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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beide Enden in seiner rechten Hand zusammen, brachte es zum Rotieren, und ehe der Reitlehrer reagieren konnte, traf ihn der schwere Stoff hart am Kopf. Er taumelte. Mit dem nächsten Schlag erwischte Valenti die rechte Hand des Feindes. Poelschau schrie auf, und das Rapier fiel zu Boden. Der Graf ließ das Laken fallen, ergriff einen am Boden stehenden Eimer und warf ihn mit aller Kraft auf den Angreifer, der von der Wucht des Aufpralls zu Boden geschleudert wurde. Um ganz sicherzugehen, stemmte sich Valenti nun gegen einen schweren Wäschebottich, bis dieser kippte und auf den Reitlehrer stürzte. Dann hob er das Rapier auf. Der Stahl in seiner Hand fühlte sich gut an. Ein Gefühl, mit dem der Graf etwas anfangen konnte.
    Poelschaus Paviane waren aufgesprungen und standen nun mit blankgezogenen Waffen vor ihm. Valenti war wild entschlossen, den Buben eine Lektion in klassischer Fechtkunst zu erteilen, auch wenn er damit aller Voraussicht nach Perlen vor die Säue warf. Er vollführte eine blitzartige Finte gegen den Linken, der erschrocken zurückwich. Dann wandte er sich mit einer Ligade gegen den rechten Feind und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Dem erneut angreifenden linken Gehilfen begegnete er mit einer Parade, die er übergangslos mit einer Riposte verband und dabei dem Gehilfen einen Stich zwischen Bauch und Herzen versetzte. Quiekend wie ein Schwein brach der zusammen.
Der Graf wusste, dass die Verletzung nicht tödlich war. Der andere Gehilfe sah von einem erneuten Angriff ab und suchte sein Heil in der Flucht.
    Valenti zögerte. Gern hätte er dem Reitlehrer endgültig den Garaus gemacht. Aber einen Wehrlosen zu töten ging gegen seine Ehre. Und die bestimmte Valentis Lebensgefühl. Vom Volk konnte man sie nicht erwarten, aber wenn es eine Rechtfertigung für die Existenz des Adels gab, dann war es die Ehre. Lumpen mochten Menschen auf jede erdenkliche Art meucheln, aber ein Mann von Adel tötete nur im fairen Kampf. Valenti hegte nicht die Illusion, dass die Mehrzahl seiner Standesgenossen diese Ansichten teilte, aber wer sein Handeln am Denken der Mehrheit ausrichtete, war ein Hundsfott.
    »Das nächste Mal, Freundchen, fechten wir es bis zum Ende aus«, rief er dem am Boden liegenden Gegner zu, der langsam wieder zu sich kam. Der flüchtige Affe war mit Sicherheit unterwegs, Hilfe zu holen. Valenti konnte also keinen Waffengang wagen, denn so leicht wie seine primitiven Schlagetots ließ sich der Reit- und Fechtlehrer sicher nicht besiegen. Einen kräftigen Fluch ausstoßend eilte der Graf dem Ausgang zu, wobei er die Seifenlache geflissentlich umging. Er hastete die Treppe hoch und spürte wieder die Schmerzen, die von seinem verstauchten Fuß ausgingen. Im Kampf auf Leben und Tod waren sie nicht mehr zu ihm durchgedrungen. Wie seltsam der Mensch doch war.
    Im Licht des Morgens wirkte das Treppenhaus nicht mehr so düster. Mühelos fand er jetzt den Ausgang zum Pier. Er kletterte in sein Boot und ruderte in Richtung Tiberinsel, um die Barke zurückzugeben und sich anschließend in der Hoffnung, Prospero Lambertini dort anzutreffen,
auf den Weg in die Cancelleria zu machen. Ansonsten würde er sich Alessandro Caprara anvertrauen.
    Auch wenn es noch nieselte, hatte sich der Himmel aufgehellt. Vielleicht würde der Regen bald ein Ende nehmen. Jetzt allerdings sah Valenti erst das ganze Ausmaß der Überschwemmung, welches das dunkle Tuch der Nacht und der Wolken so gnädig verdeckt hatte.
    Das Ufer und der gesamte Vorplatz der Synagoge hatten sich in einen See verwandelt. Der Tiber war von seinem Bett aufgestanden und hatte es sich in der Stadt bequem gemacht. In dem Moment fiel vor Valentis Augen ein Haus in sich zusammen wie ein Mensch, der die Gewalt über seine Beine verloren hat. Die oberen Stockwerke verharrten noch den Bruchteil einer Sekunde, als wunderten sie sich darüber, dass unter ihnen plötzlich nichts mehr war, das sie hielt, und stürzten dann betrübt in die Tiefe. Valenti überraschte es, wie gefühllos er die Katastrophe beobachtete. Müdigkeit betäubte zunehmend seine Wahrnehmung. Boote zerteilten die trostlose schlammigbraune Masse des Wassers. Einige Menschen suchten nach Überlebenden, andere nach fremder Habe. Es war eine gute Zeit, sich zu bereichern.

43.
    C apraras Neuigkeiten machten Prospero fassungslos. Er hatte Albani für viel zu klug gehalten, um in eine solche Falle zu tappen. Andererseits verdeutlichte Albanis Versagen, dass die gerissenen Akteure der Macht

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