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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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deutlich weniger uneigennützig als andere Gruppen, die sich, wie etwa Volkswirte, stärker dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen.
    Auch Radrennfahrer sollten eigentlich Egoisten in Reinkultur sein, weil jeder gewinnen will, aber nur einer gewinnen kann. Hat sich andererseits eine Spitzengruppe vom Hauptfeld abgesetzt, können die Fahrer ihre Position nur halten, wenn sie Tempo machen. Das aber zehrt vor allem an den Kräften des Vordersten, dahinter kann jeder im Windschatten seines Vordermannes Kraft sparen. Wenn aber jeder im Windschatten fahren will und niemand an der Spitze, kommt die Gruppe nicht so recht voran und verliert bald ihre Führungsposition. Also opfert sich einer, fährt eine Zeitlang als Altruist an der Spitze der Gruppe und lässt sich bald wieder zurückfallen, um einen anderen die anstrengende Führungsposition zu überlassen.
    Ein ähnliches Verhalten zeigen auch Enten und Gänse bei längeren Flugstrecken: Das Tier an der Spitze lässt sich regelmäßig ablösen, so kommen alle sicherer und ausgeruhter ans Ziel. Richtiger Altruismus ist das aber nicht, weil jeder ihn zeigt und der Führende bald abgelöst wird. Wissenschaftler haben daher den Begriff »Reziproker Altruismus« für solche wechselseitige Selbstlosigkeit geprägt.
    Dass nicht alle Menschen gleichermaßen selbstlos sind, zeigt auch die tägliche Erfahrung. Nach einer Naturkatastrophe spendet nicht jeder für die Opfer, sondern nur einige. Und bei Gemeinschaftsaufgaben gibt es erfahrungsgemäß immer Drückeberger, die vom Engagement der anderen profitieren.
    Der Umgang mit Trittbrettfahrern
    Weshalb die Zahl dieser Trittbrettfahrer aber meist erstaunlich klein ist, versucht die Wirtschaftswissenschaftlerin Bettina Rockenbach von der Universität in Erfurt mit Hilfe ihrer Studenten herauszufinden. Bei ihren Praxistests durften sich 84 Studenten für eine von zwei Gruppen entscheiden, in denen es jeweils um die Funktionsprinzipien gesellschaftlicher Kooperationen ging. Alle Gemeinschaftsarbeiten werden erfahrungsgemäß gern von Menschen ausgenutzt, die für kommunale Projekte wie den Bau eines Dorfbrunnens oder die Reinigung des Gemeindesaales keinen Finger rühren, sich aber ihrer Vorteile bedienen, etwa Wasser aus dem neuen Brunnen schöpfen. In der einen Spielgruppe konnten solche Trittbrettfahrer von anderen Teilnehmern bestraft werden, in der anderen Gruppe nicht.
    Mit solchen Experimenten wollen die Wissenschaftler untersuchen, welche Faktoren die Zusammenarbeit in kleinen Gruppen, etwa in einer Horde Jäger in der Steinzeit, erst ermöglicht. In manchen Naturvölkern werden Trittbrettfahrer noch heute von gemeinsamen Festen ausgeschlossen. In vergleichbaren Kleingruppen könnte sich, nach Meinung vieler Anthropologen, die menschliche Fähigkeit zum Altruismus entwickelt haben.
    Im Experiment ging es nicht um Dorfbrunnen oder Gemeindesäle, sondern um Geld. Zu Beginn erhielt jeder Student 20 Einheiten Spielgeld. Um einen echten Anreiz zu haben und das karge Studenteneinkommen ein wenig aufzubessern, durften sich die Teilnehmer am Ende die während des Spiels erwirtschafteten Beträge auszahlen lassen. Gewinne aber konnten sie nur gemeinsam machen: Freiwillig und anonym konnte jeder Teilnehmer Spielgeld in eine gemeinsame Kasse einzahlen. Der Spielleiter erhöhte die eingezahlten Beträge um zwei Drittel und teilte das Gemeinschaftsgeld anschließend an alle Gruppenmitglieder gleichmäßig auf.
    Fast zwangsläufig treten bei einem solchen System Trittbrettfahrer in Erscheinung, die keinen Cent in die Kasse einzahlen, beim Auszahlen der Gewinne aber die Hände aufhalten. Der Spielleiter informierte die Teilnehmer auch, ob es Trittbrettfahrer in der eigenen Gruppe gab, ohne allerdings ihre Namen zu verraten. Gab es passive Nutznießer, reduzieren die Altruisten in der Gruppe, in der es keine Strafmöglichkeiten gab, ihre Einzahlungen in die Kasse. Da die Trittbrettfahrer auch weiter ungestraft von den Einzahlern profitierten, sank der Gewinn für alle und bald brach die Kooperation zusammen.
    Strafe muss sein
    Zu Beginn entschieden sich zwei Drittel der Studenten für die Gruppe ohne Strafen. Weil dort aber die Trittbrettfahrer den Profit schmälerten, wechselten nach jeder Spielrunde einige Teilnehmer in die Gruppe mit Sanktionen. »An möglichst hohen Gewinnen aber orientieren sich diese Wechsler nicht«, meint Bettina Rockenbach. Denn auch das Sanktionieren war kostspielig: Wer einen anonymen Trittbrettfahrer strafen wollte,

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