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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gesehen. Es war das Gleiche wie immer. Sie pinselte ihrer Tante Honig um den Bart. Sie konnte es nicht erwarten, endlich das Geld ihrer Tante in die Finger zu bekommen. Ich sagte diesem Polizisten …«
»Mr Barnes-Wakefield?«, erkundigte sich Ginny.
»Genau dem. Ich sagte ihm, er müsse nicht weitersuchen. Miss Harris wäre die Mörderin.« Mrs Pritchard nickte zufrieden und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
»Aber …«, entgegnete Jess leise, »… so hat es sich nicht zugetragen, nicht wahr? Nicht nach den Worten Ihres Sohnes Edmund.«
Die dunklen Augen blitzten. »Edmund war ein zehn Jahre alter Rotzbengel damals! Was weiß er schon davon? Was haben Sie ihm untergeschoben? Sie haben meinen Sohn aufs Kreuz gelegt! Sie haben ihn dazu gebracht, irgendwelchen Unsinn zu reden, nichts als Unsinn!«
»Edmund hat uns erzählt, dass Miss Kemp ihn in ihrem Cottage überrascht hatte, nachdem Alison weggefahren war. Er hatte sich ins Haus geschlichen und nach Geld gesucht.«
»Das ist eine Lüge!« Mrs Pritchards Stimme hallte durch das Zimmer. Ihr Gesicht war verzerrt vor ohnmächtiger Wut. »Das ist eine verdammte Lüge, weiter nichts!«
»Er bekam es mit der Angst zu tun und hat mit dem Briefbeschwerer zugeschlagen. Dann ist er zu Ihnen nach Hause gerannt, und es war Ihre Idee, Miss Kemp in den Teich zu legen, damit es aussah wie ein Unfall.«
Mrs Pritchard beugte sich vor. Ihre arthritischen Hände öffneten und schlossen sich wie Klauen, und der grüne Pullover wogte vor Emotion. Der rote Schlitz von Mund arbeitete sekundenlang, ohne dass ein Laut zu hören gewesen wäre, dann sprudelten die Worte aus ihr hervor, als wäre ein Damm gebrochen. »Lügen, Lügen, nichts als verdammte gemeine Lügen! Es ist schändlich, so etwas zu behaupten! Alison hat ihre Tante ermordet! Alison war es!«
»Richter und Jury haben Alison Harris für unschuldig befunden.«
»Pah!« Sie spuckte tatsächlich. Die Frau spuckte, nicht viel und zur Seite gerichtet, aber ein dünner Bogen aus Speichel segelte durch die Luft und landete auf dem Teppich. Sowohl Jess als auch Ginny Holding waren schon früher bespuckt worden, von Betrunkenen oder von Rowdys, doch in diesem blümchendekorierten Zimmer war es doppelt schockierend.
Wenn Mrs Pritchard bewusst war, wie sehr ihr Verhalten ihre Gäste bestürzte, so ließ sie sich nichts anmerken. Sie fuhr mit unverminderter Heftigkeit fort: »Sie hat diese Jury um den Finger gewickelt! Sie hat ihre übliche Schau abgezogen, zuckersüß und unschuldig und unfähig, einer Fliege etwas zu Leide zu tun! Sie war nichts weiter als ein nettes junges Mädchen, und alle waren so gemein zu ihr … Die Jury fiel darauf herein. Genau wie vorher Miss Kemp. Aber ich, ich bin nie darauf hereingefallen. Nicht eine Sekunde lang!«
Angewidert vom Spucken und außerstande, ihren Abscheu zu verbergen, sagte Jess in scharfem Ton: »Ihrem Sohn wird außerdem vorgeworfen, eine weitere Frau angegriffen und bedroht zu haben. Er hat sie gezwungen, in sein Cottage zu gehen. Er hat sie mit einem spitzen Schraubenzieher bedroht …«
»Das ist eine Lüge! So etwas würde mein Edmund niemals tun! Glauben Sie, ich kenne meinen eigenen Sohn nicht?«
Die Stimme der Frau war schrill. Sie zitterte am ganzen Leib vor Wut. Der rote schmale Mund zuckte. Die dunklen Augen waren hasserfüllt. »Ich weiß Bescheid über euch junge Dinger! Ihr wisst doch überhaupt nicht, was harte Arbeit und Entbehrungen sind! Männer wie mein Edmund sind nicht sicher vor euch oder vor Alison, dieser hinterhältigen kleinen Hure, oder vor dieser Fiona, von der Sie mir erzählt haben! Wer auch immer sie war, mein Edmund hat nichts mit dem zu tun, was ihr zugestoßen ist! Wenn jemand sie umgebracht hat, na und? Sie war wahrscheinlich nur ein weiteres verzogenes reiches Gör, das bekommen hat, was ihm zusteht! Es sind alles Lügen, schmutzige, gemeine Lügen … Sie nennen sich Polizisten, und von Ihnen wird erwartet, dass Sie Recht und Unrecht unterscheiden können, aber stattdessen verdrehen Sie die Tatsachen und fangen Unschuldige ein. Sie tun das Werk des Teufels … Ich kenne eure Sorte …«
Ihre Worte wurden unzusammenhängend. Sie blubberten aus ihrem Mund, zusammen mit einem Strom von Speichel. Sie schaukelte vor und zurück, vor und zurück. Ihre gekreischten Worte echoten von den Wänden des hübsch möblierten Zimmers. Jess und Ginny starrten die Alte voller Entsetzen an, unfähig, dem Geschehen Einhalt zu gebieten, und angewidert von dem Anblick.

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