Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
gegenwärtige Frau wäre eine höchst langweilige Person.«
»Haben Sie Ihren Mädchennamen wieder angenommen?«
Die gepflegten Augenbrauen zuckten. »Nein. Ich bin wieder verheiratet. Mein Mann konnte nicht mit mir nach England kommen. Er hat geschäftlich in der Schweiz zu tun, wo wir leben. Außerdem …«, ein elegantes Schulterzucken, »… außerdem kannte er Fiona nicht.«
Florrie brachte den Kaffee. Chantal beäugte ihn misstrauisch.
»Wann hatten Sie zum letzten Mal Kontakt mit Ihrer Tochter?«, fragte Markby. Meredith meinte eine gewisse Schärfe in seiner Stimme zu entdecken.
»Im Januar, in London. Ich kam rüber, zum Schlussverkauf. Ich habe nichts gekauft. Der Londoner Schlussverkauf ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Ich habe danach noch zwei- oder dreimal mit Fiona telefoniert.« Ihr Tonfall und ihr Verhalten deuteten an, dass ihre Beziehung zu ihrer Tochter nichts war, das Markby etwas anging.
»Dann kennen Sie vielleicht auch Tara Seale?«, fragte Markby.
Chantal nickte abfällig. »Ja, ich habe sie kennen gelernt. Ich mag sie. Sie ist intelligent und chic. Sie wissen offensichtlich, dass die beiden zusammen waren, und jetzt wollen Sie von mir wissen, was ich davon halte. Ich habe mir darüber nicht den Kopf zerbrochen, falls es das ist, was Sie meinen. Au contraire, ich war froh, dass Fiona endlich jemanden gefunden hatte. Damals hatte sie ihrem Vater noch nichts von Tara erzählt. Ich empfahl ihr, es zu tun. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, weil er so ein spießiger Kerl ist. Aber er musste es erfahren. Sie sagte, sie würde mit ihm reden. Ich weiß nicht, ob sie es getan hat.«
»Aber Sie haben die Existenz von Tara Seale gegenüber Jeremy seither nicht erwähnt?«
Chantals Augen weiteten sich. »Warum hätte ich das tun sollen? Es war nicht meine Aufgabe, es ihm zu erzählen. Es war Fionas Sache. Außerdem stehe ich normalerweise nicht in Kontakt mit meinem Exmann. Als er mich anrief, um mir mitzuteilen, dass Fiona tot ist, war es das erste Mal seit zwei Jahren, dass wir miteinander gesprochen haben.«
Für einen Moment herrschte Schweigen, und zum ersten Mal war auf ihrem Gesicht so etwas wie Traurigkeit zu erkennen. Wegen des Verlustes ihrer Tochter? Wegen des Scheiterns ihrer Ehe? Wegen beidem? Sie würden es nicht erfahren. Die Emotionen verschwanden genauso schnell wieder, wie sie gekommen waren, und wichen Schroffheit.
»Ich will Ihnen eine Frage stellen«, sagte sie. »Was gedenken Sie wegen dieser Sache zu unternehmen?« Ihr Tonfall ließ keine Ausrede zu.
»Wir werden die Ermittlungen vorantreiben. Wir wissen noch nicht, warum Ihre Tochter starb, doch wir glauben, dass wir inzwischen den Tatort gefunden haben. Sie starb nicht am See, wo sie gefunden wurde, sondern in einiger Entfernung in einem kleinen Wald.«
»Was ist mit der Waffe? Haben Sie die gefunden?«
»Noch nicht«, gab Markby zu.
»Und warum sind Sie nicht draußen und suchen danach? Warum sitzen Sie untätig hier herum, trinken Tee und …«, Chantal rümpfte demonstrativ die Nase, »… essen frittiertes Zeug? Der Geruch nach englischem Frühstück ist unverwechselbar. Warum frühstücken Sie um vier Uhr nachmittags? Ich glaube, ich werde die Engländer nie verstehen!«
Sie nahm ihre Tasse und nippte, verzog das Gesicht und setzte sie wieder ab. »Genauso wenig, wie ich mich an ihren grauenhaften Kaffee gewöhnen werde.« Sie betrachtete ihre Umgebung. »Ich denke, ich werde Jeremy anrufen und sein nettes Angebot, in Overvale House zu wohnen, letztendlich doch akzeptieren!«
»Ich wäre gerne eine Fliege an der Wand, wenn Chantal mit ihrem Gepäck auf Overvale House eintrifft und Jeremy und Alison mitteilt, dass sie es sich anders überlegt hat und bei ihnen wohnen will«, sagte Meredith, als sie das Crown verließen.
»Lieber nicht«, sagte Markby mit Nachdruck. »Diese Frau ist unberechenbar! Je weniger ich von ihr sehe, desto besser! Campbell soll sich mit ihr herumschlagen.« Er runzelte die Stirn. »Weißt du, Chantal hat eine eigenartige Bemerkung über ihren Exmann gemacht. Sie hat gesagt, er würde schlechte Nachrichten in kleinen Häppchen herausrücken. Offensichtlich tut er das mit sämtlichen Informationen, nicht nur mit schlechten.«
»Vorstandsstrategie«, sagte Meredith. »Immer noch ein Ass im Ärmel behalten. Der Opposition ein Schnippchen schlagen.«
»Das Dumme daran ist – die Polizei ist nicht die Opposition. Wir sind auf seiner Seite … und er sollte eigentlich auf unserer
Weitere Kostenlose Bücher