Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
Vom Netzwerk:
Porzellan-Herstellung bekannt.
    Manche Pygmäen des afrikanischen Regenwaldes nehmen die Substanz hingegen als Mittel gegen Durchfall ein. Ähnlich wie eine Kohletablette entzieht sie dem Darm Wasser und bindet verschiedene Giftstoffe. Genau das erklärt wohl auch die Begeisterung der Elefanten für Kaolin. Vermutlich machen die Dickhäuter damit Giftstoffe unschädlich, die sie mit Blättern und Früchten täglich zu sich nehmen. Zum selben Zweck fressen die Roten Colobus-Affen auf Sansibar regelmäßig Holzkohle von verbrannten Bäumen. Offenbar entgiften die Tiere auf diese Weise die Blätter auf ihrem Speiseplan.
    Pflanzen gegen Durchfall
    Auch für akute Erkrankungen kennen manche Tiere eine Kur. So wurde beispielsweise im Mahale Mountains Nationalpark in Tansania ein Schimpansenweibchen beobachtet, dem es offensichtlich schlecht ging: Es wurde von Durchfall gequält und saß apathisch herum. Schließlich raffte es sich auf und zog einen Schössling des kleinen Baumes Vernonia amygdalina aus dem Boden. Normalerweise verschmähen Schimpansen diese Pflanze. Doch nun schälte das Tier sorgfältig Rinde und Blätter ab und kaute das saftige Mark. Einen Tag später war es wieder fit. Forscher untersuchten den Kot des genesenen Schimpansen und fanden darin Darmparasiten, die durch die Kur offenbar abgetötet worden waren. Im Labor konnten sie aus der Pflanze einen bisher unbekannten Wirkstoff gegen Parasiten und Bakterien isolieren. Und es wurde auch klar, warum das Schimpansenweibchen nur das Mark gefressen hatte: Blätter und Rinde des Baumes enthalten zu viele giftige Substanzen.
    Eine ähnliche Pflanzenkur verwenden auch die Schimpansen im Gombe-Schutzgebiet in Tansania. Dort falten die Tiere die Blätter einer mit der Sonnenblume verwandten Pflanzengattung namens Aspilia zusammen, rollen sie im Mund hin und her und schlucken sie schließlich unzerkaut hinunter. Nach einer Weile scheiden sie die Pflanzenteile unversehrt wieder aus. Angenehm kann es nicht sein, wenn die stark behaarten Blätter durch die Kehle gleiten. Doch auch das scheint eine Methode zu sein, um Parasiten loszuwerden. Jedenfalls fanden Wissenschaftler im Kot der Schimpansen zahlreiche Würmer, die zwischen den Haaren der ausgeschiedenen Pflanzenteile hängengeblieben waren.
    Von den Tieren lernen
    Neben solchen im Inneren des Körpers wirkenden »Medikamenten« kennen Tiere offenbar auch Präparate zur äußerlichen Anwendung. Kapuzineraffen in Costa Rica zum Beispiel brechen die Früchte bestimmter Zitrusgewächse auseinander und schmieren sich deren Fruchtfleisch und Saft ins Fell. Offenbar schreckt das lästige Insekten ab. Auch die Braunbären Nordamerikas scheinen ein solches Insekten vertreibendes Naturpräparat entdeckt zu haben: Sie reiben sich die zerkauten und mit Speichel vermischten Wurzeln der karottenähnlichen Pflanze Ligusticum porteri ins Gesicht.
    Dieses Gewächs nutzen auch die Navajo-Indianer, um Magenschmerzen und Infektionen zu behandeln. Ihre Legenden berichten, dass es einst die Bären waren, von denen die Menschen das Wissen über die Heilkräfte der Wurzel gelernt haben. Solche Sagen über weise Tiere, die den Menschen medizinisch wirksame Pflanzen geschenkt haben, gibt es bei vielen Naturvölkern. Und tatsächlich sind viele der von Tieren genutzten Heilpflanzen auch bei den Menschen bekannt, die in der jeweiligen Region leben. Vielleicht haben die Menschen ja tatsächlich einen Teil ihres medizinischen Wissens von den Tieren abgeschaut.
    Neue Erfolge mit alten Mitteln
    Das Wissen über andere Präparate dürften die Völker der Erde selbst entdeckt und dann über Generationen weitergegeben haben. In verschiedenen Regionen der Welt gibt es eine alte Volksmedizin, für die sich auch die moderne Wissenschaft zunehmend interessiert. So gehen traditionelle afrikanische Heiler seit Jahrhunderten auf vielfältigen Wegen gegen die verschiedensten Leiden vor. Mit geraspelten Wurzeln und Rindenpräparaten, mit Tees, Umschlägen und Einläufen aus Blättern erzielen sie mitunter so erstaunliche Erfolge, dass Wissenschaftler die Wirkstoffe aus der Wald-Apotheke gern auch für Kranke in anderen Teilen der Welt nutzbar machen würden. Denn die moderne High-Tech-Medizin hat bei weitem nicht für alle Leiden die perfekte Lösung. Zumal sich viele Krankheitserreger mit der Zeit an die bekannten pharmazeutischen Waffen anpassen und Resistenzen ausbilden. Gegen Malaria zum Beispiel wirken viele Präparate mancherorts schon nicht mehr.

Weitere Kostenlose Bücher