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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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sich kaum beherrschen. Ihm gegenüber saß der Mann, den er vor wenigen Monaten noch Freund nannte und greinte ihm etwas vor, dass er unschuldig sei, der aber offensichtlich die Akte Maria Wagedorn nie richtig gelesen hatte.
    Höhnisch lachend fuhr er fort: „Malte Pieper wollte sogar katholischer Geistlicher werden! Das hat er deinem guten Freund und zukünftigen Richter Mario Micoliç mitgeteilt, kurz bevor der ihn einfach so aus dem Fenster des fahrenden Zuges warf.“ Martelli lachte hysterisch: „Priester wollte er werden! Hast du das gewusst...? Kannst du dir das vorstellen...? Ausgerechnet Seelsorger wollte er werden!“ Martelli schlug beide Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf.
    Gabler konnte nicht verstehen, warum ihn gerade dieser Fall so mitnahm, so tief bewegte.
    „An einem Tag vergewaltigt er ein Mädchen und am nächsten gibt er Religionsunterricht, lässt Tiraden über Gott und die Welt ab, nimmt womöglich jemandem die Beichte ab und vergibt Sünden! Im Namen Gottes!“
    Bei den letzten Worten wurde Martelli laut. Der Aufsichtsbeamte hob den Kopf und rief: „Herr Kommissar, ist alles in Ordnung?“
    Ärgerlich winkte Martelli ab: „Und der letzte und schlimmste von euch allen war zu seinen Lebzeiten Besitzer einer Firma! Hatte die vergangenen vierundzwanzig Jahren wunderbar gelebt, musste keinen Luxus entbehren und war ein geachtetes Mitglied unserer Gesellschaft. Du weißt ja, dass er in Italien zukaufen wollte! Weil er ja noch nicht reich genug war. Er hat das Mädchen ermordet. Ihr einfach das Messer in die Brust gestoßen, damit sie euch nicht wegen gemeinschaftlich begangener Vergewaltigung anzeigen konnte.“
    Martelli hatte Mühe die Tränen der Wut zurückzuhalten.
    „Woher weißt du das alles? Wer hat dir das alles erzählt?“, rief Gabler und sah seinen Freund erstaunt an.
    „Ach...“, rief Martelli aus, „das“ erscheint dir also wichtig. Woher ich das alles weiß? Und wenn ich's nicht herausbekommen hätte, wäre dann alles in Ordnung gewesen? Ihr alle wärt dann gute und respektable Bürger geblieben? Und eure Tat, die wäre dann einfach so in Vergessenheit geraten?“
    „Robert...“, rief Gabler, „du bist mein Freund, du musst mir einfach glauben...!“ Er sah Martelli flehend an: „Ich bin damals nur mitgegangen weil Mario das so wollte, aber Malte Pieper und ich, wir haben doch nichts gemacht! Wir sind unschuldig! So glaub mir doch, wir sind nur dabeigestanden, wir haben sie nicht angefasst.“
    Gabler nahm wohl an, dass wenn er die Unschuld auf zwei Schultern verteilte, seine Beteuerungen glaubhafter sein würden, aber sein Kollege ging darauf nicht ein.
    „Und du behauptest du seist unschuldig?“, sagte er höhnisch, „beschwerst dich über die Behandlung im Knast! Mag sein, dass du deine Komplizen nicht ermordet hast, mag sein oder auch nicht. Ich will das überhaupt nicht wissen. Aber unschuldig bist du nicht, mein Lieber. Keiner von euch Fünfen ist unschuldig. Sogar Malte Pieper, den dein guter Freund Mario auf dem Gewissen hat.“
    Gabler verschlug es die Sprache. Er starrte Martelli und japste nach Luft. Er konnte den Gefühlsausbruch seines Freundes nicht fassen, starrte ihn an und flüsterte leise, „du..., du kennst den Täter also? Micoliç muss dir alles erzählt haben. Ich habe immer geahnt, dass er Malte Pieper damals beseitigt hat. Malte hätte niemals dicht gehalten. Über kurz oder lang hätte er uns alle verraten! Aber wer außer Micoliç hätte dir das erzählen können? Woher solltest du das denn sonst wissen? Du weißt bestimmt auch wer Franco Manzo, Peter Pavliç und Mario Micoliç umgebracht hat!“
    Martelli lächelte freundlich, gab aber kein Zeichen der Zustimmung. Im Gegenteil, er schüttelte nur mitleidig den Kopf: „Natürlich weiß ich das, natürlich kenne ich den Täter!“ Er lehnte sich zurück, bis der armselige Stuhl ächzende Laute von sich gab und deutete auf seinen Gegenüber.
    „Du Gerd..., du bist der Täter, du ganz allein!“
    „Aber du weißt Dinge, die sonst nur der Täter wissen kann!“ erwiderte Gabler in panischer Angst.
    „Das ist alles nur gute, solide Ermittlungsarbeit“, sagte Martelli leise: „Und ich habe dir nur geschildert, wie ich die Dinge sehe. Du sitzt hier bemitleidest dich selbst und hältst dich für unschuldig. Jammerst mir vor, du hättest niemanden umgebracht. Und warum? Bloß weil einige Jahre ins Land gegangen sind, weil alles schon so lange her ist. Aber das Mädchen ist tot. Sie

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