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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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war er der typische Untergebene.
    ***
    Die Taten, die ihm zur Last gelegt wurden, verlangten präzise Planung, Logistik und eine Intelligenz, über die Gabler, ihrer Meinung nach nicht verfügte. Aber wenn er die Wahrheit sagte, wenn er wirklich unschuldig war, dann musste es einen Täter geben, der ihnen allen weit überlegen war. Der im Hintergrund die Fäden zog, den gesamten Polizeiapparat nach seiner Pfeife tanzen ließ. Zudem müsste dieser jemand ein unglaublich starkes Interesse daran haben, Gabler ins Gefängnis zu bringen. Ein so starkes Interesse, dass er bereit war, zwei, vielleicht sogar drei Menschen dafür umzubringen. So sehr sie auch überlegte, Sonja Sänger fiel einfach niemand ein, auf den diese Beschreibung passte und der die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
    ***
    Sie hatte Mitleid mit ihrem Kollegen, drückte ihm die Hand und sagte leise, „Kopf hoch Gerd, ich werde das Ganze noch einmal mit Weber besprechen. Wenn er mich lässt, so werde ich mir deinen Fall noch einmal vornehmen. Aber erwarte nicht zu viel von mir, wenn Weber nicht einverstanden ist, dann werde ich auch nichts unternehmen, das musst du verstehen!“ Sie stand auf, warf ihm noch einen freundlichen Blick zu und verließ den Raum.
    „Sonja..., Sonja, du glaubst mir doch!?“, schrie Gabler ihr hinterher. Aber sie hatte bereits die Sicherheitsschleuse durchschritten und hörte ihn nicht mehr.

Kapitel 18
    Montag 23. Oktober 1995
    Sonja Sänger starrte durch das Fenster auf den herbstlichen Nieselregen, der unablässig in den Innenhof der Münchner Polizeiniederlassung plätscherte. Wie ein Perlenvorhang fielen die grauen Regenzeilen an ihrem Fenster vorbei und verbreiteten eine gedrückte Stimmung.
    Es fröstelte sie. Für die Jahreszeit viel zu kalt, kuschelte sie sich enger in ihre dünne Strickjacke.
    „Verdammt! Wann werden die endlich anfangen zu heizen in dieser Bude“, fluchte sie leise. Aber sie wusste, dass an der Heizperiode nicht gerüttelt werden konnte. Von der Verwaltung festgelegt, hätte es junge Hunde regnen können, ja selbst ein Klimaeinbruch arktischer Kälte hätte nichts daran geändert! Mitte Oktober hatte es gefälligst warm zu sein, da wurde nicht geheizt und damit basta.
    Sie war allein im Büro. Weingart hatte seinen freien Tag, und Martelli hatte sich vor einer halben Stunde verabschiedet. Um Ermittlungen durchzuführen, wie er sagte! Aber Sonja wusste genau, dass er nur versuchte seiner Frau an der Fachhochschule in der Lothstraße aufzulauern, um sie mit dem Mann zu erwischen, mit dem sie ihn seit Wochen betrog. Und dass sie ihn betrog, von dieser Überzeugung ließ er sich nicht abbringen.
    Sonja wusste es besser. Es gab keinen anderen Mann in Rossanas Leben. Weil die Zusammenarbeit mit Martelli in den letzten Wochen einfach unerträglich geworden war, hatte sie einige Male mit ihr telefoniert: „Aber wenn es zwischen zwei Ehepartnern einmal nicht so funktioniert wie es soll, so scheint es für Männer keinen anderen Grund geben zu können, als dass da eben einen Nebenbuhler ist“, dachte sich Sonja Sänger und lachte ärgerlich.
    „Oh heilige Einfalt“, murmelte sie, „dein Name ist Mann!“ Männer sind komisch, dachte sie und schmunzelte nachsichtig. Rossana wollte nur, dass sie Robert etwas in ihren Bemühungen unterstützte, verstand, warum sie ihr Studium wieder aufgenommen hatte. Sie stand unter Stress, weil ihr Mann ihr ständig Vorwürfe machte und sie sich doch eigentlich um die anstehenden Prüfungen kümmern musste.
    Anstatt ein wenig Stolz zu zeigen …, sie stand bereits kurz vor dem Vordiplom..., verdächtigte er sie nur und ließ sich nicht davon abbringen, dass da jemand war, mit dem sie ihn betrog. Nicht einmal aussprechen wollte er sich mit ihr, obwohl das doch die einzige Möglichkeit gewesen wäre, die Missverständnisse zwischen den beiden auszuräumen. Aber so waren die Männer eben, anstatt zu kommunizieren, vertrauten sie auf eher steinzeitliche Methoden. Dem Nebenbuhler die Holzkeule über den Schädel ziehen, dann würde sich das Weibchen ihm wieder zuwenden, das war ihr einziges Rezept, von dem sie sich Erfolg versprachen.
    „Wie die Hirsche zur Brunftzeit“, murmelte sie und zog die Strickjacke noch etwas enger um ihre Schultern.
    ***
    Sie hatte mit Weber gesprochen. Natürlich wollte er nichts davon wissen! Offizielle Ermittlungen aufnehmen, was sie sich dabei dächte, hatte er gefragt. Für ihn war die Sache klar. Gabler hatte die beiden Morde begangen und

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