Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Larssons Tonfall war unverändert, aber sein Blick wirkte etwas wacher.
»Das wissen wir nicht. Wir haben gedacht, dass Sie uns vielleicht helfen könnten.«
»Sie glauben natürlich, dass ich es gewesen bin?«
»Wir würden es gerne ausschließen, aber dafür brauchen wir Ihre Hilfe. Was haben Sie, sagen wir, zwischen sechs Uhr am Samstagabend und sechs Uhr am Sonntagmorgen gemacht?«
»Ich habe nichts gemacht, was irgendjemand bezeugen könnte. Ich war zu Hause und habe gegessen und ferngesehen und geschlafen. Doch, ich war draußen und habe für das Abendessen eingekauft, aber daran wird sich wohl niemand erinnern.«
»Wo haben Sie eingekauft?«
»Beim ICA unten im Stagneliusvägen.«
»Haben Sie mit der Karte bezahlt?«
»Ja, da bin ich mir sicher.«
»Gut, dann können wir zumindest das nachprüfen.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich in Ihrem Badezimmer umschaue?«, warf Sandén ein.
Larsson schüttelte den Kopf.
»Und ein bisschen in der Dreckwäsche herumwühle?«
»Tun Sie, was Sie tun müssen«, antwortete Christer Larsson, ohne den Kopf zu heben.
Sandén erhob sich vom Bettsofa, ging in den kleinen Flur hinaus und verschwand im Badezimmer.
»Können Sie mir von dem Verhältnis zwischen Ihnen und Catherine Larsson erzählen?«, sagte Sjöberg. »Wie Sie sich kennengelernt haben, warum es zu Ende gegangen ist, wie es dazu kam, dass Sie sich so lange nicht mehr gesehen haben, Ihr Verhältnis zu den Kindern und so weiter.«
Nach einem tiefen Seufzen und einem Augenblick des Schweigens begann Christer Larsson seine Geschichte zu erzählen. Sjöberg beschloss, ihm die Zeit zu geben, die er brauchte, und ihn nicht zu unterbrechen oder anzutreiben.
»Jemand auf der Arbeit war auf den Philippinen gewesen und war ganz begeistert davon, als er wieder zu Hause war. Ich war damals gar nicht so interessiert; ich war noch nie in ferne Länder gereist, aber ein paar Jahre später dachte ich, dass ich mich vielleicht doch einmal aufraffen und etwas anderes machen sollte, also beschloss ich, dorthin zu reisen. Ich kaufte mir einen Reiseführer und flog einfach hin. Besuchte alle möglichen Orte, und auf Mindoro traf ich Catherine. Ich war schon seit vielen Jahren nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen, und auch damals war ich nicht besonders interessiert, aber sie war ziemlich, ja, aufdringlich könnte man vielleicht sagen, gab nicht so schnell auf. Ich wusste gar nicht, was sie mit so einem alten Sack wie mir anfangen wollte, aber sie war hartnäckig. Und dann habe ich mich langsam auch in sie verliebt. Sie hat den alten Knaben wieder zum Leben erweckt. Man hat sich ein bisschen wie neugeboren gefühlt.«
Er warf einen etwas verschämten Blick auf Sjöberg, aber gleichzeitig blitzte in seinen Augen so etwas wie Freude auf.
»Wir sind mehrere Monate zusammen herumgereist und waren richtig ineinander verliebt. Sie hat mir meine gute Laune zurückgegeben. Also habe ich sie mit zurück nach Schweden genommen. Sie zog bei mir ein, und wir haben geheiratet. Dann kamen die Kinder. Liebe Kinder. Nett, einfach im Umgang, kein Geschrei und Gezänk. Catherine hat sich gut um sie gekümmert, eine gute Mutter. Aber mich hat es nach einer Weile irgendwie nicht mehr gereizt. Es gab eigentlich keinen Grund dafür, aber so bin ich nun mal. Also wurde ich immer mehr wieder zu meinem alten Ich und Catherine gelang es nicht mehr, mich zum Leben zu erwecken, sodass sie am Ende wohl aufgab. Es gab keinen Streit oder so etwas, aber eines Tages zogen sie und die Kinder aus, und das war wohl auch richtig so. Sie musste schließlich leben, auch wenn ich so bin, wie ich bin.«
Sie schwiegen und hörten Sandén im Badezimmer herumwirtschaften. Sjöberg fragte sich, wann die Nachricht wohl richtig bei ihm ankommen würde. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Kerl. Ob er depressiv war oder ihm ganz allgemein die Fähigkeit zur Empathie fehlte, konnte Sjöberg nicht beurteilen. Wie nannte man das? Autistische Züge? Konnte so etwas nicht mit heftig aufflammender Aggressivität einhergehen?
»Wie sind sie gestorben?«, fragte Christer Larsson ruhig.
Sjöberg versuchte, Augenkontakt zu ihm herzustellen, aber er schaute erneut auf den Teppich zwischen seinen Füßen.
»Ihnen wurden die Kehlen durchgeschnitten«, antwortete Sjöberg sachlich.
Auch jetzt keine Reaktion.
»Auch den Kindern?«
»Auch den Kindern.«
Christer Larsson hob immer noch nicht den Blick. Sandén kam aus dem Badezimmer und schüttelte den
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