Und stehe auf von den Toten - Roman
sein Stammlokal. So geschah es, dass Prospero und Gioacchino sich nach vielen Jahren wiedersahen. Der Wirt schloss den Jungen sofort wie einen verlorenen Sohn in sein Herz, und Prospero fühlte sich in der Bologneser Familie wie zu Hause. Er nannte Gioacchino sogar Vater
und Caterina Schwester. Wenn ihr etwas geschähe, würde er sich das nie verzeihen.
»Caterina ist in der Küche«, antwortete der Wirt verblüfft.
»Dann lass sie nicht mehr aus dem Haus, bis wir das Scheusal gefasst haben. Lasst uns, so schnell es geht, die Bestie zur Strecke bringen!«
»Teufel auch, ich bin dabei!« Valenti sprang vom Sitz auf, und in seinen Augen glomm das Feuer des Edelmannes.
Prospero konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »So siehst du auch schon aus, Cavaliere Satanstod.« Valenti blickte finster an sich herab.
Benjamin gab zu bedenken, dass sie sich auf diese Weise leicht mit dem Papst anlegen konnten.
»Umso wichtiger, dass niemand von unseren Ermittlungen erfährt. Hilf uns, Benjamin, es kann auch die Töchter deines Volkes treffen.«
Der Arzt versprach es, kündigte an, dass er heute Abend noch einmal nach Velloni schauen würde und verabschiedete sich. Gioacchino bot seine und Pepes Unterstützung an und verfügte sich dann in die Küche, um Caterina sicherheitshalber unter strengen Hausarrest zu stellen.
Nun da die beiden Freunde allein waren, erkundigte sich Valenti: »Was machst du eigentlich hier? Wolltest du nicht mit Michele nach Neapel?«
»Der Papst oder das Schicksal haben anders entschieden. Und du? Was ist das nun wieder für ein Unfug mit dieser Ehrenschuld?«
Valenti wollte darüber partout nicht sprechen und wiegelte nur ab, dass Prospero schon genug zu bedenken habe. Doch die Ablenkungsversuche des Freundes verstärkten die Unruhe des Hilfsauditors, so dass er so lange
auf ihn einredete, bis Valenti ihm gestand, dass er seine Kabbala-Studien im Hause des Rabbiners Corcos fortgesetzt hatte.
Als Prospero das hörte, kämpfte er mit sich, weil er nur zu gern nach Deborah gefragt hätte. Wie war es ihr ergangen? Wie sah sie aus? Kannte Valenti ihren künftigen Ehemann? Doch er bezwang sich und vermied es, sich eine Blöße zu geben. Stattdessen hörte er dem Freund begierig, sich kein Wort entgehen zu lassen, zu.
Valenti war im Hause des Rabbiners mit Deborahs Bräutigam heftig aneinandergeraten, ein Wort hatte das andere ergeben, so dass ihn David von Fünen schließlich auf schwere Säbel forderte. Der Graf weigerte sich standhaft, seinem Freund den Grund für den Zweikampf zu verraten. Und Prospero ertappte sich bei der reizvollen Vorstellung, dass Valenti den ungebetenen Freier ins Jenseits befördern würde. Dann errötete er und betete still, aber eindringlich ein Vaterunser als Buße für diese Sünde.
Der Teufel bot ein ganzes Arsenal von Verführungen und Fallstricken auf - und Michele Santini, sein Beichtvater, war auf halbem Weg nach Neapel! Prospero konnte nur noch gequält die Augen schließen. Warum bloß waren sie nicht einen Tag früher aufgebrochen? So schwer es ihm auch fiel, er musste das Duell unter allen Umständen verhindern. Das war er seinem heißblütigen Freund schuldig. Deshalb las er ihm jetzt tüchtig die Leviten.
»Ist dir denn nicht klar, das man dich exkommuniziert, wenn du den Waffengang überlebst und herauskommt, dass du mit deinen geweihten Händen Blut vergossen hast? Und wenn du dabei umkommst, landest du sowieso in der Hölle. Du bist jetzt kein adliger Raufbold mehr, sondern ein Priester Gottes! Unsere Ehre heißt Demut!«
»Du magst Recht haben, aber ich bin auch ein Gonzaga, und ich kann den Schimpf nicht auf mir sitzen lassen. Nie und nimmer! Was danach kommt, sehen wir hinterher.«
Prospero musterte den Freund. Es stimmte, jeder Zoll an ihm verriet das Geschlecht, dem er entstammte. Nicht umsonst zierte ihr Wappen ein rotes Tatzenkreuz, das an die Tempelritter erinnerte. Die ohnehin schon kriegerische Note verstärkten die vier Adler, die sich dem Kreuz zuwandten. Prospero wusste, dass die Gonzagas Mantua beherrscht und sich mit anderen mächtigen Familien der Toskana und Norditaliens verschwägert hatten. Sie hatten bedeutende Heerführer gestellt, als Politiker oft das Zünglein an der Waage im Machtkampf zwischen Mailand und Venedig gespielt und schließlich die Kunst gefördert. Das Beste der Familie, Kühnheit und Kunstsinn, hatte Valenti geerbt. Er focht mit den Waffen des Geistes ebenso gut wie mit Degen und Schwert. Diese glückliche
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