Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
sie ihr kleines Reihenendhaus in der Station Road zum Verkauf anbot, wurden Merediths hausfrauliche Talente ernsthaft geprüft. Sie hatte angefangen, jene Fernsehsendungen zu verfolgen, in welchen potenziellen Hausverkäufern gezeigt wurde, worauf mögliche Käufer achteten, und insbesondere, was ihnen nicht gefiel. Ordnung und Sauberkeit standen ganz weit oben. Frische Blumen im Haus wurden wärmstens empfohlen, zusammen mit einer Schale Früchte in der Küche. Ordnung war eine Frage der Gewöhnung, das hatte Meredith schnell herausgefunden. Eine Schale mit Früchten in der Küche bereitzuhalten, stellte schon ein größeres Problem dar. Sobald sie eine hatte, die wie ein Stillleben aussah, aß sie alle Früchte auf. Die Blumen, die Alan ihr am Ostersonntag geschenkt hatte, standen noch in voller Blüte auf einem Tisch beim Fenster, und das frühe Licht der Morgensonne fiel auf gelbe und rote Rosen, aprikosenfarbene Nelken mit roten Blütenspitzen und purpurne Iris. Sie prüfte nach, ob die Blumen noch genügend Wasser hatten und ob es nicht grün geworden war, dann sah sie sich im Zimmer um, gelinde überrascht, dass sie tatsächlich diesen ungewöhnlich hohen Standard an Heim-Management vollbracht hatte.
Die erste Person, die an jenem Morgen durch die Tür kam, war Jess Campbell, die pünktlich um zehn läutete. Meredith kochte Kaffee für beide, und die Frauen setzten sich in das blitzblanke, aufgeräumte Wohnzimmer.
»Das ist ein hübsches Haus«, bemerkte Jess und sah sich um.
»Ja, das denke ich auch. Es hat zwei Schlafzimmer. Ursprünglich waren es sogar drei, aber eins wurde zu einem Badezimmer umgebaut. Als das Haus gebaut wurde, gab es noch keine Badezimmer. Ich nehme an, die Menschen haben sich in der Küche im Erdgeschoss vor dem Ofen in einen Waschzuber gesetzt. Der Garten ist nicht besonders groß, aber das war mir gerade recht. Ich habe nicht viel Zeit zum Gärtnern. Ich habe eine neue Küche einbauen lassen und das Badezimmer renoviert, und ich habe diese Veranda vorne angebaut. Ich finde, es ist wie geschaffen für ein junges Paar ohne Kinder oder eine allein stehende Person wie mich. Ich weiß, dass die Leute früher in Häusern wie diesem ganze Familien großgezogen haben, aber die Zeiten haben sich verändert, keine Frage. Sie kennen nicht rein zufällig das alte Vikariat in der Stadtmitte von Bamford? Das Haus, das Alan und ich kaufen?«
Jess schüttelte den Kopf.
»Es ist sicher dreimal so groß wie dieses hier, und ich sorge mich ein wenig, dass wir uns vielleicht übernommen haben könnten. Es ist ziemlich heruntergekommen; alles muss gemacht werden, und es dauert wahrscheinlich eine Ewigkeit. Aber Alan und mir gefällt das Haus. Alan mag den Garten ganz besonders. Der ist ebenfalls verwildert, aber Alan kann es kaum erwarten, sich an die Arbeit zu machen und ihn neu zu gestalten. Wo wohnen Sie, wenn ich fragen darf?«
Jess erzählte es ihr. »Ich wohne natürlich nur zur Miete. Ich würde gerne etwas kaufen. Die Mietwohnung ist grottenschlecht.« Sie seufzte. »Na ja, ich schätze, ich sollte mich mehr um das kümmern, weswegen ich eigentlich hergekommen bin. Der Superintendent hat vorgeschlagen, dass ich mit Ihnen rede. Er hat gesagt, Sie hätten eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.«
»Hat er das?« Meredith klang überrascht. »Ich interessiere mich für die Menschen. Vielleicht sehe ich sie mir deswegen genauer an und höre ihnen zu.«
Jess hatte einen kleinen Kassettenrekorder aus der großen beigefarbenen Handtasche genommen und vor sich zwischen den Tassen auf den Wohnzimmertisch gestellt. »Sie haben nichts dagegen, wenn ich unsere Unterhaltung aufzeichne? Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich selbstverständlich auch handschriftliche Notizen machen. Ich würde den Kassettenrekorder allerdings vorziehen, weil er mir auf lange Sicht Zeit erspart.«
»Ich habe nichts gegen das Band«, sagte Meredith und wartete, während Jess das Gerät einschaltete und das Datum und die Zeit ansagte. Vor dem Hintergrund des leisen Surrens fuhr Meredith fort zu berichten. »Alan hat gesagt, Sie würden mich gerne wegen Fiona Jenner befragen. Ich bin ihr allerdings nur ein einziges Mal begegnet, und zwar unter den relativ gezwungenen Umständen einer Einladung zum Mittagessen. Es war eine merkwürdige Gesellschaft, keine normale Veranstaltung. Mehr ein Arbeitsessen, wenn Sie so wollen. Wir waren eingeladen, um uns die Geschichte über die Drohbriefe anzuhören, die Alison Jenner seit einer Weile erhält.
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