Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Mr Basset hatte seinen Aufenthaltsort nicht mitgeteilt. Mrs Basset hatte nicht nach ihm gesucht, vielleicht, weil sie keine Lust verspürte, ihn zu finden. Was Onkel Gary anging, er hatte keinerlei Interesse daran gezeigt, »es legal zu machen«, und so blieben die Dinge eben, wie sie waren.
Nichts von alledem interessierte Cherry besonders. Zugegeben, vor einem Jahr hatte es diesen Zwischenfall gegeben, als Onkel Gary, immer für einen unpassenden Drücker in einer dunklen Ecke zu haben, ihr diesen Vorschlag gemacht hatte, den Cherry selbstverständlich auf der Stelle entrüstet zurückgewiesen hatte.
»Nein, das tue ich nicht, du schmutziger alter Kerl! Was glaubst du eigentlich, was ich bin? Und selbst wenn ich es tun würde, dann bestimmt nicht mit einem glatzköpfigen alten Sack wie dir!«
Hernach hatte Onkel Gary klug seine Hände und seine Vorschläge bei sich behalten. Mrs Basset wusste nichts von der Episode, und Cherry hatte sie fast vergessen. Ihre einzige Sorge war die Bürde, unter der sie zu leiden hatte – der Name. Bis sie vor kurzem eine Entscheidung getroffen hatte. Von den Titelblättern der Boulevardpresse wusste sie, dass der Name der Ehefrau des gegenwärtigen Premierministers Cherie lautete. Dazu sollte gesagt werden, dass Cherry keine große Zeitungsleserin war – genau genommen war sie überhaupt keine große Leserin. Doch sie arbeitete bei einem einheimischen Zeitungshändler, und so hatte sie beruflich mit der Presse zu tun – zumindest mit den Titelseiten. Sie war gefesselt gewesen von der Ähnlichkeit der Namen und hatte gegenüber ihrem Arbeitgeber eine diesbezügliche Bemerkung gemacht. Er hatte sie im vollen Gefühl seiner Verantwortung aufgeklärt, dass »Chérie« französisch war und »Liebling« bedeutete. Cherry fand das erst richtig cool und beschloss, zukünftig ihren eigenen Vornamen zu modifizieren. Es war sicher besser, den Vornamen der Frau des Premierministers zu tragen als den einer Joghurt-Geschmacksnote.
»Warum hat sie mich nicht gleich ›Apple‹ oder ›Pear‹ genannt?«, fragte sie Darren Stebbings.
Darren war Cherrys Freund. Sie hatten sich zueinander hingezogen gefühlt aus einem gemeinsamen Gefühl der Ungerechtigkeit heraus, Cherry wegen ihres Namens und Darren wegen des Mangels an Verständnis, das sein Vater bezüglich der beruflichen Ambitionen des Sohnes an den Tag legte.
»Meine Mutter ist gar nicht so übel«, sagte Darren, indem er Cherrys Frage ignorierte, die sowieso niemand beantworten konnte. »Sie versteht mich zwar nicht, aber sie ist nicht wie Dad sauer deswegen. Mit ihm zu reden ist, als würde ich gegen eine verdammte Wand reden!«
»Meine Mom kapiert überhaupt nichts. Ich hab ihr gesagt, ich möchte, dass mein Name C-H-E-R-I-E buchstabiert wird. Sie hat nur gemeint, warum ich ihn denn nicht so buchstabiere, wie ich ihn schon immer buchstabiert hab?«
»Er hat sie mir weggenommen!«, sagte Darren leidenschaftlich. »Einfach so! Er hatte kein Recht dazu!«
Der brennende Groll und die von Herzen empfundene Ungerechtigkeit durchdrangen Cherrys Selbstversunkenheit. »Was hat er weggenommen?«
»Meine Kamera! Ich hab’s dir doch erzählt! Hast du denn nicht zugehört?«
»Schon …«, sagte Cherry zweifelnd. »Dein Dad hat dir die Kamera weggenommen?«
»Nein! Dieser dämliche Bulle! Er hatte kein Recht dazu! Ich habe ein Jahr gebraucht, um mir das Geld für die Kamera zu verdienen. Jeden Samstag hab ich unten in Watersmeet gearbeitet und den Leuten ihren Kram zum Wagen getragen!«
»Na ja, das könntest du ja wieder machen und noch ein wenig mehr Geld verdienen«, schlug Cherry-Cherie mit simpler Logik vor.
»Er hat gesagt, er würde sie zurückgeben, aber man kann den Bullen nicht trauen! Ich trage nicht noch ein Jahr anderen Leuten ihr Zeug hinterher! Ich muss das überhaupt nicht, schätze ich.« Ein gerissener Zug huschte über Darrens Gesicht.
Cherry-Cherie war fasziniert. »Erzähl weiter.«
»Sie sind längst nicht so schlau, wie sie glauben, die Bullen. Sie sind wie alle älteren Leute. Sie haben keine Ahnung von moderner Technik.«
»Wie meinst du das?«, fragte Cherry-Cherie stirnrunzelnd, während sie auf dem Ende einer zerzausten Locke langer blonder Haare kaute.
»Ich schätze, ich hab eine Methode gefunden, ziemlich schnell ein wenig Geld zu verdienen«, antwortete Darren. »Warte nur ab, du wirst sehen.«
»Also gut, dann«, sagte seine Gefährtin, deren Interesse bereits wieder abflaute. »Ich warte.«
KAPITEL 10
Jetzt, da
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