Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Grinsen, während er Reuthers zu einem Tisch führte, von dem aus man das Wasser nur in dem bereitgestellten Krug bewundern konnte. »Sie sehen ja, warum wir einige Tische freilassen mußten«, flüsterte er, wobei er zum Fenster wies.
    Reuthers blieb fast das Herz stehen. Denn dort an einem Tisch saß, ganz allein, sonnengebräunt und lächelnd, das beliebteste Paar der Vereinigten Staaten: der ehemalige Präsident und seine Frau, die Kongreßabgeordnete.
    Reuthers griff in seine Tasche, wo sich, verborgen in einem Zigarettenetui, sein Abhörgerät befand. Mit einer beiläufigen Bewegung klappte er das Etui auf und stellte es auf den Tisch, so daß die Öffnung in Richtung der Britland zeigte. Dann kratzte er sich am Kopf und setzte dabei den kleinen Ohrhörer ein. Sofort hörte er Henry Parker Britlands IV. Stimme: »Das Treffen mit Alesso morgen wird sicher interessant.«
    Alesso! dachte Reuthers. Warum will Britland ihn treffen?
    Er legte die Hand übers Ohr, um es gegen das Stimmengewirr von den anderen Tischen abzuschirmen. Doch da bemerkte er, daß ihn jemand ansprach.
    »Es tut mir leid, Sir, aber das Rauchen ist hier nicht gestattet.« Als Reuthers aufblickte, sah er das mißbilligende Gesicht des Oberkellners vor sich. Dabei verpaßte er den Rest von Sundays nächstem Satz: »Alesso bringt Beweise
    …«
    »Ich rauche doch gar nicht«, widersprach Reuthers. Der Oberkellner betrachtete tadelnd das offene Zigarettenetui.
    »Ich lege es nur auf den Tisch, um meine Willenskraft auf die Probe zu stellen«, erklärte Reuthers barsch.
    »Wenn Sie erlauben, Sir …« Der Oberkellner schob das Zigarettenetui zwischen die Blumenvase und den Brotkorb, den ein Kollege soeben gebracht hatte. »Jetzt können Sie es in Ruhe anschauen, ohne daß die anderen Gäste es bemerken und glauben, daß Sie hier rauchen dürfen. Vergessen Sie nicht, daß Sie vielleicht nicht der einzige sind, der es sich abgewöhnen will. Haben Sie übrigens schon mal daran gedacht, es mit Nikotinkaugummi zu versuchen? Das wirkt Wunder.«
    »Hau ab, du Idiot. Britland sieht dich an.«
    Als Reuthers die vertraute, zornige Stimme hörte, fuhr er zusammen.
    »Vielleicht erkennt er dich wieder, du Schwachkopf!«
    Reuthers drehte sich um und ließ die Augen ängstlich durch den Raum schweifen. Wie hatte sich Angelica wohl heute verkleidet? Wenn sie hierhergekommen war, anstatt von New York aus direkt nach Costa Barria zurückzukehren, mußte sie ziemlich besorgt sein. Er entdeckte eine grauhaarige Dame, die allein an einem Tisch saß. Das war sie! Die einsame Wilma, eines von Angelicas vielen alter egos. Als er den Kopf zu den Tischen am Fenster wandte, traf sich sein Blick mit dem des ehemaligen Präsidenten.
    Seit ihrer letzten Begegnung waren zweiunddreißig Jahre vergangen. Reuthers hatte als einer von Garcia del Rios Leibwächtern an der verhängnisvollen Bootspartie teilgenommen. Offiziell war er mit seinen Kollegen wegen Pflichtverletzung hingerichtet worden, weil er den Premierminister nicht richtig beschützt hatte.
    Würde Britland ihn nach all den Jahren wiedererkennen?
    Da er es nicht darauf ankommen lassen wollte, drehte er sich um und kehrte Britland den Rücken zu.
    »Ich werde heute doch nicht hier essen«, sagte er knapp und eilte aus dem Restaurant.
    Er stand schon am Aufzug, als der Oberkellner ihn einholte. »Sie haben Ihr Etui vergessen, Sir«, meinte er.

    Jack Collins, der Chef der Personenschutzeinheit von Henry Britland rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    Er saß einen Tisch neben dem ehemaligen Präsidenten, und seine innere Stimme, die ihn meistens vor Gefahr warnte, gellte ihm regelrecht in den Ohren. Irgend etwas war hier faul! Besorgt sah er sich um und beobachtete aufmerksam die anderen Gäste. Die meisten waren offensichtlich wohlhabend – viele ältere Ehepaare und einige Familien mit kleinen Kindern, alle sonnengebräunt und guter Laune. Ein paar Geschäftsleute tauschten Anekdoten aus.
    Wahrscheinlich sind sie auf einem Golfausflug, den sie ihrer Firma auf die Spesenrechnung setzen, überlegte Collins mit einem Anflug von Neid.
    Er bemerkte, wie ein Mann mit kerzengerader Haltung aus dem Restaurant eilte und dabei fast mit vier eleganten älteren Damen zusammenstieß. Er wirkte sehr verärgert.
    Collins beobachtete, daß der Maître d’hôtel die Damen an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants, genau zwischen die Familien mit den Kleinkindern führte. Er konnte ihre unzufriedenen Gesichter verstehen.

Weitere Kostenlose Bücher