Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
diesen Vogel zu fangen.«
Darren schob sich zum Landesteg. Seine verängstigten Augen waren auf Fionas Leichnam gerichtet.
»Geht es ihr gut?«, fragte er.
Jenner blickte zu ihm auf, das Gesicht verzerrt vor Verzweiflung. »Ob es ihr gut geht? Nein, verdammt noch mal, es geht ihr nicht gut! Sie ist tot!«
Darren Stebbings stolperte erschrocken rückwärts, während er Jenner anstarrte. Sein Vater band das Boot los, und der Junge ruderte in Richtung der Insel, wo Spike das Ufer patrouillierte.
»Wie konnte das passieren?«, fragte Toby verwirrt. »Ist sie aus dem Boot gefallen oder vom Steg? Sie konnte doch schwimmen!«
Stebbings räusperte sich und machte eine verlegene Geste mit den langen Armen, wie ein Flügelflattern. »Da ist noch etwas, Sir«, sagte er.
»Was?« Jenners Stimme war scharf wie ein Peitschenknall. Er blickte zu Stebbings auf. »Was noch?«
»Ich habe ihren Kopf so zur Seite gedreht, damit man es nicht gleich sieht. Aber wenn Sie ihr Gesicht ein wenig drehen, werden Sie feststellen, dass sie eine Wunde am Kopf hat.«
Sowohl Toby als auch Jenner starrten auf den Leichnam Fionas hinab, erstarrt vor Entsetzen. Jenner streckte zaghaft die Hand nach seiner Tochter aus, dann zog er sie wieder zurück. Es war Toby, der schließlich leise sagte: »Ich mache es, Jerry.« Er legte die Hände um Fionas Kopf und drehte ihn sanft herum, sodass sie ihnen das Gesicht zuwandte.
Ihr Haar fiel zurück und gab den Blick auf eine Platzwunde frei und eine leichte Vertiefung an ihrer linken Schläfe.
»Sie hat sich den Kopf angeschlagen«, sagte Stebbings. »Oder etwas in der Art.«
Sie hatten Alison ganz vergessen, die bis zu diesem Augenblick schweigend gelauscht hatte. Bei Stebbings’ Worten stieß sie einen lauten Schrei aus. Alle drehten sich erschrocken zu ihr um und sahen, dass sie das Gesicht in den Händen vergraben hatte und vor und zurück schaukelte. Der Hund drängte sich mit der Nase gegen sie, versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch Alison war in tiefer Qual gefangen.
Jenner stand auf und eilte zu ihr. »Beruhige dich, Darling. Vielleicht wäre es besser, wenn du zum Haus zurückgehst …«
Sie schien ihn nicht zu hören.
Er zog ihr sanft die Hände vom Gesicht und fragte besorgt: »Alison?«
Endlich blickte sie mit wilden Augen auf. »Es ist wieder passiert, nicht wahr? Fiona ist tot, und sie ist genauso gestorben wie Tante Freda damals!«
Als Alan Markby am Ort des Geschehens eintraf, herrschte bereits ziemlicher Betrieb. Die Familie war nirgendwo zu sehen, doch die Polizei war dort, einschließlich Jessica Campbell, leicht zu identifizieren anhand ihrer kurz geschnittenen dunkelroten Haare. Außerdem bemerkte er Stebbings und einen jungen Mann, der offensichtlich sein Sohn war, Darren, der Möchtegern-Paparazzo in spe. Der junge Mann hielt einen großen Leinensack mit unbekanntem Inhalt.
Markby stieg aus dem Wagen aus, den er unter einem Walnussbaum geparkt hatte, und ging zum See. Jess Campbell kam ihm entgegen.
»Das ist eine merkwürdige Geschichte, Sir«, sagte sie.
Markby, die Hände in den Taschen und den Wind im blonden Haarschopf, blickte sie an. »Ja, das ist sie«, murmelte er. Dann nahm er die Hände aus den Taschen und fügte in freundlicherem Ton hinzu: »Möglicherweise noch merkwürdiger, als es bereits aussieht. Ich wollte Sie nämlich fragen, ob Sie eine Ermittlung übernehmen können. Es geht um Drohbriefe an die Adresse von Alison Jenner. Und jetzt gibt es einen unerwarteten Todesfall in der Familie. Ich habe eine angeborene Abneigung gegen derartige Zufälle. Wer hat sie gefunden?«
Jess nickte in Richtung von Stebbings, dem Gärtner, und seinem Sohn. »Mr Stebbings dort. Ich fürchte, er hat den Leichnam bewegt, doch das ist nur verständlich. Sie schwamm mit dem Gesicht nach unten im Wasser, sagt er. Er dachte, es gäbe vielleicht noch eine Chance, sie zu retten, also hat er sie herausgezogen. Er hat versucht sie wiederzubeleben, doch er hatte kein Glück, also deckte er sie mit seiner Jacke zu und ging, um die Familie zu informieren.«
Markby nickte. Theoretisch durfte ein Leichnam nicht bewegt werden, bis die Polizei eingetroffen war, doch jeder durchschnittliche Bürger hätte versucht, ein Leben zu retten, wenn auch nur die geringste Chance auf Erfolg bestand. Zu schade, dass Fiona Jenner nicht mehr dort lag, wo Stebbings die Tote gefunden hatte. Sie mussten sich auf seine Schilderung verlassen, was die Einzelheiten anging. Es wäre besser gewesen, wenn
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