Und so verlierst du sie
rasierten Kopf warm zu halten, und sah aus wie ein unglücklicher tropischer Elf.
Ich putzte mir die Nase. Wenn das Amerika ist, dann steck mich in die Post und schick mich nach Hause.
Keine Angst. Mami sagt, wir gehen wahrscheinlich zurück.
Woher weiß sie das?
Sie und Papi haben darüber geredet. Sie glaubt, wir sollten lieber zurückgehen. Niedergeschlagen fuhr Rafa mit einem Finger über unser Fenster; er wollte nicht zurück, er mochte das Fernsehen und die Toilette und sah sich schon zusammen mit dem Mädchen in Apartment vier.
Ich weiß nicht, sagte ich. Papi sieht mir nicht danach aus, als würde er irgendwohin gehen.
Was weißt du denn schon? Du bist nur ein kleiner mojón.
Ich weiß mehr als du, widersprach ich. Papi hatte nie erwähnt, dass er zurück auf die Insel wollte. Ich wartete, bis er mal gute Laune hatte, nachdem er sich Abbott und Costello angesehen hatte, und fragte ihn, ob er glaubte, dass wir bald zurückgehen würden.
Wofür?
Einen Besuch.
Du gehst nirgendwohin.
In der dritten Woche machte ich mir Sorgen, wir würden es nicht schaffen. Mami, auf der Insel unsere oberste Autorität, verkümmerte. Wenn sie unser Essen gekocht hatte, setzte sie sich hin und wartete, bis sie spülen konnte. Sie hatte keine Freundinnen, keine Nachbarinnen, die sie besuchen konnte. Redet doch mal mit mir, bat sie, aber wir sagten, sie solle warten, bis Papi nach Hause kam. Er redet mit dir, versprach ich ihr. Mit Rafas Laune ging es bergab. Wenn ich ihn an den Haaren zog, ein altes Spielchen von uns, ging er in die Luft. Wir stritten und stritten und stritten, und wenn meine Mutter uns trennte, vertrugen wir uns nicht, so wie früher, sondern hockten in gegenüberliegenden Ecken unseres Zimmers und planten gegenseitig unseren Tod. Ich verbrenne dich bei lebendigem Leib, versprach er mir. Nummerier du lieber deine Knochen, sagte ich ihm, damit man dich für die Beerdigung wieder zusammensetzen kann. Mit den Augen verspritzten wir Säure, wie Reptilien. Unsere Langeweile machte alles noch schlimmer.
Irgendwann sah ich, wie sich Bruder und Schwester aus Apartment vier zum Spielen fertig machten, und statt ihnen zuzuwinken, zog ich meinen Parka an. Rafa saß auf dem Sofa und schaltete zwischen einer chinesischen Kochsendung und einem Little-League-Baseballspiel hin und her. Ich gehe raus, erklärte ich ihm.
Ist klar, meinte er, aber als ich die Haustür öffnete, rief er, Hey!
Die Luft draußen war eiskalt, und ich wäre fast die Treppe hinuntergefallen. Unsere Straße hatte es nicht so mit dem Schneeschaufeln. Ich zog mir den Schal vor den Mund und stolperte über die unebene Schneedecke. Neben unserem Haus holte ich die Geschwister ein.
Wartet!, rief ich. Ich will mit euch spielen.
Der Bruder drückte die Arme nervös an sich und musterte mich mit einem angedeuteten Grinsen, er hatte kein Wort verstanden. Seine Haare hatten eine erschreckende Unfarbe. Seine Schwester hatte grüne Augen und ein sommersprossiges Gesicht, das unter einer rosa Fellkapuze hervorspähte. Wir trugen die gleichen Fäustlinge, die es billig bei Two Guys gab. Ich hielt an, und wir standen einander gegenüber, unsere weißen Atemwolken erreichten den anderen fast. Die Welt war Eis, und das Eis leuchtete in der Sonne. Das war meine erste richtige Begegnung mit Amerikanern, und ich fühlte mich gelöst und selbstsicher. Lächelnd wedelte ich mit den Handschuhen. Die Schwester drehte sich zu ihrem Bruder und lachte. Er sagte etwas, und dann lief sie zu den anderen Kindern, und mit ihrem perlenden Lachen folgte ihr eine Spur aus dampfendem, heißem Atem.
Ich wollte schon früher rauskommen, erzählte ich. Aber mein Vater lässt uns noch nicht. Er glaubt, wir wären zu jung, aber guck, ich bin älter als deine Schwester, und mein Bruder sieht älter aus als du.
Der Bruder deutete auf sich selbst. Eric.
Ich heiße Yunior, sagte ich.
Er hörte nicht auf zu grinsen. Dann wandte er sich ab und ging den anderen Kindern entgegen, die langsam näher kamen. Ich wusste, dass Rafa vom Fenster aus zusah, und musste mich zurückhalten, um nicht hinaufzusehen und zu winken. Die Gringokinder beobachteten mich aus einigem Abstand, dann zogen sie ab. Wartet, rief ich, aber dann parkte ein Oldsmobile neben mir ein, die Reifen matschig und voller Schnee. Ich konnte nicht hinterherlaufen. Die Schwester sah sich einmal um, unter ihrer Kapuze lugte eine Haarsträhne hervor. Als sie verschwunden waren, blieb ich im Schnee stehen, bis meine Füße
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