Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
wenigstens eine weitere Person dabei gewesen wäre, um Stebbings’ Bericht zu bestätigen.
Dieser Gedanke führte Markby zu der Frage: »War der Junge bei ihm?«
»Sein Sohn? Nein, nicht, als Stebbings die Tote fand. Es gibt einen großen Vogel hier am Wasser, eine kanadische Graugans, die offensichtlich am See lebt. Sie begann an der Toten zu picken, deswegen hat Stebbings sie mit seiner Jacke zugedeckt. Dann hat er seinen Sohn mit dem Mobiltelefon angerufen und ihn gebeten, mit einem Sack herzukommen, um den Vogel zu fangen. Er hat keinen Krankenwagen gerufen, sagt er, weil er gesehen hat, dass sie tot war. Genauso wenig hat er die Familie gerufen, weil er glaubte, es wäre besser, nach oben zum Haus zu gehen und es ihnen persönlich zu sagen. Er ist ein eigenartiger Bursche, Sir. Wie dem auch sei, das tat er dann auch, und alle kamen hierher gerannt. Die Gans machte immer noch Schwierigkeiten. Sie haben bis eben gebraucht, um das Tier zu fangen. Es ist auf die Insel dort drüben geflüchtet.« Jess deutete über das Wasser. »Der Junge ist hingerudert und hat versucht, es zu schnappen, doch es ist entkommen und hierher geflattert. Also musste der Junge wieder zurück, um zusammen mit seinem Vater das Tier zu jagen, während die anderen auf die Polizei gewartet haben. Sie haben die Gans erst fünf Minuten vor dem Eintreffen des ersten Streifenwagens erwischt. Sie ist jetzt in diesem Sack dort. Sie hat einen höllischen Lärm veranstaltet, als sie sie hineingesteckt haben, aber nachdem sie erst einmal drin war, hat sie sich wieder beruhigt.«
Markbys Stimmung sank. Gab es irgendetwas an diesem Ort eines unerwarteten Todesfalles, das nicht gründlich aufgewühlt worden war vor dem Eintreffen der Polizei? »Sie meinen, nicht nur, dass das Boot bewegt wurde, sondern auch, dass die beiden am Ufer auf und ab gerannt sind, um diese Gans zu jagen?«
Sie begriff sofort, worauf er hinauswollte. »Ich fürchte ja, Sir. Überall sind große Stiefelabdrücke. Der Junge ist zweimal ausgerutscht und hingefallen, sagt er. Wir fanden zwei Stellen, wo die Erde aufgewühlt war. Davor haben Jenner, seine Frau, Stebbings und ein Typ namens Smythe den Platz um die Tote herum zertrampelt.« Sie zögerte. »Ich nehme an, Sie kennen die Familie, Sir?«
»Erst seit kurzem. Ich war gestern hier zum Essen eingeladen, weil sie mit mir über die Drohbriefe reden wollten, die Mrs Jenner seit einer Weile erhält. Es war mein erstes und bisher einziges Zusammentreffen mit Jenner und seiner Frau. War bereits ein Pathologe da?«
»Dr. Fuller ist hierher unterwegs. Ein einheimischer Arzt war bereits da und hat ihren Tod festgestellt. Er war noch da, als ich hier ankam. Er wurde gerufen, um Mrs Jenner zu versorgen.«
Sie waren in Richtung des Leichnams gegangen, während sie sich unterhalten hatten. Jetzt blieben sie vor der Toten stehen.
»Sie hat einen Schlag an die linke Schläfe erhalten«, fuhr Jess Campbell fort. »Dr. Fuller kann uns vielleicht schon beim Anblick sagen, ob der Schlag tödlich war oder nicht. Möglicherweise ist sie auch ertrunken. Möglich, dass sie in das kleine Boot gestiegen und ausgerutscht ist. Sie kann sich den Kopf angeschlagen haben. Ich werde Taucher herbeordern, die den See absuchen.«
Jess starrte nachdenklich nach draußen auf die gekräuselte Wasserfläche. »Stebbings ist in den See gewatet und hat die Tote geborgen. Es kann nicht besonders tief sein am Rand. Ich weiß nicht, wie tief es weiter draußen ist, aber sicher tief genug, um das Boot zu benötigen, wenn man zur Insel möchte. Das Boot war angebunden, als Stebbings die Tote gefunden hat, darauf schwört er Stein und Bein. Der Junge hat es losgebunden, um nach drüben zu rudern und den Vogel zu fangen. Sie wäre bestimmt nicht mit all ihren Sachen Schwimmen gegangen, und es gibt nicht den geringsten Hinweis auf Selbstmord.«
Markby betrachtete den Leichnam. »Wir waren gestern alle hier unten, um uns den See anzusehen. Die Tote, Fiona Jenner, wollte nicht mit uns kommen, wegen dieser Graugans. Sie wurde schon früher von diesem Tier angegriffen. Die Gans patrouilliert das Seeufer und verteidigt es gegen jeden Eindringling. Angesichts dieser Tatsache finde ich es merkwürdig, dass sie ausgerechnet hier gestorben sein soll. Sie hat den See gemieden.«
»Dr. Fuller ist da, Sir«, sagte ein Beamter in der Nähe.
Der Pathologe kam ihnen mit seinem Arztkoffer in der Hand entgegen. Er war ein kleiner, rundlicher Mann in einem einteiligen Schutzanzug, der ihn
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