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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zugleich große Dummköpfe sein konnten.
    Als der spanische König Karl II. vor einem Vierteljahr gestorben war, ohne einen Erben zu hinterlassen, entbrannte zwischen dem französischen König Ludwig XIV. und Kaiser Leopold I. ein Streit um die Krone Spaniens, mit der beide ihre zweitgeborenen Söhne zu krönen gedachten.
    Jeder der zwei Herrscher verwies auf gute dynastische Gründe zu Gunsten seines Sohnes. So weit bestand ein Patt. Aber hinzukam, dass der Franzose vom kinderlosen Karl II. - den das Volk El Hechizado, den Verhexten, nannte - im Testament als Nachfolger bedacht worden war. Diese letzte Verfügung des spanischen Monarchen sorgte dafür, dass sich die Waagschale der rechtlichen Erwägungen zu Gunsten des französischen Königssohns neigte. Und genau darin bestand das Problem des Papstes. Denn ein Mann hatte sich bei dem vom Tode gezeichneten Spanier besonders für die französische Lösung stark gemacht: der Kardinal Albani. Dadurch hoffte er, die Unterstützung des Sonnenkönigs für das bevorstehende Konklave zu bekommen. Alles ging gut. Albani wurde gewählt. Die Franzosen unterstützten ihn, die Österreicher hatten keine Einwände, denn sie wussten nichts von Albanis Geheimdiplomatie. Karl II. starb am 1. November 1700 sechs Tage vor seinem neununddreißigsten Geburtstag. Drei Wochen später krönte
man Gian Francesco Albani mit der Tiara, und er nahm den Namen Klemens XI. an.
    Unglücklicher hätte kein Pontifikat beginnen können, denn die scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Bourbonen und den Habsburgern um die Herrschaft über Spanien, Neapel und Sizilien zerriss sehr schnell den Schleier, der die geheimen Aktivitäten Albanis bis dahin bedeckt hatte. Der neue Papst stand jetzt für die Österreicher als Lakai des französischen Königs da. Er durfte sich einerseits nicht vom Sonnenkönig distanzieren, musste jedoch andererseits den Kaiser mit sich versöhnen, um in dem Konflikt, der sich zum Krieg auszuweiten drohte, eine neutrale Position einzunehmen. Gelang ihm das nicht, konnte es ihn die Tiara kosten.
    »Du kennst den Schauplatz des bevorstehenden Krieges«, konstatierte Caprara.
    »Italien. In Italien werden die Heere der Großmächte aufeinandertreffen«, schlussfolgerte Prospero. Klemens XI. besaß also ein vitales Interesse daran, Leopold gnädig zu stimmen. Eine Expressheiligsprechung eines Familienmitgliedes stellte in diesem Zusammenhang eine schöne und verbindende Geste dar. Einmal mehr wurde Prospero klar, dass Albani ein Schurke war.
    »Deshalb also!«, stellte er grimmig fest.
    »Ich habe noch etwas in Erfahrung gebracht.« Caprara schüttelte seufzend den Kopf; es war nicht auszumachen, ob er verärgert oder nur verwundert war. »Ich habe einige juristische Dokumente aus der Geschichte unserer Kirche studiert. Wenn sich der Kaiser auf Friedrich I. Barbarossa und seinen Kanzler Rainald von Dassel beruft oder wenn er die Argumentationslinien Pater William von Ockhams und Fra Marsilios aus dem Defensor pacis übernimmt, dann
kann er daraus das Recht ableiten, als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches den Papst wegen schlechter Amtsführung abzusetzen.«
    »Den Papst absetzen?«, entfuhr es Prospero. Die Kinnlade fiel ihm herunter.
    »Mach den Mund zu. Luther hat es getan, Heinrich VIII. hat es getan, jeweils für ihre Lande. Wenn die Heere sich in Italien Schlachten liefern, wäre es für die Armee des Kaisers ein Leichtes, nach Rom zu kommen und einen Österreicher auf die Cathedra Petri zu setzen.«
    Prospero mochte Albani nicht, aber immerhin war er jetzt der Pontifex und damit sakrosankt. Das galt für ihn bei allem persönlichen Hader als oberstes Gesetz: Den im Konklave gewählten Nachfolger Christi durfte niemand abberufen außer Gott. Es war gut, dass Caprara herausgefunden hatte, wie dicht Klemens XI. mit dem Rücken zur Wand stand. Man musste ihm wohl zugestehen, dass er angesichts der verfahrenen Situation das Richtige tat. Auch wenn es unmoralisch und die Folge zuvor begangener Torheiten war.
    In ihr betretenes Schweigen hinein drängte sich der Lärm eiliger Schritte. Die Tür wurde aufgerissen und ein zerzauster Mann in der Kleidung eines Geistlichen, aber mit einem Rapier in der Hand trat in das Arbeitszimmer. Nur Menschen, die ihn gut kannten, hätten in dem Eindringling den Grafen Sylvio Valenti Gonzaga zu erkennen vermocht.
    »Heilige Jungfrau Maria! Was ist denn dir widerfahren?«, rief Prospero entgeistert aus. So hatte er seinen Freund noch nie

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