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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Palastes sein musste, denn durch die Fenster, die unerreichbar hoch für ihn kurz unter der Decke eingelassen worden waren, brach erstes Morgenlicht. Überall standen Bottiche mit Wasser, in einigen schwamm Wäsche. Kleidungsstücke, Bettlaken und Decken lagen in Haufen daneben. Vor sich entdeckte er einen Holzkessel mit einer halbflüssigen, schmierigen Substanz. Innerlich jubelte er. Seife. Er stieß den Kessel um, und die gallertartige Masse verteilte sich auf dem Boden.
    Er hatte jetzt fast das Ende des Waschraumes erreicht. Vor ihm befand sich eine weitere Tür. Er wandte sich zu seinen Verfolgern um, und der Anblick erheiterte ihn. Poelschau
und seine beiden Spießgesellen waren ins Rutschen gekommen, vollführten die komischsten Figuren und aberwitzigsten Verrenkungen, bevor sie schließlich doch auf dem Hintern oder auf dem Bauch landeten. Sie fluchten und schimpften.
    »Auf Wiedersehen Signori, hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, rief er übermütig. Aber kleine Sünden straft der liebe Gott sofort, denn diese Tür war verschlossen. Valenti rüttelte mit aller Kraft daran, doch sie wollte nicht nachgeben. Der Reitlehrer hatte es geschafft, sich zu erheben und die Schmierseifenzone zu verlassen. Seine Augen funkelten vor Wut, als er seinen Degen zog.
    »Machen Sie Ihren Frieden mit Gott, Reitknecht!«, fuhr er den Grafen an.
    »Reitknecht?«
    »Sind wir das nicht alle vor der Gräfin! Oder vielmehr«, fügte er schmierig lächelnd hinzu, »unter der Gräfin.« Daher wehte der Wind also, dachte Valenti, er hatte sich nicht getäuscht. Der Mann kochte vor Eifersucht. Zum ersten Mal sah Valenti die beiden Gehilfen des Reitlehrers, die links und rechts von Poelschau ein Stück hinter ihm zum Stehen kamen. Den einen zierten eine furchterregende Wunde an der Wange und eine taubeneigroße Beule am Kopf. Poelschau hob seine rechte Hand.
    »Lasst es gut sein. Der gehört mir. Ihr könnt gehen. Oder bleibt, wenn ihr das Schauspiel nicht verpassen wollt, wie ich den Priester ins Jenseits befördere.«
    Die beiden Gehilfen suchten sich in einiger Entfernung einen Platz. »Geben Sie mir ein Rapier!«, forderte Valenti wie selbstverständlich.
    »Wozu?«

    »Wollen Sie sich denn nicht mit mir duellieren?«
    »Träumen Sie weiter, Graf Gonzaga! Die vermeintlichen Regeln Ihres Standes gelten hier nicht. Es geht einzig und allein darum, dass ich Sie jetzt in Fetzen schneiden werde. Bedaure.«
    »Dann nenne ich Sie einen Schuft, einen ehrlosen Ganoven, einen Hundsfott, einen Dreckskerl...«
    »Sie können mir so viele Schimpfworte an den Kopf werfen, wie Ihnen beliebt. Mich interessiert nur Ihr Tod, nicht meine Ehre. Die Ehre ernährt mich nicht, die Spitze meines Rapiers hingegen schon.«
    Da wusste Valenti, dass Ignaz Edler von Poelschau nicht von Adel war und er sich das »von« nur angemaßt hatte, wenn der Name überhaupt stimmte.
    »Wer sind Sie wirklich? Sie können es mir doch sagen, wenn Sie mich ohnehin ins Jenseits schicken werden.«
    »Warum soll ich Ihnen den Tod erleichtern? Sie werden von der Hand eines Mannes sterben, über den Sie nichts, aber auch gar nichts wissen. Doch vielleicht tröstet es Sie zu erfahren, dass Sie diese Reise nicht allein antreten werden. Ihr Freund Prospero Lambertini wird Ihnen bald schon, sehr bald schon, folgen!«
    »Was hat Prospero damit zu tun?«
    »Er steckt seine große Nase zu gern in Angelegenheiten, die ihn nichts angehen. Dabei wurde er gewarnt!«
    Damit verstummte der Reitlehrer und hob mit eiskaltem Blick sein Rapier. Nichts stand nun mehr zwischen Valenti und der bösartig funkelnden Spitze des Degens.

41.
    A ls sie auf die Straße hinaustraten, nieselte es zwar noch, aber der Regen hatte an Intensität verloren. Prospero kam es so vor, als sei nur sein Körper aus der Unterwelt aufgetaucht, während sein Geist noch in der Morgue weilte. Zwei Frauen liefen laut redend und heftig gestikulierend an ihm vorbei - Römerinnen eben. In der Ferne holperte ein Fuhrwerk über die Straße. Das Leben geht einfach weiter, egal was passiert, dachte er. Er wandte sich Velloni zu und spürte sofort die ungeheure Verlassenheit des schmalen Mannes, der dort neben ihm im Regen stand. Der Philologe schien unfähig zu sein, sich zu bewegen. Mitleid überkam Prospero, gleichzeitig glaubte er an die Wirksamkeit seiner Beschäftigungstherapie. »Such in den Quellen nach allem, was du zum Thema Jungfrauenblut finden kannst«, wies er den Freund an.
    »Jungfrauenblut«,

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