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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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um Hintergrundinformationen über die Schwierigkeiten, in denen unser verehrter Heiliger Vater steckt.« Caprara grinste. »Ich bin ja nur verpflichtet, mich aus der Causa Spigola herauszuhalten. Und das tue ich! Aber was die Kanonisation der seligen Elisabeth von Bartaszoly betrifft
und den Fall der gefälschten Akten: In der Angelegenheit bin ich durch den Auftrag des Papstes geradezu zum Handeln verdonnert.«
    Prospero war erleichtert, dass Caprara dort weitermachte, denn er wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden Angelegenheiten irgendwie zusammenhingen. Sowohl der Papst als auch Ganieri standen ihnen in beiden Ermittlungen gegenüber und auch im Weg. Sicher, es konnte Zufall sein. Aber Prospero Lambertini war kein Agnostiker, der den Zufall dort bemühte, wo ihm die Erklärung nicht behagte. Ja, die Dinge hingen zusammen. Es galt nun herauszufinden, auf welche Weise sie miteinander verquickt waren.
    Caprara bat seinen Assistenten, den Vorwurf der Fälschung einstweilen noch ruhen zu lassen. Es sei besser, auf alle Gutachten zu warten und ihn im günstigen Moment zu erheben, in einem Moment, wo man den Skandal nicht einfach unter den Tisch kehren und er vielleicht sogar in dem anderen Fall nützlich sein konnte.
    »Von dem, was ihr jetzt besprechen werdet, möchte ich offiziell nichts mitbekommen«, verabschiedete er sich anschließend von seinem Assistenten. »Pass gut auf dich auf, Landsmann! Wir wissen noch nicht, wer oder was uns wirklich gegenübersteht. Wir wissen nur, dass es sehr mächtig ist und dass ich dir nicht helfen kann!«
    Caprara ging, und Prospero verfügte sich nachdenklich zu den anderen in der Küche. Während er hungrig eine Minestrone verschlang, hörte er Gonzagas Bericht an. Velloni und der Graf hatten die restlichen Krankenhäuser der Stadt und alle Friedhöfe aufgesucht, aber keine Spur von Cäcilia gefunden. Der Philologe wirkte trotz des Misserfolges nicht mehr ganz so niedergeschlagen wie noch am
Morgen. Wie Prospero es sich erhofft hatte, hatte das Tätigwerden Velloni gutgetan. Wenn man ihre Leiche nicht gefunden hatte, hieß das, dass sie durchaus noch am Leben sein konnte. Prospero merkte ihm deutlich an, dass er für sein Empfinden noch viel zu wenig tat. Wie gut, dass er jetzt Hilfe bei einer Recherche benötigte, die nur der Philologe zu leisten verstand.
    »Hör zu, Velloni, ich habe eine sehr wichtige Aufgabe für dich. Trage alles zusammen, was sich an Wissen über Vampire herausfinden lässt.«
    »Über Vampire?«
    »Ja, alles, selbst das absurdeste. Aber bereite mir das Material auf.«
    »Streng wissenschaftlich?«
    »Ja.«
    »Ohne Theologie?«
    »Ohne Bewertung! Es ist nicht wichtig, ob wir an ihre Existenz glauben oder nicht und wie sie sich im großen Heilsplan rechtfertigen, hilfreich ist nur, was wir über sie in Erfahrung bringen können. Und vor allem, was die Menschen über sie annehmen!«
    »Das wird nicht leicht. Ich habe von Vampiren zwar schon gehört, allerdings weiß ich nichts Genaueres über sie.«
    »Wenn ich Wassilij richtig verstanden habe, sind Vampire so etwas wie die Lamien.«
    »Die Lamien? Interessant. Vielleicht weisen sie auch Ähnlichkeiten mit dem Ghul auf«, spekulierte Velloni.
    »Oder mit den altrömischen Totengeistern, wie den Lemuren«, riet Prospero weiter.
    »Stimmt. Die Lemuren saugen vor allem Kinder aus. Das würde erklären, warum junge Mädchen, die wie Kinder im
Stand der Unschuld sind, gejagt werden. Ah, das könnte was sein. Die Lemuren werden doch auch Larven genannt. Ein anderes Wort für Larve ist Maske. Und während des Karnevals, in der Zeit der Masken oder auch der Larven, verschwand Cäcilia.« Prospero sah dem Freund an, dass es in ihm heftig arbeitete. Der Philologe zog die rechte Augenbraue hoch. »Glaubst du etwa, dass meine Schwester von einem Vampir entführt worden ist?«
    »Vorerst glaube ich gar nichts. Ich überprüfe lediglich jede Spur, so absurd sie sich im Anfang auch darstellen mag. Und das Gleiche würde ich auch dir empfehlen. Alles führt zu etwas!«
    »Und es existiert kein Zufall«, setzte der Philologe fort.
    »Weil der Zufall Gottes Handeln ausschließt. Und wenn Gott nicht handelt, existiert er nicht«, führte Valenti den Gedanken weiter.
    »Und da Gott existiert, kann es keinen Zufall geben!«, beendete Prospero die Argumentationskette.
    Man konnte förmlich sehen, wie Leben in Velloni drang, neues, frisches Leben. Prospero atmete erleichtert auf. Sein Freund hatte die Bedeutung seines

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