...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
versuchte mit dem Handrücken die Tränen wegzuwischen, aber die Hand war schwer und sackte in Brusthöhe wieder hinunter.
Weber begriff sofort. Er sah Gabler eindringlich an und sagte mit unbeweglicher Mine: „Und Sie waren der fünfte!?“
Gabler nickte.
Und nun strömte es aus ihm heraus. Wie ein Kind plapperte er und erzählte die Geschichte, die ihm seit vierundzwanzig Jahren auf der Seele lag. Die er weder vergessen noch verdrängen konnte und die drauf und dran war, seine Ehe zu zerstören.
„Ich habe niemanden umgebracht Herr Weber. Weder Maria noch Manzo“, schluchzte er: „Maria hatte uns im Golden Apple angesprochen, sie wollte es mal mit fünf Männern gleichzeitig machen, hatte sie gesagt. Zu einem von uns nach Hause konnten wir nicht gehen, unsere Eltern hätten uns doch rausgeschmissen. Also sind wir mit ihr in den Wald gegangen. Zuerst ging auch alles gut. Mit Franco hatte sie es noch freiwillig getan. Aber als dann Mario als zweiter dran kam, da lief das Ganze aus dem Ruder.“ Gabler senkte den Blick, denn er schämte sich für diese Tat vor seinem Chef, „Der war so grob, tat ihr weh und verhöhnte sie auch noch.“
Weber verstand, er konnte sich die ganze Geschichte bereits jetzt zusammenreimen, aber er ließ Gabler ausreden.
„Malte Pieper und ich haben sie nicht vergewaltigt, es waren Franco Manzo, Peter Pavliç, und Mario Micoliç. Malte und ich, wir standen nur dabei und sahen zu. Als Mario Micoliç über sie herfiel, da schrie sie vor Schmerzen. Sie schrie, sie würde uns alle anzeigen. Immer wieder hat sie das geschrien. Peter Pavliç der Idiot konnte sich nicht zurückhalten und hat sie dann auch noch...“
Verlegen sah er auf den Boden. Obwohl Maria nicht mehr wollte“, fuhr er fort: „Sie schrie, immer und immer wieder. Malte Pieper und ich standen wie versteinert da und sahen zu. Ich weiß, ich hätte weglaufen, die Polizei holen sollen, aber in diesem Moment konnte ich mich nicht rühren. Maria wimmerte und schrie. Dann..., ganz plötzlich, ohne dass jemand von uns es verhindern konnte, hat Franco Manzo unvermittelt sein Messer aufgeklappt, ist auf sie heruntergestürzt und hat sie erstochen. Es ging alles so schnell Chef, wir alle konnten gar nichts tun, wir konnten es einfach nicht verhindern. Es war furchtbar Chef, das Bild hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen. Wie sie da lag, tot und so erbärmlich geschändet.“ Gabler schluchzte und sah seinem Chef in's Gesicht: „Malte und ich, wir haben sie nicht angerührt, das müssen Sie mir glauben..., wir haben sie nicht angerührt. Wir sind unschuldig!“
Es entstand eine lange Pause. Verächtlich musterte Weber seinen Mitarbeiter von oben bis unten: „Und Sie sind wirklich davon überzeugt, dass Sie unschuldig sind?“, sagte er.
Gabler senkte seinen Blick, erwiderte jedoch nichts.
„Wie kommt es eigentlich, dass Sie nicht in der alten Akte auftauchen?“ unterbrach Weber die Stille: „Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern Ihren Namen gelesen zu haben!“
„Das konnte ich mir zuerst auch nicht erklären, aber später habe ich erfahren, dass der Wirt vom Golden Apple mir unbeabsichtigt ein Alibi gegeben hatte. Für die Polizei kam ich damals überhaupt nicht in Frage. Eigentlich wollte ich ja trotzdem zur Polizei gehen und alles gestehen, aber als dann nach den Befragungen Malte Pieper auf so grausame Weise ums Leben kam, da kriegte ich es mit der Angst zu tun. Mario Micoliç hat uns allen damals so eine Andeutung gemacht.“
„Andeutung?, was für eine Andeutung? Ich dachte der Todesfall Malte Pieper sei ein Unfall gewesen? Jedenfalls steht es so in den Akten!“ Werner Weber tippte mit den Fingerspitzen auf die Akte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
„Er sagte, dass es mir genauso ergehen würde wie Malte, wenn ich meine Klappe nicht halten würde.“
„Das hat er gesagt?“
Gabler nickte, sah aber seinem Chef dabei nicht in die Augen.
„Haben Sie denn nicht nachgefragt, was mit Malte Pieper geschehen war und was Ihnen passieren würde, wenn Sie reden würden?“
Gabler schüttelte den Kopf: „Nein, hab ich nicht. Außerdem wollte ich meine Eltern nicht enttäuschen. Ich habe doch nichts getan, ich hab doch bloß zugesehen. Danach wurde die Geschichte schnell vergessen und niemand sprach mehr darüber im Dorf. Ich war nur froh, dass das alles so glimpflich für mich ausgegangen war, deshalb habe ich nichts mehr gesagt, um den Fall aufzuklären.“
„Und vor drei Wochen sind Sie nach
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