Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
unseren Hausarzt rufen, und er hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben.«
Was bedeutete, dass Jess Campbell an diesem Tag wahrscheinlich keine Aussage mehr von Alison Jenner erhalten würde. Möglicherweise auch am nächsten Tag noch nicht. Allmählich stieg in Markby das Gefühl auf, dass diese gesamte Ermittlung irgendwie verhext werden würde. Es war unfair, das wusste er, doch er spürte die Versuchung, dies der Anwesenheit von Toby Smythe zuzuschreiben. Wohin auch immer Toby ging, das Desaster folgte ihm auf dem Fuß. Doch so durfte Markby nicht denken. Persönliche Vorurteile durften sein Urteilsvermögen nicht einengen.
»Sie haben bereits mit Inspector Campbell gesprochen, nehme ich an?«, fragte er.
»Sie meinen die junge Frau? Ja. Sie wird doch wohl nicht die Ermittlungen leiten, oder? Es war kein Unfall. Es kann nicht sein. Es war der Irre, der diese verdammten Drohbriefe geschrieben hat. Er ist dafür verantwortlich!«
Toby saß am Fenster, vornübergebeugt, die Hände locker gefaltet. Von dieser Stelle aus war er imstande, den Park zu überblicken. Der See selbst war zwar nicht in Sicht, doch Smythe konnte einige Polizeifahrzeuge beobachten. Er blickte auf und sagte mit leiser Stimme: »Fiona wäre nie allein dort runter zum See gegangen. Sie hatte Angst vor Spike, der Graugans.«
»Nicht mal, um sich mit jemandem zu treffen?«, fragte Markby.
»Mit Sicherheit nicht! Warum hätte sie sich zu dieser früher Morgenstunde mit jemandem treffen sollen?«
»Toby hat gesehen, wie meine Tochter kurz nach acht das Haus verlassen hat«, sagte Jenner. »Er nahm an, dass sie zum Joggen wollte. Vielleicht hat sie einen Eindringling im Park angetroffen. Es könnte der Briefeschreiber gewesen sein. Vielleicht hat er sich im Park herumgeschlichen, um uns zu beobachten. Er ist ganz offensichtlich nicht recht bei Verstand.«
»Geistesgestörtheit wird häufig von der Verteidigung herangezogen, doch in Wirklichkeit kommt sie nur selten vor«, warf Markby ein.
»Nichtsdestotrotz«, erwiderte Jenner halsstarrig. »Es muss Ihnen doch der Gedanke gekommen sein, dass meine Frau möglicherweise seit einer Weile heimlich beobachtet wird und dass diese Briefe ein integraler Bestandteil einer bösartigen und besessenen Kampagne sind, die von dieser … dieser Person angezettelt wurde.« Jenner verstummte, außerstande, weitere Worte zu finden. Er gestikulierte hilflos.
»Sie wissen, dass wir gezwungen sind, eine Obduktion an Ihrer Tochter auszuführen?«, fragte Markby ihn leise.
Jenner zuckte zusammen. »Ich hasse diesen Gedanken. Aber ich weiß, dass es sein muss.« Er wechselte einen Blick mit Toby. »Fiona wurde also ebenfalls auf den Kopf geschlagen. Das ist es, was meine Frau mehr als alles andere aus der Fassung gebracht hat. Es … es ist, als wäre ihr Tod eine Einszu-eins-Kopie des Todes von Freda Kemp. Kann das Zufall sein?« Jenner stieß ein freudloses, bellendes Lachen aus. »Ich denke nicht. Ich sage Ihnen, Markby, da draußen läuft ein Irrer rum, und er ist wild entschlossen, uns zuzusetzen.«
Markby studierte Jenner sekundenlang. »Kein anderes Familienmitglied hat das Haus vor dem Frühstück verlassen? Nur Ihre Tochter?«
»Nein! Herrgott noch mal, Markby, brauchen wir jetzt vielleicht Alibis? Ich habe das Haus nicht verlassen, und ich bin sicher, dass meine Frau es auch nicht verlassen hat!«
»Ich ebenfalls nicht«, sagte Toby. »Ich habe Fiona vom Badezimmerfenster aus gesehen. Ich hatte es aufgemacht, um den Dampf nach draußen zu lassen. Wenn ich gewusst hätte, dass sie läuft, wäre ich früher aufgestanden und mit ihr gelaufen. Ich wünschte, ich hätte es getan!« Er verzog elend das Gesicht. »Vielleicht wäre sie dann jetzt noch am Leben. Bestimmt wäre sie noch am Leben!«
»Ich werde die Ermittlungen selbstverständlich beaufsichtigen«, sagte Markby zu den beiden. »Inspector Campbell wird die Leitung der Routineermittlungen haben. Sie wird in Kürze hier heraufkommen, um mit Ihnen zu reden. Erzählen Sie ihr alles, was Sie mir gesagt haben, und jedes weitere Detail, das Ihnen vielleicht sonst noch einfällt. Sie dürfen Inspector Campbell ruhig vertrauen – sie hat sich auf ihrer früheren Dienststelle als sehr fähige Beamtin erwiesen. Sie ist neu bei uns, doch ich bin sicher, dass sie zu meiner vollsten Zufriedenheit arbeiten wird.«
Als Markby diese Worte aussprach, spürte er eine Anwandlung von Emotionen, die er nicht gleich zu identifizieren vermochte. Er sagte sich, dass es kein Zweifel war.
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