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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Kerzen ringsum. Doch das war eine sentimentale Vorstellung, die nichts mit der rauen Wirklichkeit zu tun hatte.
Stebbings starrte schweigend auf seinen toten Sohn hinab. Nach einer langen Weile murmelte er »Ja«, dann trat er beiseite.
In diesem Augenblick wurde die Tür eines der Polizeifahrzeuge am Rand der Weide aufgestoßen, und eine Frau stieg aus. Sie rannte ihnen entgegen, stolperte über den unebenen Grund und stieß unheimliche Schreie aus, wie Seemöwen sie von sich geben, wenn sie in der Luft kreisen. Zu seinem Entsetzen erkannte Michael in der Frau Dorcas Stebbings, die Mutter des Jungen. Wer um alles in der Welt hatte sie hergebracht? Andererseits, wurde ihm bewusst, hatte sie sich wahrscheinlich geweigert zurückzubleiben.
Sie war nahe genug heran, um deutlich erkennbar zu sein. Sie trug noch immer ihre altmodische Schürze. Ihre Hände, mit denen sie in der Luft wedelte, waren eigenartig weiß, und Michael vermutete, dass Mehl die Ursache dafür war. Sie hatte in der Küche gestanden und gebacken, als die Nachricht sie erreicht hatte.
Zwei Beamte waren vorgetreten, um sie abzufangen, doch sie stieß sie beiseite. Sowohl Harry als auch der weibliche Inspector bemühten sich, sie einzuholen, doch sie entwischte auch ihnen. Ihr wildes Voranstürmen war unaufhaltsam, überstieg jedes menschliche Eingreifen. Sie hatte den Leichnam inzwischen erspäht, und ihre Stimme wurde noch schriller, erhob sich zu einem Kreischen, wie Schweine es ausstießen, wenn sie zum Transport ins Schlachthaus aufgeladen werden. Sie warf sich auf den Toten, und alle stürzten herbei, um sie wegzuziehen, doch sie hatte die Arme um den steifen Leichnam geschlungen und versuchte ihr Kind an ihre Brust zu drücken, wie sie es so oft getan hatte, als er ein kleiner Junge gewesen und hingefallen war und geweint und um Trost gebettelt hatte. Doch der Leib in ihren Armen war steif und kalt und tot.
»Lass los, Dorcas!«, brüllte Stebbings sie an und packte ihren Arm, um sie wegzuziehen.
»Bitte, Mrs Stebbings«, flehte der weibliche Inspector. »Bitte, Sie dürfen die Leiche nicht berühren …«
»Nicht berühren!«, kreischte Dorcas. »Ich darf mein eigenes Kind nicht berühren!«
Sie zerrten sie weg, und dann, als sie aufblickte, erspähte sie Michael.
»Sie haben uns unsere Kinder genommen!«, kreischte sie ihm zu. »Sie haben Mr Jenners Mädchen weggenommen, und jetzt haben sie mir meinen Jungen genommen! Wo ist deine Tochter?«
»Sie ist bei ihren Großeltern«, hörte Michael sich antworten.
Dorcas Stebbings stieß ein wimmerndes Stöhnen aus. »Du hast deine Tochter noch. Aber mein Kind haben sie mir genommen! Ich habe nichts mehr auf dieser Welt!«
»Herrgott im Himmel«, murmelte Michael zu dem weiblichen Inspector gewandt. »Kann ich endlich gehen? Ich hab meine Aussage gemacht. Meine Frau ist allein zu Hause. Ich muss zurück. Sie wissen, wo Sie mich finden können.«
Die Beamtin sagte, er könne gehen. Er wandte sich ab und marschierte davon, so schnell er konnte, wandte der grauenvollen Szene den Rücken zu, und Marge trottete hinter ihm her. Die irren Schreie der untröstlichen Mutter verfolgten ihn noch eine ganze Weile. Er hätte am liebsten die Hände über die Ohren geschlagen, um nichts mehr hören zu müssen, doch auch das hätte nichts genutzt.
Sie hatte offensichtlich den Verstand verloren, war im Entsetzen erstarrt.
Einer der beiden Constables, die als Erste am Fundort der Leiche eingetroffen waren, näherte sich Inspector Jess Campbell.
»Wallace, Ma’am«, stellte er sich vor. »Von der Bamforder Wache. Wir hatten einen Anruf wegen eines Einbruchs, und während wir dort waren, kam seine Freundin …«, Wallace nickte in Richtung des Toten, »… kam seine Freundin an den Wagen. Sie wollte mit mir reden.«
    »Es tut mir Leid«, sagte Jess eine Weile später. »Es hätte nicht passieren dürfen, und ich habe es nicht verhindern können.« Sie saß in Markbys Büro und hatte die Szene beim Leichnam von Darren Stebbings geschildert. Er hatte schweigend zugehört und ohne sie zu unterbrechen, doch sie konnte den Tadel in seinem Gesicht sehen.
    »Ich weiß, dass der Tote zuerst ins Leichenschauhaus hätte gebracht werden müssen, bevor der Vater zu seiner Identifikation herbeigerufen worden wäre, aber die Stebbings’ haben beide die Streifenwagen gesehen, die an ihrem Cottage vorbeigefahren sind. Sie wussten, dass etwas passiert sein musste. Stebbings stand am Tor von Overvale House und sprang mir vor den Wagen.

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