abteilung bearbeitet werden, das ist aus rechtlichen Gründen schon gar nicht möglich. Aber das wissen Sie doch selbst am besten!“
Er griff nach dem Telefon und veranlasste seine Sekretärin zwei Polizisten hereinzuschicken: „Sie werden verstehen, dass ich Sie jetzt vorläufig festnehmen muss.“ Ernüchtert erhob er sich: „Bitte stehen Sie auf Herr Gabler.“
Niedergeschlagen stand Gabler auf. Er wusste, dass keine seiner Beteuerungen etwas nützen würde. Mit hängendem Kopf nahm er die nun folgende Verhaftung hin.
Weber kramte aus seiner Schublade die längst vergessenen Handschellen hervor,
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