...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
hatte keine Zukunft denn ihr habt sie ihr genommen!“
„Seit wann weißt du das alles?, sag mir..., bitte, seit wann? Bist du es, der meine Jugendfreunde umgebracht hat?“
Der Kommissar schüttelte nur den Kopf, sah ihn voller Verachtung an, gab jedoch keine Antwort auf seine Frage. Wie ein alter gebrochener Mann erhob er sich, winkte den Beamten herbei, der verwundert in der Ecke des Vernehmungszimmers saß und die ganze Zeit über versucht hatte dem Gespräch zu folgen. Er wandte sich um und ging wankenden Schrittes in Richtung der großen, mit Eisen beschlagenen Tür.
„Robert“, schrie der Gefangene, „es tut mir leid...“ Hilfesuchend streckte er die Hände aus: „Ich wollte dich nicht verdächtigen! Ich weiß doch, dass du es nicht gewesen sein kannst! Bitte..., komm zurück … Du kannst mich doch nicht hier drin lassen. Die machen mich fertig“, schrie er, „die werden mich fertig machen!“
Aber Martelli reagierte nicht darauf. Mit einem lauten Krachen schlug die Besuchertür in den Rahmen und Gabler war allein.
Kapitel 17
Sonntag 22. Oktober 1995
Als Sonja Sänger ihn besuchte regnete es.
Verzweifelt sah Gabler durch die Gitterstäbe hinaus in den grauen Oktoberhimmel und wünschte sich er wäre tot.
„Besuch für Sie“, rief der Beamte durch die kleine Metallklappe und schloss die Tür auf.
Seit sie ihn vor einer Woche in der Dusche vergewaltigt hatten, hatte die Gefängnisleitung Gerd Gabler in eine Einzelzelle verlegt. Die letzten Wochen waren für ihn die Hölle gewesen. Man hatte ihm ins Essen gespuckt. Seine Seife, die ihm seine Mutter besorgt hatte, mit der wusch sich nun sein ehemaliger Zellengenosse und seine Zigaretten rauchte ein Kalfaktor den Gabler nicht einmal kannte. Die Bücher, die er sich hatte kommen lassen, verschwanden im Müll-Container. Sogar sein Toilettenpapier hatten sie unter sich aufgeteilt und er hatte Mühe wenigstens einige saubere Schnipsel Zeitungspapier zu organisieren, um nicht gänzlich auf Hygiene verzichten zu müssen. Ausgerechnet zu einem Raubmörder hatten sie ihn gesteckt, einem Mann, den er zusammen mit Martelli vor einem Jahr dingfest gemacht hatte. Seine Proteste nützten nichts, bis eben zu diesem Tag vor einer Woche, als sie ihn unter der Dusche erwischten. Zwei baumlange Schläger, über und über blau tätowiert, hatten ihn an den Armen festgehalten, ihn nach vorne gebeugt. Er konnte nichts machen, spürte nur den stechenden Schmerz. Bis die Wärter eingriffen, da waren schon drei andere Gefangene mit ihm fertig gewesen. Entjungferung nannten sie das und lachten. Er krümmte sich unter dem warmen Strahl der Dusche und weinte. Sie mussten ihn hinaustragen, denn gehen konnte er nach dieser Tortur nicht mehr. Nach diesem Tag, da glaubten sie ihm endlich und verlegten ihn in eine Einzelzelle. Jetzt ging es für ihn nur ums Überleben. Er hatte die Machtstrukturen im Knast kennengelernt und er wusste, dass er sich auf der untersten Stufe befand.
Devot folgte er dem Beamten, gab keinen Laut von sich. Am Anfang seiner Haft hatte er sich noch aufgebäumt, hatte verlangt, geschrien, angeordnet, aber das hatten sie ihm schnell abgewöhnt. Nun wollte er nur noch still sein. Wie ein Mäuschen, das von der Katze nicht entdeckt werden will.
***
Als er in den Besucherraum kam, saß Sonja Sänger schon auf ihrem Platz. Verlegen sah er sie an und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ob auch sie ihn für einen Mörder hielt.
„Hallo“, sagte er schüchtern, „ich bin ja so froh, dass du gekommen bist.“
Stumm saßen sie sich gegenüber, bis endlich Sonja Sänger das Wort an ihn richtete.
„Das hättest du nicht tun dürfen“, sagte sie, „Gerd, das hättest du wirklich nicht tun dürfen.“
Gabler wusste im ersten Moment nicht, was sie meinte, die zwei Morde, die man ihm zu Last legte oder die Beteiligung an der Vergewaltigung von Maria Wagedorn von vor vierundzwanzig Jahren.
„Du hättest mit Weber, Martelli oder mir reden müssen. Wenn es wahr ist, dass du an der Vergewaltigung von Maria Wagedorn nicht beteiligt gewesen bist, dann hätte man vielleicht alles noch hinbiegen können.“
Gabler weinte still und sah ihr direkt in die Augen: „Aber Sonja“, sagte er leise, „du musst mir glauben, ich habe mit den beiden Morden nichts zu tun.“
„Gerd“, sagte sie und schüttelte den Kopf, „das hat doch alles keinen Sinn. Es ist deine Waffe, mit der Franco Manzo in Italien umgebracht wurde, du wurdest dort in der Nähe des Tatorts
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