Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
dieser Gedanke seinen Verstand verlassen hatte, kam ein weiterer auf. Michael zögerte. Das würde die Sache entscheiden, endgültig. Ein zweiter Toter bedeutete, dass die Jenners so gut wie sicher weggehen würden. Einen verrückten Moment lang spielte Michael mit der Idee, den Leichnam zu entfernen, ihn irgendwo zu verstecken. Eine dumme Idee, sagte er sich. Man würde ihn trotzdem finden. Außerdem war es reine Selbstsucht. Das hier war weit wichtiger als die Schwierigkeiten der Farm.
Er kramte sein Mobiltelefon aus der Tasche seiner gepolsterten Jacke und rief die Polizei. Danach rief er Caroline an und berichtete ihr, was sich ereignet hatte. Sie sagte nicht viel, nur dass er aufpassen solle. Der Mörder war längst weg, versicherte er ihr. Der Junge war eiskalt und steif. »Achte darauf, dass die Türen abgeschlossen sind!«, befahl er ihr.
»Sie sind verschlossen!«, antwortete sie mit leiser Stimme, durchsetzt von Sorge und wachsendem Schock.
Die Neuigkeiten waren eine ernste und unwillkommene Entwicklung für Markby und Inspector Campbell. Der erste Gedanke der beiden war, dass sie Darren Stebbings’ Verschwinden ernster hätten nehmen sollen. Doch es hatte Alarm gegeben, und sie hatten nach ihm gesucht.
»Nicht ernsthaft genug!«, sagte Markby düster.
Jetzt wurde Jess von Sergeant Steve Prescott zum Fundort des Toten gefahren. Sie saßen schweigend nebeneinander, während Jess darüber nachdachte, was der neuerliche Tote zu bedeuten hatte.
Prescott meldete sich nur einmal zu Wort. »Wenn er hier draußen mitten im Nichts gestorben ist, dann wundert es mich nicht, dass wir den armen kleinen Stinker nicht gefunden haben.«
Jess vermutete, dass es Prescotts Versuch war, sie zu trösten. Er musste wissen, was sie dachte. In gewisser Hinsicht hatte er nicht Unrecht. Meilen um Meilen offenes Land abzusuchen war eine Marathon-Aufgabe. Im Fall einer verschwundenen Person fing man normalerweise damit an, die regelmäßigen Kontakte und Orte abzusuchen, die der Verschwundene aufsuchte. Niemand hatte die Vermutung geäußert, dass Darren, obwohl oder vielleicht weil er auf dem Land lebte, seine Freizeit damit verbrachte, über Stock und Stein zu wandern. Er war bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach Bamford gefahren, und demzufolge hatten sie zuerst in Bamford nach ihm gesucht.
Sie kamen am Cottage der Stebbings’ vorbei. Als sie das Tor von Overvale House erreichten, wenige Meter weiter, sprang eine Gestalt hinter dem Torpfosten hervor und zwang sie zum Halten, indem sie sich mitten auf die Straße stellte. Es war Stebbings, der Vater des Jungen, wild und zerzaust wie immer, und er wedelte wie immer wild mit den langen Armen, was den Eindruck erweckte, als führten sie ein Eigenleben oder als würde er von einem unsichtbaren Marionettenspieler gesteuert.
»Verdammt!«, sagte Jess.
Sie hatten sich bisher nicht mit Stebbings in Verbindung gesetzt. Ihre Absicht war gewesen, den Leichnam wegzuschaffen, nachdem der Tatort untersucht, der Tote fotografiert war und der Pathologe ihn gesehen hatte, um Stebbings anschließend zu bitten, zum Leichenschauhaus zu kommen und eine formelle Identifizierung durchzuführen. Doch so sollte es nicht sein, wie es aussah.
Stebbings stolperte zum Wagen und kauerte vor Jess’ Fenster. Sie ließ es herab.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er rau. »Ich hab die Streifenwagen vorbeifahren sehen.« Er deutete in Richtung von Overvale House. »Hat es was mit meinem Jungen zu tun? Haben Sie ihn gefunden?«
Jess fällte eine schwierige Entscheidung. »Man hat uns den Fund einer Leiche gemeldet, Mr Stebbings. Wir wissen noch nicht mit Sicherheit, um wen es sich handelt.« Die Identifikation von Seiten des Farmers, Michael Fossett, war wahrscheinlich korrekt, doch sie benötigten trotzdem ein Familienmitglied, um ganz sicher zu sein. »Warum gehen Sie nicht nach Hause, Mr Stebbings«, fuhr Jess fort, »während wir die Angelegenheit untersuchen? Ich setze mich mit Ihnen in Verbindung, sobald ich mehr weiß. Möglicherweise hat die Sache nichts mit Darren zu tun.«
Sie spürte, wie dumm und albern ihre Worte klangen, noch während sie sie aussprach.
Stebbings ließ sich wie zu erwarten nicht narren. »Mein Junge ist verschwunden. Sie finden eine Leiche. Wer zur Hölle könnte es sonst sein? Ich komme mit Ihnen!«
Er packte den Griff der hinteren Beifahrertür. Innerhalb einer Sekunde war Prescott aus dem Wagen und auf dem Weg, ihn daran zu hindern. Jess rief ihn zurück. Stebbings
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