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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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assistieren.
    Der Auditor kam zu dem Schluss, dass es besser sei, erstmal abzuwarten, was Spigola herausfinden würde. Vorher könne man ohnehin nichts unternehmen. Außerdem benötige er Zeit, um weitere Fakten zu sammeln, auf deren Grundlage er erst die richtige Strategie bestimmen könnte.
    Ein Machtverlust, wie er ihn hinzunehmen hatte, machte einsam und reduzierte die Handlungsmöglichkeiten drastisch. So manch Kurialer, der früher keinen Tag vergehen ließ, ohne dem Auditor seine Freundschaft zu versichern, flitzte bei seinem bloßen Anblick panisch in die nächste Seitengasse, als hätte er den Gottseibeiuns gesehen, nur um ihm nicht zu begegnen und ihn grüßen zu müssen. Das konnte einem schließlich übel ausgelegt werden. Der Zustand der Ungnade entsprach einer Seuche, die hoch ansteckend verlief. Prospero Lambertini ahnte, wie sehr die Missachtung seinen Mentor verletzte, auch wenn er dies zu verbergen trachtete. Machtverlust war wie Scheintod: Man hörte die verleumderischen Reden der anderen, ohne handeln zu können.
    Als der Hilfsauditor grübelnd Gioacchinos Ristorante betrat, verließ Vellonis geschundener Geist dank eines starken Schlafmittels, das Benjamin ihm verabreicht hatte, gerade wieder die Wirklichkeit.
    Prospero Lambertini bedankte sich bei dem Arzt und brachte den betäubten Philologen mit Valentis Hilfe in einer Kutsche nach Hause. Vellonis Vermieterin, eine fleischige Römerin in mittleren Jahren, teilte ihnen bedauernd mit, dass Signorina Cäcilia immer noch nicht zurückgekehrt sei. Sie trugen Velloni in sein Bett und Prospero bat Valenti, bei ihm zu bleiben.

    »Er braucht einen Freund, wenn er aufwacht. Vor allem einen, der ihn tatkräftig daran hindert, eine Torheit zu begehen.«
    Auf diese Weise wollte Prospero den Duellwilligen ans Haus fesseln. So hatte er zwei Probleme auf einmal gelöst: Seine beiden Freunde passten jetzt gezwungenermaßen aufeinander auf.
    Es ergab keinen Sinn, noch länger den Besuch beim Rabbiner hinauszuzögern. Zwischen Hoffnung und Furcht hin und her pendelnd, machte er sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf ins jüdische Viertel.
    Vor ihm erhob sich die Treppe, die zu Deborahs Haustür führte. Wie ein Büßer stieg er die Stufen bedächtig empor. Er räusperte sich, atmete tief durch, trocknete sich gleichzeitig die feuchten Hände an den Schößen seines schlichten schwarzen Rockes ab, den er im Stile eines französischen Abbes über dem weißen Hemd trug, und klopfte schließlich an.
    Nun war es zu spät, um noch einmal umzukehren. Warum, kam ihm plötzlich in den Sinn, hatte er dem Rabbiner nicht einfach eine Vorladung geschickt und sich in seinem Büro mit ihm unterhalten? Er war nicht einmal auf diesen naheliegenden Gedanken gekommen und fragte sich lieber nicht nach dem Grund.
    Es dauerte einen Moment, dann stand sie in der geöffneten Tür, so wie er sie tausendmal in seinen Tagfantasien und Träumen gesehen hatte, in dem blauen Kleid, das so verführerisch ihre Figur betonte und ihr rotblondes Haar noch kräftiger leuchten ließ, als es das ohnehin schon von Natur aus tat. Nein, sie war viel schöner als in seinen Vorstellungen und Erinnerungen. Ihr Anblick nahm ihm für einen Augenblick die Luft zum Atmen.

    Als sie ihn sah, entfuhr ihr unwillkürlich ein leiser Ausruf des Erstaunens. Ihre Augen begannen zu leuchten. Sie machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, nur um sofort wieder innezuhalten. Offenbar hatte sie ihn im ersten Impuls umarmen wollen. Doch dann nahm ihr Gesicht plötzlich den Ausdruck der Unnahbarkeit an, den er nur allzu gut kannte. Sie hob das Kinn und schaute ihm kühl in die Augen.
    »Was willst du?« Ihre Stimme klang ein wenig hohl.
    »Ich muss mit deinem Vater sprechen.«
    »Das geht nicht. Er hat Besuch. Ich sag ihm einfach, dass du da warst. Er wird sich dann sofort mit dir in Verbindung setzen.«
    »Ach Deborah, kennst du mich so wenig, dass du glaubst, ich würde hierherkommen, wenn es nicht wirklich sehr dringend wäre?«
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete sie mit einer Spur Enttäuschung in der Stimme.
    »Ich warte hier.«
    Deborah dachte kurz nach. »Unfug«, seufzte sie dann. »Wir sind schließlich erwachsene Menschen. Du kannst auch im Haus auf ihn warten, wenn dir so viel daran liegt, mit ihm zu sprechen.«
    Sie ließ ihn herein und verriegelte wieder hinter ihm die Tür. Wie gern hätte er ihre Haare durch seine Finger gleiten lassen, wäre mit den Händen über ihre wohlgeformten Schultern

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