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Und so verlierst du sie

Und so verlierst du sie

Titel: Und so verlierst du sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junot Díaz
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hörte, wie er durch das Bad stolperte, als wäre er betrunken oder so was. Ich weiß nicht, was er bei Reynolds Aluminium gemacht hat, aber in seinem Schrank hingen lauter Arbeitsanzüge voll Maschinenöl.
    Ich hatte einen anderen Vater erwartet, einen, der über zwei Meter groß war und genug Geld hatte, um unser ganzes barrio zu kaufen, aber dieser war durchschnittlich groß und sah durchschnittlich aus. Er war in einem ramponierten Taxi zu unserem Haus in Santo Domingo gekommen, und als Geschenke brachte er uns Kleinigkeiten mit – Spielzeugpistolen und Kreisel –, für die wir zu groß waren und die wir sofort kaputt machten. Obwohl er uns umarmte und mit uns am Malecón essen ging – unsere allerersten Steaks –, wusste ich nicht, was ich von ihm halten sollte. Es ist nicht einfach, einen Vater zu begreifen.
    Während dieser ersten Wochen in Amerika verbrachte Papi seine Zeit zu Hause größtenteils unten mit seinen Büchern oder vor dem Fernseher. Wenn er etwas zu uns sagte, dann meistens, um uns zu maßregeln, was uns nicht überraschte. Wir hatten schon andere Väter erlebt, diesen Teil der Übung verstanden wir.
    Meinen Bruder wollte er nur dazu bringen, nicht herumzuschreien oder Sachen umzuwerfen. Aber auf mich schoss er sich vor allem wegen meiner Schnürsenkel ein. Von Schnürsenkeln war Papi wie besessen. Ich konnte sie nicht richtig binden, und wenn ich mal einen ziemlich beeindruckenden Knoten hinbekam, bückte Papi sich und zog ihn mit einem Ruck wieder auf. Du kannst ja später Zauberer werden, meinte Rafa, aber die Sache war ernst. Rafa zeigte es mir, und ich sagte, Okay, und vor ihm hatte ich auch kein Problem, aber wenn Papi hinter mir lauerte, in einer Hand einen Gürtel, bekam ich es nicht hin; ich blickte zu meinem Vater auf, als würden meine Schnürsenkel unter Strom stehen und ich sollte sie aneinanderhalten.
    Ich habe in der Guardia ja schon echte Trottel gesehen, sagte Papi, aber selbst die konnten ihre beschissenen Schuhe zubinden. Er sah Mami an. Warum kann er das nicht?
    Auf solche Fragen gab es keine Antworten. Sie senkte den Blick und musterte die Adern auf ihren Handrücken. Für eine Sekunde sah ich Papi in die wässrigen Schildkrötenaugen. Glotz mich bloß nicht an, sagte er.
    Sogar an Tagen, an denen ich einen halbwegs anständigen Deppenknoten schaffte, wie Rafa ihn nannte, konnte Papi sich noch über meine Haare aufregen. Während Rafa glatte Haare hatte, die wie der Traum karibischer Großeltern durch einen Kamm glitten, hatten meine Haare noch genug afrikanischen Einschlag, um mir endloses Kämmen und aberwitzige Frisuren zu bescheren. Meine Mutter schnitt uns jeden Monat die Haare, aber als ich mich dieses Mal dazu hinsetzen sollte, sagte mein Vater, die Mühe könne sie sich sparen.
    Das bekommt man nur auf eine Art in den Griff, sagte er. Los, zieh dich an.
    Rafa folgte mir in mein Zimmer und sah zu, wie ich mir das Hemd zuknöpfte. Er kniff die Lippen zusammen. Mir wurde allmählich mulmig zumute. Was hast du?, fragte ich.
    Nichts.
    Dann starr mich nicht so an. Als meine Schuhe an der Reihe waren, band er sie mir zu. An der Tür blickte mein Vater nach unten und meinte, Langsam machst du dich.
    Ich wusste, wo der Van stand, aber ich ging in die andere Richtung, um mir ein wenig die Umgebung anzusehen. Papi bemerkte meine Fahnenflucht erst, als ich um die Ecke gebogen war, und als er meinen Namen knurrte, lief ich schnell zurück, aber ich hatte schon die Felder und die Kinder im Schnee gesehen.
    Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Er schob eine Kassette von Jonny Ventura in den Player und fuhr reibungslos auf die Route 9 . An den Straßenrändern hatte sich der Schnee zu dreckigen Haufen gesammelt. Es gibt nichts Schlimmeres als alten Schnee, sagte er. Wenn er fällt, ist er nett, aber wenn er erst mal auf dem Boden liegt, wird er nur zu Scheiße.
    Gibt es Unfälle, wie bei Regen?
    Nicht, wenn ich fahre.
    An den Ufern des Raritans ragten steif sandfarbene Rohrkolben empor, und als wir den Fluss überquerten, sagte Papi, Ich arbeite eine Stadt weiter.
    Wir fuhren nach Perth Amboy zu einem echten Könner, einem puerto-ricanischen Friseur namens Rubio, der wusste, wie man mit einem pelo malo umging. Er trug zwei oder drei Cremes auf meine Haare auf und ließ mich eine Weile so sitzen; nachdem seine Frau den Schaum ausgespült hatte, betrachtete er meinen Kopf im Spiegel, zupfte an meinen Haaren, rieb etwas Öl hinein und seufzte schließlich.
    Am besten rasieren wir

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