...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
legte sie um die ausgestreckten Handgelenke Gablers und ließ die Schließen einrasten.
„Herr Gabler, ich nehme Sie vorläufig fest, wegen des Verdacht des Mordes an Franco Manzo. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was Sie ab jetzt sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“
Die beiden Polizisten betraten sein Büro und Weber machte eine flüchtige Handbewegung: „Bringen Sie ihn weg“, sagte er ärgerlich, „bringen Sie ihn bloß weg!“ Er nahm ein Taschentuch von seinem Schreibtisch und wischte sich die Schweißperlen ab, dann drückte er eine Taste auf der Gegensprechanlage und sagte, „Fräulein Margott, können Sie mir noch einmal Hauptkommissar Martelli hereinbitten...? Danke!“
Martelli hatte sich nebenan im Büro eines Kollegen aufgehalten, weil er wusste, dass der Chef nach ihm schicken würde. Er wartete, bis die Schritte der drei Menschen im Gang sich entfernt hatten und ging zurück in Webers Büro.
„Was sagt man dazu“, stöhnte Weber und wischte sich die dicken Schweißperlen von der hohen Stirn.
Martelli grinste nur verlegen: „Hat Gerd alles aufklären können?“, fragte er und schloss die dick gepolsterte Tür hinter sich: „Können Sie mir sagen, wie das alles zusammenhängt? Hat er Ihnen erzählt, warum er ausgerechnet an diesem Tag in Vignola sein musste?“
„Sie werden es nicht glauben..., sie werden es einfach nicht glauben“, sagte Weber, „so eine verrückte Geschichte ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen!“ In kurzen Worten unterrichtete Weber seinen Mitarbeiter und schilderte den Ablauf des Falles Wagedorn, so wie Gabler es dargestellt hatte. Als Weber erwähnte, dass es nicht vier, sondern fünf Täter waren, die 1971 an dem Verbrechen beteiligt gewesen waren, da horchte Martelli auf.
„Fünf Täter waren es also“, sagte Martelli interessiert, „und Gerd war der fünfte, unentdeckte!?“
„Ja, und das nenne ich ein erstklassiges Motiv. Gabler musste einfach verhindern, dass sein Mittäter redete.“
Weber sah seinen Mitarbeiter eindringlich an: „Martelli, wir sollten überprüfen, ob der Tod dieses Mario Micoliç nicht auch auf Gablers Konto geht. Veranlassen Sie doch bitte, dass festgestellt wird, wo sich Gabler aufhielt als Micoliç ums Leben kam. Es könnte doch sein, dass...“ Weber sprach nicht weiter, sondern schüttelte fassungslos sein schütteres Haupt.
Martelli nickte und betrachtete interessiert die erste Seite der Akte Wagedorn: „Jetzt sind wir schon Selbstversorger, haben gewissermaßen unser eigenes Klientel in unseren Reihen“, sagte Weber und schickte seinen Blick an die Zimmerdecke.
„Naja“, erwiderte Martelli, „noch ist nicht erwiesen, dass er der Täter ist.“
„Na hören Sie mal...“ Entrüstet stand Weber auf, ging hinüber zur Besucherecke und bot Martelli einen Platz an.
„Franco Manzo ist in Italien mit Gablers Waffe erschossen worden. Hinzu kommt, dass ihn ein hochrangiger Vertreter der italienischen Polizei am Tatort gesehen hat. Noch dazu am Tag der Tat, was soll daran noch Anlass zu Zweifeln geben? Und dann müssen Sie berücksichtigen; er hat ein ungeheuer starkes Motiv..., das müssen Sie doch zugeben!“
„Das ist es ja gerade, was mich etwas stutzig macht“, sagte Martelli: „Wenn Sie so eine Tat vorhätten, würden Sie dann Ihre Dienstwaffe dazu benutzen? Und, was noch dilettantischer ist, würden Sie sich von der örtlichen Polizei am Tatort erwischen lassen? Ich weiß nicht was da abgelaufen ist, aber ich habe doch leichte Zweifel an Gablers Täterschaft.“
„Hm..., da haben Sie allerdings auch wieder recht. So dämlich ist Gabler eigentlich gar nicht. Nur wer soll dann an seine Dienstpistole gekommen sein? Es hat doch niemand als Gabler Zugang zu seiner Waffe? Und dann...“, er machte eine Pause und bot Martelli einen Keks an: „Wer sollte diese Waffe dann nach Italien gebracht haben? Er war doch bereits da!“
***
Seit einigen Wochen hatte sich Weber das Rauchen abgewöhnt, aber alle seine Mitarbeiter hatten den Verdacht, dass er heimlich weiter seinem Laster frönte. Die Kekse auf dem kleinen Glastisch in seiner Besucherecke dienten ihm nur als Alibi, die er jedem Besucher freizügig anbot. Aus purer Höflichkeit nahm Martelli eines der Kekse, auch wenn sie wie eingetrockneter Sojafleischersatz schmeckten.
***
„Na ganz so ist das ja nun auch wieder nicht“, meldete sich Martelli wieder und kaute angewidert auf dem trockenen Gebäck herum: „Ich zum
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